Donnerstag, 3. Dezember 2015

69: Chile: Carretera Austral (16.11.-28.11.2015)


Die Carretera Austral – berühmt-berüchtigte Straße durch den wilden Süden Chiles. Südlich von Puerto Montt beginnt die Region der Inseln, Fjorde und Gletscher.

IMG_3617_1024x365

Lange überlegen wir, ob wir die Carretera Austral fahren sollen oder doch lieber den Umweg über Argentinien’s Asphaltstraßen machen sollen. Denn man hört viel über den Zustand der Straße. Von den 1.200 Kilometern sind nur 300 Kilometer asphaltiert, und die Meinungen gehen von “katastrophal” über “na ja, geht schon irgendwie” bis hin zu “recht gut”. Um uns eine eigene Meinung zu bilden, und weil es ein richtiges Abenteuer sein soll, entscheiden wir uns letztendlich für die Carretera Austral.

Aber zuerst müssen wir ja noch auf unsere neuen Stoßdämpfer in Puerto Montt warten. Die Zeit vertreiben wir uns in der Gegend um den Lago Llanquihue mit seinen netten, deutsch angehauchten Orten, wie hier Puerto Varas:

CIMG1511_1024x712

Am 17. November ist es dann so weit. Der Bulli bekommt seine neuen Stoßdämpfer, und direkt von der Werkstatt soll’s los gehen auf die Carretera. Da man unterwegs einige Fähren nehmen muss (man muss immer mal wieder einen Fjord überqueren), machen wir noch einen Stopp bei der Fährgesellschaft, um zumindest die lange Fähre von Hornopirén nach Caleta Gonzalo zu reservieren. Die Reservierung ist schnell gemacht, eine Sache von fünf Minuten. Wir sind fast fertig, müssen nur noch unsere Kreditkarte durchziehen. Dummerweise springt genau jetzt der Uhrzeiger auf 13.00 Uhr, und unsere Bearbeiterin aus ihrem Stuhl. “Mittagspause! Kommen Sie um 15:00 Uhr wieder!” Wir denken an einen schlechten Witz, aber die Dame – bereits in Mantel und Hut – klappert bedrohlich mit ihren Schlüsseln. Es wird tatsächlich zugesperrt. Von Überstunden, Überminuten oder Übersekunden scheint man hier noch nie etwas gehört zu haben. Tja, dann überbrücken wir halt die zwei Stunden irgendwie. Und da sich das Fährbüro in Angelmó befindet, nutzen wir die Zeit, um den netten Fischerhafen mit seinen vielen Kunsthandwerksläden zu besichtigen. Neben Bergen von Holzschnitzereien und dick gestrickten Pullovern gibt es hier vor allen Dingen viele köstliche Leckereien. Viel frischen Käse…

CIMG1515_1024x768

… und frischen Fisch (vor allem Lachs) und Meeresfrüchte.

CIMG1521_1024x768

CIMG1517_1024x768

Pünktlich um 15:00 h stehen wir wieder vor dem Büro, ziehen unsere Kreditkarte durch, und dann geht’s los – das Abenteuer Carretera Austral. Man sagt ja immer, man solle die Straße nur fahren, wenn das Wetter gut ist. Aber wann soll das denn sein? Bei 300 Regentagen im Jahr!? Wir fahren bei Regen los und sehen schwarz, aber als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauen, sehen wir nicht mehr schwarz, sondern weiß: Neuschnee – es hat in der Nacht runtergeschneit auf 600 Meter. Das kann ja heiter werden. Die ersten Kilometer gestalten sich deshalb schon etwas rutschig.

CIMG1526_1024x768

Schon bald erreichen wir Caleta La Arena und unsere erste Fähre über den Reloncaví-Fjord, die uns in 30 Minuten nach Caleta Puelche übersetzt. Wir haben weder eine Reservierung noch einen Zeitplan, und freuen uns, dass wir genau zur Abfahrt um 11:00 h an den Hafen kommen.

CIMG1530_1024x768

Während der Überfahrt scheint sogar die Sonne, und wir genießen den Blick auf’s Meer und auf die Berge im Hintergrund.

CIMG1535_1024x768

Immer wieder passieren wir Schilder, die uns zeigen, wie weit es noch ist. Denn Coyhaique ist grade mal die Hälfte der Strecke.

CIMG1554_1024x768

Die Carretera Austral wurde erst ab den 1970er Jahren durch die Wildnis geschlagen. Sie wird von dichtem Urwald beherrscht. Kalter Regenwald, Bambus- und Fuchsiengewächse, Flechten und Farne, und nur wenige kleine Orte. Immer wieder sieht man – wenn das Wetter mal gut sein sollte – Gletscher, schneebedeckte Gipfel, tief eingeschnittene Fjorde und tiefblaue Seen. Die Straße wurde vom Militär im Auftrag von Diktator Pinochet gebaut, der eine Nord-Süd-Straßenverbindung parallel zur argentinischen Grenze wollte. Aber zunächst sehen wir erst mal nur Schotter und Schlaglöcher. Und freuen uns, wenn uns eines der großen Fahrzeuge entgegen kommt, das immer mal wieder die Straße glatt schrubbt.

CIMG1556_1024x768

Nach den ersten Stunden Schüttelpiste im Regen fragen wir uns, ob es wirklich eine gute Idee war!?! Aber es gibt immer noch ärmere Schweine – von den ärmsten der armen, nämlich der tapferen Radfahrer, ganz zu schweigen.

CIMG1563_1024x768

Aber als am nächsten Tag die Sonne wieder scheint (zumindest für ein paar Minuten), wissen wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

CIMG1567_1024x688

Mal wieder wartet eine Fähre auf uns – diesmal die Fähre von Hornopirén nach Caleta Gonzalo. Wir haben eine Reservierung für Freitag, aber wir sind schon am Donnerstag da und haben das Glück, dass man uns noch auf den letzten Quadratmeter der Fähre lässt.

CIMG1583_1024x768

Leider regnet es, wir sitzen die meiste Zeit im Auto, nur ab und zu wagen wir einen Blick auf die umliegenden, frisch verschneiten Berge.

CIMG1588_1024x768

Nach drei Stunden erreichen wir Leptepú. Wir verlassen die Fähre, fahren zehn Kilometer Schotterpiste, und dann geht’s bereits auf die nächste Fähre. Diese zehn Kilometer wird Rallye gefahren, jeder will der erste sein, der wieder auf der Fähre ist. Denn das Auffahren und Verlassen der Fähre ist der reinste Alptraum. Man fährt rückwärts einen steilen Hang hinab. Manche Autos, vor allem Busse, sitzen beim Befahren auf.

IMG_3552_1024x683

Der nervenstarke Thomas schrammt zum Glück kein Auto, aber ich nur knapp am Herzinfarkt vorbei. Das ist wirklich nur was für extrem gute Autofahrer.

Nach einer knappen Stunde erreichen wir Caleta Gonzalo, und damit den Pumalín Nationalpark. Es regnet in Strömen, als wir uns auf den Weg machen. Schade, denn die schönen Wanderungen, die zu den umliegenden Wasserfällen führen, sind wegen Überschwemmung gesperrt.

IMG_3558_1024x683

Nach 20 Kilometern erreichen wir einen netten kleinen Campingplatz und beschließen, hier die Nacht zu verbringen, in der Hoffnung, am nächsten Tag würde die Sonne wieder scheinen. Der Parque Pumalín ist das größte private Naturschutzgebiet der Welt und gehört zu den schönsten Naturparks in ganz Chile. Er gehört dem Amerikaner Douglas Tompkins, Gründer der Outdoormarke “The North Face” und Mitbesitzer der Modefirma “Esprit”. Der Park ist wirklich wunderschön, es gibt Biogärten, Trekkingpfade, Naturlehrpfade und wunderschön angelegte Campingplätze. Jeder Stellplatz hat sein eigenes Häuschen, wo man wenigstens trocken sitzen kann.

IMG_3560_1024x683

Auf diesem Platz verbringen wir ganze drei Nächte. Während der ersten 24 Stunden regnet es wie aus Eimern. Wir sitzen den ganzen Tag im Auto, wie in einer Autowaschanlage. In diesen Tagen müssen wir uns wenigstens um Frischwasser keine Sorgen machen. Unsere Kanister und Wasserschüsseln sind jeweils nach zwei Stunden komplett voll. Aber am nächsten Tag scheint doch tatsächlich für ein paar Stunden die Sonne und wir machen einen kleinen Ausflug auf einem der nett angelegten Naturlehrpfade durch den Dschungel.

CIMG1622_1024x768

Es gibt jede Menge von Farn-, Lianen- und Bambusgewächsen, aber am meisten beeindrucken uns die Pangue-Pflanzen. Man nennt sie auch Nalca, und sie ähneln unserem Rhabarber. Ihr Stiel wird wie Rhabarber gekocht und gegessen. Die Blätter sind allerdings wesentlich größer.

IMG_3573_1024x683

IMG_3572_1024x683

Um unsere vom Vortag eingerosteten Knochen etwas zu lockern, laufen wir noch einige Kilometer auf der Carretera Austral. Plötzlich sehen wir von Ferne den Vulkan Chaitén, der 2008 ausgebrochen ist. Auch heute raucht er bedrohlich.

IMG_3579_1024x683

Der Vulkan Chaitén ist am 2. Mai 2008 in den frühen Morgenstunden ausgebrochen und schleuderte seine Asche bis zu 20 Kilometer hoch. Dabei wurde der komplette Ort Chaitén zerstört. Nähert man sich dem Vulkan, verschwindet die üppige Urwaldvegetation und wird ersetzt durch kahle, von Asche überzogene Bäume.

IMG_3585_1024x683

Ein trauriger Anblick – aber eine schöne Wanderung hinauf zum Vulkan, die wir am nächsten Morgen in Angriff nehmen.

CIMG1631_1024x756

Ein gut markierter Wanderweg  führt über steile Stufen hinauf zum Kraterrand und erzählt genau die tragische Geschichte des Ausbruchs.

CIMG1633_1024x763

Schon bald hat man bei schönem Wetter (heute ist es natürlich bedeckt) einen Blick bis hin zum Meer.

CIMG1668_1024x768

Der Vulkan raucht aus allen Öffnungen, und es herrscht eine ganz gruselige Stimmung, als wir uns zum Gipfelfoto aufstellen:

CIMG1658_934x768

Wir beschließen, noch einen Tag am Fuße des Vulkans zu verbringen und finden einen der schönsten, wenn nicht sogar DEN schönsten Campingplatz unserer Reise: den Camping El Volcán. Jeder Platz hat seine eigene kleine Pagode mit eigenem Wasserhahn, und die einzelnen Plätze liegen kilometerweit auseinander.

IMG_3598_1024x683

Neben einem netten Ehepaar aus München, mit denen wir bereits auf dem Vulkan waren, sind wir die einzigen Besucher. Die Saison hat noch nicht begonnen, deshalb wird im Moment für diese wunderschönen Plätze auch noch nicht einmal kassiert. Von hier haben wir einen herrlichen Blick zum Vulkan Chaitén auf der einen Seite, und zum Gletscher des Vulkans Michinmahuida (2.400 m) auf der anderen Seite:

IMG_3595-Montage_4010x1241

Als der Ort Chaitén im Jahre 2008 zerstört wurde, wollte die Regierung den Ort nicht wieder aufbauen wegen der Gefahr eines neuen Ausbruchs. Aber die damals evakuierten Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut zurück lassen mussten, sind auf eigenen Wunsch wieder zurück gekehrt. Trotzdem zeugen noch viele Häuser von der Katastrophe. Entweder sind sie komplett zerstört…

IMG_3624_1024x683

… oder sie stehen noch und sind mit Asche angefüllt:

IMG_3622_1024x683

Der Flughafen wurde noch nicht wieder aufgebaut. Ein Teil der Carretera Austral wurde einfach verbreitert und dient als Landebahn. Ein Flughafengebäude steht noch nicht.

IMG_3614_1024x683

Als wir Chaitén verlassen, sind wir traurig, dass wir nun den Pumalín Park hinter uns lassen. Doch nach 20 Kilometern kommen wir plötzlich doch noch mal in den Park, in den Sector Amarillo.

IMG_3632_1024x683

Ohne zu zögern sind wir uns einig, dass wir hier noch einen Tag verbringen. Und dieser Teil des Parks ist genauso wunderschön und liebevoll gestaltet wie der Nordteil. Selbst so etwas alltägliches wie ein Lageplan wird hier zum Kunstwerk. Alles ist per Hand in Holz geschnitzt.

IMG_3626_1024x683

Wir sind total begeistert und glücklich, dass wir nochmal eine Nacht in unserem Lieblingspark verbringen dürfen, wieder auf einem der herrlich angelegten Campingplätze mit Blick auf den Vulkan Michinmahuida. Bei einer langen Wanderung durch den Park wundern wir uns immer wieder über die gepflegten Anlagen. Die Rasenflächen ähneln einem Golfplatz.

CIMG1672_1024x768

Kein Wunder, arbeiten doch jede Menge erfahrener Landschaftsgärtner hier:

CIMG1678_1024x768

Unser Fazit vom Pumalín-Park: traumhaft schön, selbst bei Regen, wenn der Urwald dampft. Wir haben auf unserer Reise keinen schöner angelegten Park gesehen. Und das ohne Eintrittsgeld, und ohne Campinggebühren (zumindest um diese Jahreszeit).

Hinter Chaitén geht es noch einige Kilometer auf herrlich asphaltierter Straße, bevor die ganz große Schüttelei beginnt. Am Lago Yelcho entlang, wo die Straße ohnehin schlechte Schotterpiste ist, ist auf Grund der starken Regenfälle der Berg gerutscht. Man hat notdürftig eine schmale steinige Gasse in den Berg gehauen.

IMG_3645_1024x683

Bei diesem Überholmanöver (man hat uns gezwungen, den LKW zu überholen) wurden unsere ohnehin stark strapazierten Nerven mal wieder auf die Probe gestellt. Aber wir haben es geschafft. Ohne umzukippen. Sehr holprig geht’s dann weiter. Nur gut, dass man die Augen auf die Straße richten muss und keine Zeit hat, nach links in den tiefen Abgrund zu schauen!

IMG_3646_1024x683

Die Baustelle setzt sich noch über einige Kilometer fort und Schlaglöcher, grober Schotter und tiefe Pfützen wechseln sich ab.

IMG_3648_1024x683

Wir freuen uns über jede Brücke, denn die Brücken sind immer asphaltiert. Die großen, modernen…

IMG_3656_1024x683

… aber auch die kleinen mit den zum Teil lustigen Namen. Wie hier die “Helmuth Hopperdietzel Brücke”:

IMG_3661_1024x683

Nach vielen mühsamen Kilometern erreichen wir schließlich gut durchgeschüttelt Puyuhuapi, einen kleinen malerischen Ort an einem weiteren Fjord.

IMG_3658_1024x683

Hier beginnt der Nationalpark Queulat, dessen Hauptattraktion der Ventisquero Colgante, der Hängende Gletscher, ist. Natürlich regnet es in Strömen, als wir ankommen. Wir verzichten deshalb auf die Wanderung hinauf zum Gletscher und begnügen uns mit einer kurzen Wanderung zur Laguna Témpanos. Hierzu überquert man eine lange Hängebrücke, auf der nur vier Personen gleichzeitig sein dürfen. Zum Glück kommen wir eine Minute vor der riesengroßen chilenischen Reisegruppe an…

CIMG1689_1024x768

Wir sind enttäuscht, dass wir selbst von der Lagune aus einfach gar nichts sehen, alles nur grau in grau. Traurig machen wir uns auf den Weg zurück zum Auto und kochen uns zum Trost einen Kaffee. Plötzlich hört man aufgeregte Rufe “der Gletscher, der Gletscher”, und mit Kaffeetasse bewaffnet rennen wir schnell zum Mirador. Tatsächlich, das Wetter hat kurz eine Regenpause eingelegt, und wir bekommen doch tatsächlich noch den hängenden Gletscher zu Gesicht:

IMG_3671_512x768

 

IMG_3668_1024x683

Die Nacht verbringen wir an einem schönen Platz direkt am Fjord und beobachten während des Frühstücks spielende Seelöwen direkt vor unserer Fensterscheibe. Denen macht der Regen nichts aus, der seit dem Vorabend unseren Platz total aufgeweicht hat. Dementsprechend sieht auch die Straße am nächsten Morgen aus – die vielen Schlaglöcher haben sich alle zu kleinen Teichen verwandelt.

IMG_3688_1024x683

Die nächsten 50 Kilometer sind die schlechtesten der bisherigen Strecke. Ein Schlagloch am anderen, und meistens kann man nicht ausweichen, es gilt nur “Augen zu und durch”. In steilen Serpentinen geht es über übelste Schlaglochpiste auf einen Pass hinauf, aber oben ist dann Schluss mit schlecht. Wir rollen auf schöner Asphaltstraße hinab und genießen plötzlich ganz andere Landschaft. Almwiesen und bunte Blumen. Ganze Wiesen leuchten in lila mit diesen wunderschönen Blumen (Stefan?):

IMG_3716_1024x683

IMG_3718_1024x683

IMG_3720_1024x683

Nach so viel Urwald ein Genuss für das Auge!

Wir erreichen schließlich Coyhaique, die Hauptstadt der Region Aysén, wo wir unsere Vorräte aufstocken. Ganz wichtig natürlich, unsere Haferflocken-Vorräte. Gleich hinter Coyhaique beginnt die Reserva Nacional Cerro Castillo. Hier finden wir einen tollen Platz an einem Fluss und machen eine lange Wanderung auf dem Weiterwanderweg Sendero de Chile.

CIMG1704_1024x768

Die Nacht ist schön ruhig, aber bitterkalt, und die Morgentoilette im eisigen Fluss kostet viel Überwindung. Bei unserer Weiterfahrt zum Lago General Carrera kommen wir über einen letzten Pass, danach geht es ständig hinunter mit einem spektakulären Blick auf den Cerro Castillo und die umliegenden Berge.

IMG_3738_1024x683

Ein bisschen sieht es hier aus wie im Inntal. Vor allem scheint es endlich das Wetter wieder gut mit uns zu meinen, und wir sehen endlich mal wieder blauen Himmel.

IMG_3757_1024x683

Eigentlich wollen wir zur Lagune des Cerro Castillo hinauf wandern, aber die Zufahrtsstraße zum Ausgangsort ist so schlecht, dass wir auf die Wanderung verzichten. Wir hatten ja dem Bulli versprochen, dass er nach den vielen Tagen Schotterpiste mal durchschnaufen darf. Als Entschädigung für die Wanderung schauen wir uns den kleinen Ort Villa Cerro Castillo an und sind  beeindruckt, wie tief sich dieser kleine Fluss in die Felsen eingeschnitten hat:

IMG_3751_1024x683

Da es noch früh am Tage ist, fahren wir weiter nach Puerto Ingeniero Ibánez am Lago General Carrera. Von hier aus wollen wir mit der Fähre nach Chile Chico fahren. Die 300 Kilometer um den See sollen zwar wunderschön sein, aber auch sehr schlechte Schotterpiste. Und wir hatten ja dem Bulli versprochen…

Schon von oben hat man einen wunderschönen Blick auf den Lago General Carrera.

IMG_3758_1024x683

Mit 2.240 m² ist er der größte See Chiles und der zweitgrößte See Südamerikas nach dem Titicacasee. Er liegt genau auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien. Der kleinere Teil auf argentinischer Seite heißt Lago Buenos Aires.

IMG_3765_1024x683

Aber nicht nur von dem Blick auf den See sind wir begeistert, mehr noch von den Temperaturen. Hier herrscht ein für Patagonien außergewöhnlich sonniges und trockenes Mikroklima, hier müssen sogar die Felder künstlich bewässert werden, und es wächst Obst und Gemüse, das sonst nur in Zentralchile wächst. Nach den Null Grad von heute morgen genießen wir die plötzlichen 24 Grad, auch wenn es hier so was von stürmt, dass man kaum das Auto verlassen kann. Willkommen in Patagonien! Es passiert nicht selten, dass die Fähre aufgrund des starken Windes ausfällt.

Eine Stunde vor Abfahrt der Fähre kommen wir am Hafen von Puerto Ibánez an, werden auf die Warteliste gesetzt und haben Glück: als die Fähre um 13:00 h ablegt, sind wir mit drauf!

IMG_3769_1024x683

Endlich mal eine Fähre, auf die man vorwärts fahren darf. Das wissen vor allem die LKW-Fahrer zu schätzen, die die langen Rohre für die Windräder transportieren.

IMG_3773_1024x683

Die Fähre schlängelt sich durch eine enge Passage und erreicht dann den großen See, der wie ein Meer Wellen wirft. Die Fähre schaukelt bedenklich, aber wir genießen das wunderschöne Wetter und die Fahrt mit dem herrlichen Panorama.

IMG_3793_1024x683

So einen blauen See haben wir noch nie gesehen! Original-Farbe, nicht gefotoshopped!

IMG_3820_1024x683

Nach zwei Stunden – diesmal nicht durchgeschüttelt, sondern durchgeschaukelt – erreichen wir Chile Chico am Südufer. Es ist gar nicht so einfach, einen relativ windgeschützten Platz zu finden. Der patagonische Wind zeigt sich von seiner stürmischsten Seite. Aber versteckt zwischen zwei Felsen verbringen wir unsere vorerst letzte Nacht in Chile, denn morgen, am ersten Advent, wollen wir nach genau einem Monat wieder nach Argentinien einreisen.

Für Nachfahrer: Im Anschluss an die Tourkarte ein paar Informationen zum Straßenzustand der Carretera Austral und der Ruta 40

Unsere Strecke von Puerto Montt nach Chile Chico (892 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 82.713 km.

2015-11-29_2041_Chile_6_Blog_69

Blog erstellt am 01.12.2015 in El Chaltén am Fitz Roy und Cerro Torre, Argentinien.


Carretera Austral: Puerto Montt nach Puerto Ibánez/Chile Chico

Selbst mit dem neuesten Kartenmaterial von Chile & Argentinien ist es schwierig, herauszufinden, in welchem Zustand sich die Carretera Austral (CA) befindet. Hier ein paar Informationen, wie wir Ende November 2015 die CA vorgefunden haben. Generell haben wir mehr asphaltierte Straße vorgefunden als in den Karten angegeben.

Wir sind die CA von Puerto Montt bis Puerto Ibánez gefahren und haben die nötigen Fähren von La Arena nach Puelche, von Hornopirén nach Leptepu sowie von Fjordo Largo nach Caleta Gonzalo genommen. Die letzteren sollte man in Puerto Montt buchen, da man sonst eventuell nur über Warteliste mitgenommen wird. Zusätzlich haben wir noch die Fähre von Puerto Ibánez nach Chile Chico genommen (Buchung in Coyhaique möglich und sinnvoll), um uns die ca. 300 km Piste um den Lago General Carrera nach Chile Chico zu ersparen. In Summe haben wir 83.000 Peso (ca. 110 Euro) für alle Fähren bezahlt.

Von den 710 km von Puerto Montt bis Ibánez sind grob 490 km asphaltiert und 220 km Piste, die im Regelfall gut und auch bei Regen zu befahren sind – wir haben es ausprobiert und hatten viel Regen.

Richtig schlecht sind die Pisten eigentlich nur 45 km nach Chaitén entlang des Lago Yelcho, wo auf 10 km Erdrutsche die Piste verschüttet haben und es nur eine einspurige Piste gibt, an der auch noch gearbeitet wird. Danach sind noch ca. 20 km schlechte Schlaglochpiste zu überstehen. Des Weiteren ist nach Puyuhuapi auf ca. 60 km die neue Piste massiv mit Schlaglöchern durchsetzt, denen man nur schwer ausweichen kann. Im Anschluss wird an einer Verbreiterung der Piste gearbeitet und bei uns wurde dieser Teil der Strecke täglich von 13:00 bis 17:00 komplett gesperrt. Sobald man auf die Straße von Puerto Cisnes nach Coyhaique kommt ist alles asphaltiert.

 

Ruta 40 - Chile Chico über Perito Moreno (Ort) und Gobernador Gregores nach Tres Lagos (ca. 580 km)

Die Straße ist fast durchgehend asphaltiert und in einem Top Zustand, wenn man den kleinen Umweg über Gobernador Gregores nimmt. Nur ca. 70 km sind noch Piste und enden 20 km vor Tres Lagos. Die Piste ist allerdings teilweise lehmig und wir kennen Leute, die hier bei Regen stecken geblieben sind und freigeschleppt werden mussten.

Ab Tres Lagos ist dann alles bis El Chaltén asphaltiert.

4 Kommentare:

Jogi R. hat gesagt…

Hallo unbekannterweise!
Schon lange verfolge ich Euren Blog, vielen Dank für Eure Arbeit daran!
Bei den langstieligen Blumen handelt es sich um Lupinen.
Hier ist ein anderee Blog, diese beiden waren wohl fast zur gleich Zeit auf der CA wie ihr: http://www.wanderfalten.com/2015/11/30/wer-wagt-gewinnt/
Weiterhin gute Fahrt + fröhliche VW-Bus-Grüße,
Jogi

Jogi R. hat gesagt…

Hallo nochmal ...
... soeben lese ich, dass Douglas Tompkins dieser Tage beim Kanufahren auf dem See General Carrera tödlich verunglückt ist. Definitv ein Verlust, nicht nur für die Region dort! Ich hoffe, er hat alles für das Weiterbestehen des Parks geregelt ...
Jogi

Stefan von moellersontour hat gesagt…

Tolle Streckenbeschreibung für Nachfolger. Sind die Strecke schon im Geiste mit "Grete" nachgefahren. Jogi hat Recht: eindeutig "Lupinen".
Da müssen eure Naturrätsel aber noch schwerer werden :-).
Weiterhin gute Fahrt und weniger Regen.
Stefan und Ingeburg

Unknown hat gesagt…

Hallo ihr Beiden! Ich habe vorgestern durch Zufall über das TX-Board euren Blog entdeckt und musste ihn dann in anderthalb Tagen durchackern, weil er so spannend ist. Tolle Sache, die ihr da macht und super Beschreibung eurer Reise bisher! Wenn man den Blog am Stück liest, kommt ihr manchmal ein bisschen kautzig-knauserig rüber, aber wahrscheinlich muss man das auf so einer langen Reise auch sein, wenn es kein großartiges Einkommen gibt. Ansonsten: Hey, es gibt tatsächlich jemanden, der den Wintersport auf zwei Brettern konsequent mit "Sch" schreibt! Ich weiß, es ist offiziell so richtig, aber man liest es selten ;-)

Natürlich habe ich auch ein-zwei Sachen zu meckern: Sehr sehr schade finde ich, dass man ziemlich wenig über euch erfährt als jemand, der euch jetzt nicht schon persönlich kennt. Sicher ist der Blog vielleicht vornehmlich an Bekannte und Freunde gerichtet, aber so als Fremder lernt man euch durch den Blog auch nicht so wirklich kennen. Ich würde gern mehr über die Hintergründe der Reise erfahren. Wann und warum entschließt man sich, sowas zu machen? Wie ging das konkret bei euch vonstatten mit Arbeit, Wohnen, Kindern? Da ihr auf eurem Profil wirklich seeeehr vage bleibt, hätte ich es toll gefunden, wenn ihr im Reisebericht mehr Anekdoten erzählt und vielleicht das ein oder andere persönliche Detail preisgegeben hättet. So hat der Text häufig große Ähnlichkeit mit einem Reiseführer. Es sind doch bestimmt in den zwei Jahren ein paar ulkige / skurrile / merkwürdige Sachen passiert.So Sachen, die man im Nachhinein am Lagerfeuer erzählt.

Die zweite Sache, die ich schade finde, ist, dass wo offensichtlich doch einige Leute konkrete Fragen hinsichtlich des Busses und der ganzen organisatorischen Problematik im Vorfeld (Verschiffung, Versicherung etc.) hatten, ihr die nicht öffentlich beantwortet habt, sondern darum gebeten habt, dass ihr per Email kontaktiert werdet. In meinen Augen hätte die Vorbereitung ein gesondertes ausführliches Kapitel verdient.

Wie dem auch sei. Ich wünsche euch noch eine tolle Reise und kommt wohlbehalten wieder in D an!

Till