Freitag, 19. Dezember 2014

40: Mexiko: Los Barriles (Baja California) - Celestino (Festland) (04.–18.12.2014)


Wir haben ihn gefunden, unseren Traumstrand! Irgendwo im Süden der Baja California, zwischen La Ribera und dem Cabo Pulmo, finden wir einen schmalen Feldweg, der zum Meer führt. Es wird immer enger, die Kakteen und Büsche kratzen immer lauter am Autolack, aber als wir direkt am weißen Strand ankommen, sind wir beide sicher: das ist der perfekte Strand, den wir immer gesucht haben.

CIMG7544_1024x768

Wir wollen einen Strandspaziergang machen, haben aber Bedenken, unser Auto so lange alleine zu lassen. Da entdecken wir einen Camper, den einzigen weit und breit. Wir beschließen, dort hallo zu sagen und die Leute zu bitten, eventuell ein Auge auf unser Auto zu werfen. Als wir uns nähern, sehen wir, dass dies Walter und Betty aus Kanada sind, die wir zwei Wochen vorher im Norden kennengelernt hatten und die uns mit sehr leckerem selbstgefangenem und selbsteingelegtem Lachs versorgt hatten. Die Wiedersehensfreude ist riesig groß. Und klar – wir bleiben nicht nur zum Strandspaziergang, sondern gleich für die nächsten drei Tage.

Hier unser Stellplatz während der drei Tage:

IMG_7926_1024x683

Jeden Morgen geht’s direkt vom Bett ins Meer, einige Runden Schwimmen im kristallklaren Wasser.

CIMG7551_1024x768

Ansonsten verbringen wir die Tage mit Lesen, Kochen, netten Gesprächen mit Walter und Betty und natürlich mit ausgedehnten Spaziergängen.

CIMG7552_1024x768   CIMG7546_1024x768

Besonders genießen wir auch die Abende, denn es ist Vollmond, und der geht direkt über dem Meer auf. Ein unvergessliches Erlebnis.

IMG_7940_1024x683

Dies ist wirklich ein Platz zum länger bleiben, aber irgendwann gehen uns die Vorräte und das Trinkwasser aus, unsere Service-batterien schwächeln mal wieder und eine Süßwasserdusche wäre auch nicht schlecht. Schweren Herzens verlassen wir dieses Paradies und fahren wieder nach Los Barriles, wo wir uns ja letzte Woche schon so wohl gefühlt hatten. Die Idee vom Kitesurferkurs begräbt Thomas nun endgültig. Der Wind ist mal zu stark, mal zu schwach, und so viel Tequila zum Warten auf den optimalen Wind kann man gar nicht trinken. So fahren wir nach zwei Tagen wieder Richtung La Paz, wo wir nochmal einen Termin mit VW haben und von wo wir auch die Fähre auf’s Festland nehmen wollen.

Die Fahrt dorthin führt durch dichtbewachsene Kakteenwälder, die ja so typisch für die Baja California sind.

IMG_7954_1024x683

Manche dieser Kakteen erreichen gigantische Ausmaße:

IMG_7951_1024x683

Eigentlich sind die Straßen gut. Wären da nur nicht diese hinterlistigen “Topes”. Dies sind Sprunghügel, manche von der ganz besonders üblen Sorte. Man kann gar nicht genug aufpassen, damit man nicht plötzlich mit dem Kopf an das Autodach knallt. Manche Topes werden angekündigt, manche nicht, manchmal gibt es eine Ankündigung und keinen Hügel. Man muss einfach immer auf der Hut sein. Hier einer von diesen Biestern mit Ankündigung:

IMG_7956_1024x718

Kurz vor La Paz machen wir einen Abstecher nach La Ventana. Dies ist ein Geheimtipp unter Surfern … dachten wir. In ganz Mexiko kann es Flaute haben, aber hier in La Ventana bläst scheinbar immer ein super Surferwind. Aber der Wind ist hier wohl das einzig Schöne. Die Campinglätze sind hoffnungslos überfüllt, ein Camper steht am anderen. Das Ganze erinnert uns sehr an den Gardasee.

CIMG7556-Montage_3500x1429

Für Surfer sicher ein toller Platz – uns gefällt’s aber nicht besonders (vor allem wenn man von einem menschenleeren Traumstrand kommt) und wir fahren gleich weiter nach La Paz. Wir übernachten am Playa de Tecolote an der Nordspitze der La Paz Halbinsel. Landschaftlich traumhaft schön, fast keine Menschen, kostenlos und in der Nähe des Hafens von Pichilingue, wo die Fähre auf’s Festland ablegt. Hier im Hafen buchen wir am nächsten Morgen unsere Fähre für Samstag, 13.12.

Viel haben wir gehört über diese Aktion: Parken im Hafen – Aufsuchen des Hafenmeisters zum Abmessen des Fahrzeugs – Aufsuchen des Ticketbüros etc. Alles hektisch und mit Rennerei verbunden. Umso freudiger sind wir überrascht, dass man uns direkt vor dem Office (trotz Parkverbot) parken lässt. Der Security Mitarbeiter holt den Hafenmeister zu uns, dieser vermisst das Auto, wir gehen mit dem Zettel ins Office und nach insgesamt 15 Minuten ist alles erledigt.

CIMG7561_1024x748

Wir können gar nicht glauben, dass alles so schnell und reibungslos lief. Aber dann beginnt das große Chaos. Nämlich die Bezahlung. Meine Kreditkarte funktioniert nicht. Chip kaputt? Hackerangriff und gesperrt? Oder schon pleite? Thomas versucht’s mit seiner – das gleiche Trauerspiel. Bargeld haben wir nicht genügend dabei. Die Schlange hinter uns wird länger und länger, das ungeduldige Räuspern der Wartenden immer lauter, und man bittet uns, im Stadtbüro zu bezahlen. Aber dazu haben wir keine Lust. Bevor wir das Büro im Straßengewirr finden, zerlegt Thomas lieber das Auto und holt aus seinem Spezialversteck eine andere Kreditkarte. Keine gemütliche Aktion, denn im Auto ist es drückend heiß und schwül. Als wir – mit der neuen Karte bewaffnet – endlich wieder an der Reihe sind, sehen wir, dass es eine falsche Karte ist. Also nochmal: Auto auseinanderbauen, andere Karte suchen, wieder anstellen etc. Aber es klappt endlich! Gottseidank. Wird auch Zeit, denn die Ticket-Buchung hat lediglich 15 Minuten gedauert, die Bezahlung dagegen 45 Minuten.

La Paz ist inzwischen wunderschön weihnachtlich geschmückt. Trotz Temperaturen knapp unter 30 Grad kommt doch ein bisschen Weihnachtsstimmung auf.

IMG_7975_1024x683   IMG_7969_1024x678

Keine duftenden Nordmann-Tannen, aber immerhin:

IMG_7964_1024x683   IMG_7973_1024x683

Pünktlich um 13:00 h sind wir bei unserem Termin bei VW. Ein Teil der Türe wird ausgetauscht, eine Rückrufaktion von VW. Wieder sind wir begeistert von der Professionalität und der Freundlichkeit dieser Werkstatt. Zum Übernachten fahren wir wieder zu “unserem” Campingplatz La Maranatha, wo es uns vor 10 Tagen schon sehr gut gefallen hat. Hauptpunkt auf unserer Agenda ist Wäschewaschen à la Mexiko. Die Waschmaschine eiert traurig vor sich hin, bevor sie nach 20 Minuten völlig den Geist aufgibt. Die halb gewaschene Wäsche “topfen wir um” in eine andere Waschmaschine, die wiederum nach verdächtig kurzen 10 Minuten mit ihrem kompletten Programm fertig ist. Na ja, sauber ist anders. Aber zumindest riecht die Wäsche gut. Trockner gibt’s keinen, aber unser Platz ist ohnehin neben dem “Waschhaus” und bei bestem Wetter können wir zuschauen, wie schnell unsere Sachen trocken sind.

IMG_7960_1024x656

Die Nacht vor der Fährfahrt wollen wir nochmal am Playa de Tecolote verbringen, und sind traurig, dass dies nun der letzte Tag auf der herrlichen Baja ist.

IMG_7978_1024x683

Am Morgen des 13.12. brechen wir nach Pichilingue auf, wo wir um 11:30 h, drei Stunden vor der Abfahrt, im Hafen sein müssen. Die Verladung der Autos auf die Fähre verläuft ruhig und koordiniert.

CIMG7576_1024x677

Pünktlich um 14:30 h verlässt die Fähre den Hafen und wir werfen einen letzten Blick zurück auf die Baja California, an die wir nur gute Erinnerungen haben. Wenn man das erste Mal nach Mexiko kommt, ist dies eine sehr gute Einstimmung.

CIMG7578_1024x747   CIMG7579

Die Fähre ist sehr schön und gepflegt, man bekommt ein kostenloses Mittagessen und kann sich dann entscheiden zwischen dem Salon…

CIMG7581

… oder dem reservierten Sitzplatz mit Fernsehunterhaltung. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Im Salon bricht das Karaoke-Fieber aus, im Fernsehen gibt’s nur Zeichentrickfilme, und draußen finden wir einen gemütlichen Platz, von dem aus wir auch den Sonnenuntergang genießen können.

CIMG7595_1024x768   CIMG7590_1024x768

Hier bleiben wir während der gesamten Überfahrt. Wir haben großes Glück, heute herrscht totale Windstille, was gerade im Winter wohl nicht immer der Fall ist.

Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir nach sieben Stunden um 21:30 h den Hafen von Topolobampo. Bis wir – getrennt – von Bord gehen (nur der Fahrer darf im Auto sein) und uns glücklicherweise im Hafen wiederfinden, ist es bereits 22:30 h. Viel zu spät, um weiterzufahren. Wir fragen die Security, ob wir gleich im Hafen übernachten dürfen. Klar – kein Problem. Inmitten von laut rangierenden LKW’s machen wir es uns “gemütlich”. Der Lärm ist ohrenbetäubend und wir schreien uns gegenseitig zu: “Was, bei dem Lärm sollen wir schlafen?” Aber der Security Mensch beruhigt uns: ab 2 Uhr morgens wird es ruhig. Recht hat er – ab 2 Uhr ist es totenstill und wir verbringen noch eine ruhige, wenn auch kurze Nacht im Hafen.

CIMG7597_1024x512

Früh geht’s am nächsten Morgen los, denn die erste Etappe auf dem mexikanischen Festland ist lang. Der erste Campingplatz, den wir trotz eines Umwegs von 2 Stunden ansteuern, ist geschlossen. Also weiterfahren – zum nächsten Campingplatz in 300 (!!!) Kilometern Entfernung. Um noch bei Tageslicht dort anzukommen, nehmen wir zähneknirschend die mautpflichtige und relativ teure Autobahn. Und mit jedem Kilometer knirschen die Zähne noch etwas lauter, denn alle paar Kilometer müssen wir bezahlen. So ganz ist uns nicht klar, ob wir für die zurückliegende Strecke bezahlen oder für die vor uns liegende. Wahrscheinlich für beide…

Übrigens fahren wir seit La Paz nun endlich unter deutscher Flagge: wir haben uns Aufkleber “Alemania” machen lassen:

IMG_7991_1024x686

Soll helfen, ebenso wie die “Alarmsystem”-Aufkleber, die jetzt an unseren Fensterscheiben mögliche Einbrecher abschrecken sollen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir an unserem Ziel in Celestino an. Ein eigentlich schöner Platz, aber ziemlich heruntergekommen und außer einem kanadischen Ehepaar keine weiteren Gäste. Hier scheint alles zu verfallen, da die amerikanischen Urlauber aus lauter Paranoia fast komplett ausbleiben. So wird aus so mancher gemütlicher Strandbar eine traurige Ruine:

CIMG7598_1024x768

Am nächsten Morgen ziehen wir auf einen anderen Campingplatz ganz in der Nähe um. Hier im Villa Celeste RV Resort kann man sich richtig wohl fühlen. Es gibt Duschen, Internet, nette Mit-Camper und besonders nette Besitzer, die wirklich alles tun, damit es einem gut geht. Ein Platz mit Familien-Anschluss. Fährt einer in die nächste Stadt zum Einkaufen, wird jeder gefragt, ob er etwas braucht, zum Sundowner trifft man sich am Strand. Uns gefällt es hier, und aus einer Nacht sind inzwischen schon vier geworden.

IMG_8032_1024x683   IMG_8017_1024x683

IMG_8024_1024x683   IMG_8027_1024x683

Am Samstag sind wir zu einer echten mexikanischen Posada eingeladen. Eine Weihnachtsfeier – nicht ruhig und besinnlich, sondern bunt und laut mit Karaoke. Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns auf diese neue Erfahrung.

Mit einem kleinen Rückblick auf unser wunderschönes Jahr 2014 wünschen wir euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches gesundes Neues Jahr 2015, oder wie man hier sagt:

                                                           FELIZ NAVIDAD Y PROSPERO ANO NUEVO!

Weihnachten 2014 Final_960x768

 

Unsere Strecke Los Barriles (Baja California) nach Celestino (Mexiko Festland) (813 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 54.747 km.

2014-12-18_Blog_03

Blog erstellt am 18.12.2014 auf dem Villa Celeste RV Resort in Celestino, Mexiko

Donnerstag, 4. Dezember 2014

39: Mexiko/Baja California Sur: La Paz und Umgebung (21.11.– 03.12.2014)


CIMG7442_1024x768

Wir steuern Loreto an, eine kleine Stadt am Golf von Kalifornien. Hauptsächlich kommen wir hierher in der Hoffnung, ein funktionierendes Internet zu finden, um unseren Blog hochzuladen. Wir finden zwar mehrere Internetcafés, und selbst in der Fußgängerzone gibt es ein Netz, aber drei staubige Stunden später sind wir noch immer erfolglos. Mal wieder trauern wir Nordamerika nach, wo es an jeder Ecke ein super gutes Netz gab… Wir müssen einfach geduldiger werden und uns damit abfinden, dass das Bloggen hier etwas mühsamer sein könnte.

Scheinbar machen wir einen so geknickten Eindruck, dass uns der Chef des wunderschönen Hotels “Posada de las Flores” den Internet-Code seines Hotels gibt. Das Hotel ist wirklich herrlich, mit einem gemütlichen Innenhof…

CIMG7445_1024x768   CIMG7441_1024x768

… aber auch hier reicht das Netz für unseren Blog nicht aus. Nun machen wir uns an die Erkundung von Loreto, das früher einmal die Hauptstadt der beiden Kaliforniens war, des heutigen Kalifornien in USA, und der Baja California in Mexiko. Aus dieser Zeit stammt die Misión Nuestra Senora de Loreto:

CIMG7443_1024x768

Auch gibt es hier eine richtige Fußgängerzone, in der man in aller Ruhe umherschlendern kann und den Frust über das verdammte Internet schnell vergisst:

CIMG7440_1024x748

Loreto gefällt uns sehr gut, aber die richtig schönen Strände mit Campingmöglichkeiten liegen etwas weiter südlich.
Bevor wir uns auf den Weg dorthin machen, füllen wir noch schnell unsere Trinkwasservorräte auf. In Nordamerika konnten wir fast immer das “City Water” aus den Wasserhähnen trinken. Dies geht in Mexiko natürlich gar nicht. Hier geht man zur “Planta Purificadora” und füllt seine Wasserkanister mit gutem gefiltertem Wasser auf.

CIMG7446_1024x752   IMG_7845_1024x680

Eine tolle Sache – billig, und man tut auch was für die Umwelt, da man die alten Kanister immer wieder verwendet.

Gar nicht weit entfernt von Loreto finden wir in Puerto Escondido den Geheimtipp “Rattlesnake Beach”. Hier kann man direkt am Strand campen, mit einem Blick auf die schöne Bucht, in die sich so mancher Weltumsegler verirrt.

Dies ist unser Zuhause für die nächsten Tage:

CIMG7447_1024x768

Und dies unser Blick aus dem Schlafzimmerfenster:

CIMG7448-Montage_5269x1473

“Puerto Escondido” heißt “versteckter Hafen” und ist bekannt als “Hurricane Hole”. Die Bucht ist so gut geschützt, dass man hier im Falle eines Hurrikans Zuflucht sucht. Trotzdem hat Hurrikan Odile am 14. September 2014 auch hier seine Spuren hinterlassen und so manche Yacht versenkt:

CIMG7451_1024x768

Uns gefällt unser Platz richtig gut. Obwohl es hier gar nichts gibt, kein Wasser, keine Dusche, keine Toilette, keinen Strom, kein Handy, kein Internet. Man kommt sich vor wie Robinson Crusoe. Einfach nur Strand und blaues Meer. Und – wir sind begeistert – einen Berg hinter unserem Platz, so richtig mit Gipfelkreuz! Gleich am ersten Tag kramen wir unsere Bergstiefel raus und machen uns an die Besteigung. Allerdings kommen wir nicht weit – bereits nach der Hälfte ist der Weg so zugewachsen mit Kakteen und Sträuchern, dass wir leider umkehren müssen. Aber auch von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Bucht:

CIMG7457_1024x768   CIMG7459_1024x768

Hier in Puerto Escondido könnte man ewig bleiben, aber irgendwann machen dann unsere Autobatterien schlapp, die für Kühlschrank und Innenbeleuchtung zuständig sind, und auch unsere Süßwasservorräte gehen dem Ende zu. Also machen wir uns auf den Weg nach Süden Richtung La Paz. Auf halber Strecke, in Ciudad Constitución, übernachten wir in einer mexikanischen Badeanstalt mit angeschlossenem Campingplatz.

IMG_7853_1024x666

Wir sind die einzigen Gäste. “Wieso?” fragen wir. “Viel zu kalt, jetzt im Winter kommt hier keiner mehr”, meint die Chefin und wickelt sich noch fester in ihre dicke Fleecejacke ein. Wir wischen uns die Schweißperlen von der Stirn und checken nochmal unser Thermometer: 30°C!! Sie kann auch gar nicht fassen, dass wir uns gleich unter die kalte Dusche stellen und schüttelt sich allein bei der Vorstellung. Wir jedenfalls genießen es, die einzigen Gäste zu sein und übernachten im schönen Garten unter den Palmen.

Und wie es sich für eine anständige Badeanstalt gehört, gibt es hier strenge Regeln bezüglich der Badekleidung:

IMG_7855_1024x669

Über die erforderliche Badekleidung verfügen wir. Über den entsprechenden Body natürlich auch (ha, ha…), aber den Pool verwenden wir trotzdem nicht. Nicht dass wir etwas gegen Mäuse hätten, aber uns sind sie lieber lebendig, und nicht tot treibend im Pool. Wahrscheinlich haben die auch ein so seltsames Temperaturempfinden und sind im kalten Wasser erfroren.

Nachdem wir auch noch erfolgreich unseren Blog hochladen konnten, geht’s nun endlich weiter nach La Paz, der Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Ein Großteil der Straße ist gut, aber immer wieder kommt man an Baustellen, an denen man kilometerweit auf schlechten Umleitungsspuren entlang hoppeln muss, obwohl die neue Straße schon längst fertig ist.

IMG_7856_1024x683

Das nervt. Man kommt nur im Schritttempo voran und wird so richtig durchgeschaukelt, während man zwei Meter weiter die schöne neue Straße sehen kann. Aber irgendwann kommen wir dann endlich in La Paz auf dem schönen Campingplatz “Campestre Maranatha” an.

Der erste Weg führt uns zur VW-Werkstatt. Nachdem uns in USA keiner mit unserem Brummgeräusch helfen konnte, ruhen unsere ganzen Hoffnungen auf den Mexikanern, denn hier wird der VW-Transporter verkauft. Wir erklären kurz, was unser Problem ist, und fünf schwarzgelockte Köpfe tauchen in die Tiefen unseres Motors hinab, um Sekunden später mit einem einstimmigen und strahlenden “si, si” wieder aufzutauchen. Grade letzte Woche habe man genau den gleichen Fall gehabt. Kein Problem also. Man bestellt das Ersatzteil – eine Druckdose für das Abgasrückführungsventil - und vereinbart einen Termin für den übernächsten Tag. Bezahlen müssen wir gleich – nicht ganz billig, fast deutsche Preise. Aber wir sind froh und hoffen, dass der Einbau gut funktioniert.

Den Wartetag nutzen wir zur Erkundung der Stadt, die wunderschön am Meer gelegen ist:

CIMG7471_1024x652

Von unserem Campingplatz, der ca. 11 Kilometer außerhalb der Stadt liegt, machen wir uns mit einem öffentlichen Bus auf den Weg. Ein alter, ausrangierter Schulbus. Die scheppernde mexikanische Musik ist so laut, dass man wenigstens das Klappern des alten Busses nicht hört. Wir haben jedenfalls viel Spaß und kommen wider Erwarten genau dort an, wo wir hinwollten!

CIMG7487_1024x768

In La Paz machen wir einen langen Stadtbummel, zunächst an der Uferpromenade entlang:

CIMG7468_1024x768   CIMG7473_1024x768

Aber auch im Zentrum gibt es schöne Dinge zu sehen:

Das ehemalige Rathaus und heutige Kulturzentrum…

CIMG7478_1024x768

… und die Kathedrale …

CIMG7481_1024x768   CIMG7484_1024x768

mit ihren sehr schönen Fenstern. Moment mal – ist das nicht Frank-Walter Steinmeier??

CIMG7486_1024x768

Viele Touristen tummeln sich hier in La Paz, und entsprechend viele Hotels gibt es, wie hier die bunte Pension California, wo sich seit 1965 Backpacker aus aller Herren Länder die Türklinke in die Hand geben.

CIMG7474_1024x767

Am nächsten Tag dann unser Termin bei VW. Wir sind schon ganz gespannt, ob das Ersatzteil aus Puebla (auf dem Festland, in der Nähe von Mexico City) rechtzeitig angekommen ist, und ob der Austausch wirklich so problemlos verläuft. Pünktlich zu unserem Termin um 15:00 h ist der Techniker da und baut das neue Teil ein.

CIMG7488_1024x768

Dann gibt’s noch eine kurze Probefahrt – und siehe da, das Brummen ist tatsächlich weg!! Wir sind total begeistert, noch mehr noch, als zum Schluss noch unser Auto gewaschen und auf Hochglanz poliert wird. Ein toller Service! Allerdings müssen wir nochmal vorbei kommen, denn man erklärt uns, dass es wohl eine Rückrufaktion von VW gebe. Man müsse ein Teil an der Tür austauschen, und das muss erst noch bestellt werden. Macht nix, uns gefällt’s in La Paz, da kommen wir gerne nächste Woche nochmal vorbei.
Glücklich über die schnelle und unproblematische Lösung unseres Problems verlassen wir zwei Stunden später die Werkstatt. Und dazugelernt haben wir auch viel. Denn man spricht hier nur spanisch. Und ich wollte ja schon immer wissen, was Abgasrückführungsventildruckdosenaustausch, Dieselpartikelfiltersystem oder Drosselklappensteuereinheit auf Spanisch heißt.

Man hört immer, dass das Leben in Mexiko viel billiger als in USA ist. Stimmt. Aber nur, wenn man nicht der Gattung der Dosenesser angehört wie wir! Sucht man zum Beispiel nach roten Kidney-Bohnen in Dosen, scheitert man kläglich. Die gibt’s nämlich nur in Riesensäcken. Steinhart. Zum Selberkochen. Unsere schnelle Dosenküche findet hier ein jähes Ende und auf unsere alten Tage werden wir noch gezwungen, selber zu kochen. Schmeckt aber trotzdem gut, vor allem der sehr frische und sehr günstige Fisch, den man hier bekommt.

CIMG7498_1024x768

Auch an das lokale Bier haben wir uns längst gewöhnt. Hier trinkt man Tecate-Bier. Klar – was Messi schmeckt, schmeckt uns auch:

CIMG7496_1024x768

Von La Paz aus starten wir unsere “Südrunde” zum südlichsten Punkt, dem Cabo San Lucas, um danach wieder nach La Paz zurückzukehren. Erstes Ziel ist Todos Santos, ein kleiner malerischer Ort mit vielen kleinen Läden und Galerien.

IMG_7872_1024x683

Und mit dem berühmten Hotel California – ja genau: “Welcome to the hotel California… such a lovely place… such a lovely face etc.” Dieses Hotel soll angeblich die Eagles zu ihrem berühmten Song inspiriert haben.

So sah es 1950 aus:

IMG_7876_1024x680

Und so sieht es heute aus:

IMG_7868_1024x683

Auch hier bereitet man sich auf Weihnachten vor:

IMG_7879_1024x683

Die Westküste der Baja California südlich von Todos Santos ist einfach wunderschön. Blaues Meer, weiße Sandstrände. Aber leider keine Zufahrtsstraßen zum Meer und keine Übernachtungsmöglichkeiten. Deshalb fahren wir schweren Herzens gleich weiter nach Cabo San Lucas an der Südspitze der Baja California.

Kurz hinter Todos Santos überqueren wir den nördlichen Wendekreis oder Wendekreis des Krebses. Jetzt sind wir in den Tropen angekommen! So fühlt sich’s auch an: heiß und feucht..

IMG_7885_1024x683


Wir wurden von allen Seiten gewarnt, wie touristisch es in Cabo San Lucas ist, eine Hotelburg an der anderen, Unmengen von Touristen etc. Aber was uns wirklich erwartet, übertrifft bei weitem unsere Befürchtungen. Kaum parken wir unser Auto in Strandnähe, hören wir schon “amigo, amigo, amigo…” Was wir nicht alles kaufen sollten: von Schmuck über Handtaschen und Hängematten bis hin zu Massagen, Tattoos, Bootsausflügen und vieles mehr. Halt alles, was der Tourist so braucht. Oder auch nicht…

CIMG7501_1024x625

Es ist richtig lästig. Dabei wäre die Landschaft hier so schön. Aber man ist ständig von irgendwelchen Verkäufern umringt und kann gar nicht den herrlichen Blick auf’s Meer genießen:

CIMG7502_1024x719

Obwohl wir die Parkgebühr für den ganzen Tag bezahlt haben, machen wir uns bereits nach einer halben Stunde wieder auf den Weg und hoffen, im nächsten Ort, San José del Cabo, etwas mehr Idylle vorzufinden. Aber weit gefehlt – hier ist es fast noch schlimmer. Also schnell wieder weiter Richtung Norden, im Notfall  sind wir heute Abend schon wieder in La Paz!

Kurze Zeit später überqueren wir wieder den nördlichen Wendekreis – schwuppdiwupp – schon wieder raus aus den Tropen:

IMG_7886_1024x683   IMG_7889_1024x683

Inzwischen ist es schon später Nachmittag und wir müssen langsam einen Platz für die Nacht finden, bevor es dunkel wird. Wir versuchen unser Glück in Los Barriles am Golf von Kalifornien. Der Playa Norte RV Park ist ein Volltreffer! Ein wunderschöner Platz mit allem was man braucht, und das für ganze 7 Euro! An unserem Stellplatz zwischen blühenden Büschen sind wir nun schon seit 5 Tagen:

CIMG7520_1024x768

Bei unserem Strandspaziergang am ersten Abend werden wir zufällig Zeugen einer seltenen Tierbeobachtung: frisch geschlüpfte Meeresschildkröten machen sich auf den Weg zum Meer. Sie warten die Dunkelheit der Nacht ab, um nicht von Vögeln gefressen zu werden und richten sich bei ihrer Wanderung zum Meer nach dem Mondlicht.

CIMG7508_1022x768

Schaffen sie den Weg zum Meer, dann begeben sie sich auf die lange Reise, um Jahre später wieder genau an diesen Strand zurückzukehren, um hier wieder Eier zu legen. Leider schafft dies nur eine von tausend Schildkröten.

Wir genießen die Tage, machen lange Strandspaziergänge und baden im warmen, leider etwas unruhigen Meer:

CIMG7515_1024x768

Die Bucht von Los Barriles ist bekannt als Eldorado für Kitesurfer. Hier muss Thomas einem Surfer assistieren:

CIMG7518_1024x768   IMG_7918_1024x683

Thomas überlegt sich ernsthaft, ob er nicht einen Kitesurferkurs machen soll. Mal schauen, gegen ein paar zusätzliche Tage hier hätten wir beide nichts. Obwohl der Strand abgelegen ist, kann man problemlos in die Stadt radeln oder laufen, wenn man irgendetwas braucht. Und es gibt hier die frischesten Shrimps, die wir jemals gegessen haben: direkt vom Meer in unsere Pfanne:

IMG_7905_1024x683

Direkt von unserem Campingplatz aus kann man auch schöne Mountainbiketouren machen. Das heißt, Mann kann. Frau räkelt sich lieber in der Sonne, lernt Spanisch und übt Weihnachtslieder auf der Mundharmonika. Und freut sich auf die Fotos von der Radltour:

CIMG7524-Montage_4197x1467

 

Unsere Strecke von BahÍa de Concepción nach Los Barriles (815 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 53.934 km.

2014-12-03_1844 

Blog erstellt am 03.12.2014 auf dem Playa Norte RV Park in Los Barriles, Baja California Sur