Nachdem uns im Big Bend National Park das Wanderfieber gepackt hat, machen wir uns gleich auf zum nächsten Gebirge, den Guadalupe Mountains, mit dem höchsten Berg von Texas mit 2.667 Metern, dem Guadalupe Peak.
Wir übernachten direkt am Einstieg, so dass es gleich frühmorgens wieder losgehen kann. Hier muss man sich registrieren (damit keiner verloren geht), seine Permit bezahlen, und man kann auch seinen Rucksack wiegen, um evtl. noch etwas im Tal zu lassen.
Auch kann man sich hier letzte Tipps holen zu Tour, Wetter und Ausrüstung.
Das Wetter ist herrlich, nur bläst ein heftiger Wind, und auf den ausgesetzten Passagen muss man höllisch aufpassen, dass es einen nicht weg weht.
Der Aufstieg ist relativ steil, so dass wir die 1200 Höhenmeter in knapp drei Stunden bewältigen können. Zum Glück gibt es oben ein Gipfel-“Kreuz”, an dem man sich festhalten kann, und Bill und Beverley aus Vancouver, die trotz der erschwerten Bedingungen ein Foto von uns machen.
Von hier oben hat man einen spektakulären Rundumblick bis zu 80 Kilometer in die karge Wüstenlandschaft mit ihren Salzseen.
Eigentlich wollen wir am nächsten Tag weiter fahren, aber nachdem es hier so viele schöne Wanderungen gibt, verlängern wir um einen Tag und machen die Wanderung zur “Devil’s Hall”. Da der Wind noch genauso stark bläst wie am Vortag, stellt sich dies als eine gute Idee heraus, da es sich hier um eine Canyon-Wanderung handelt. Wir wandern 1 1/2 Stunden durch das ausgetrocknete Flussbett, bis wir die Devil’s Hall erreichen, die durch ihre zahlreichen Stufen einem Amphitheater gleicht.
Bis vor kurzem war dieser Weg gesperrt, da es im September 2013 einen schweren Monsunregen gab, der einen Teil der Wege und die Wegmarkierungen weggespült hat.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns definitiv von den Guadalupe Mountains und – leider – auch von Texas, wo wir nun fast einen ganzen Monat verbracht haben.
Unsere erste Anlaufstation in New Mexico sind die Carlsbad Caverns. Hier haben sich unter der Oberfläche riesige Höhlen auf einer Fläche von 190 km² gebildet. Die Höhlen sind noch nicht komplett erforscht, aber die größten sind schon seit 70 Jahren erschlossen.
Uns ist bis heute noch nicht klar, was für diesen ganz speziellen Gesichtsausdruck von Thomas hier verantwortlich war: die Budweiser vom Vorabend oder der enge Klettergurt?
Wir steigen 250 Höhenmeter hinab und erreichen nach 3 Kilometern stetig bergab die “Große Halle” (Big Room). Hier herrscht stets eine konstante Temperatur von 13°C.
Der Big Room ist 1.100 Meter lang und bis zu 80 Meter hoch, darüber hinaus sehr verwinkelt. Man sieht hier phantastische geologische Formationen, die leider auf Grund der Lichtverhältnisse schwer in Fotos festzuhalten sind. Hier einige Versuche, diese Wunderwerke auf ein Foto zu bannen:
Die meisten dieser Formationen haben Namen, wir können uns leider nur an den Namen des rechten Fotos erinnern. Man spricht hier vom “Löwenschwanz”.
Nach drei Stunden im Untergrund geht es mit einem Fahrstuhl wieder an die Oberfläche.
In Carlsbad erwartet uns endlich – nach gut 2 Wochen – wieder eine perfekte Infrastruktur. Vor allem ein Walmart, wo wir unsere stark geschrumpften bzw. nicht mehr vorhandenen Vorräte wieder aufstocken können. Wir freuen uns wie die Schneekönige, endlich mal wieder frischen Salat und Obst zu bekommen. Selbst das von uns früher verschmähte schlabbrige Toastbrot schmeckt uns nach unseren Selbstversuchen im Brotbacken unbeschreiblich gut.
Nach einem leckeren Abendessen verbringen wir die Nacht im Brantley Lake State Park und machen uns auf den Weg nach Westen zum White Sands National Monument.
Wir starten auf 1.200 Metern in endloser Steppenlandschaft, bevor langsam erste kleine Berge auftauchen.
Nach 70 Kilometern befinden wir uns in einer Waldlandschaft, die man leicht auch in Deutschland vorfinden könnte. Nach weiteren Anstiegen zeigt das Navi an, dass wir schon auf 2.600 Metern angekommen sind.
Plötzlich befinden wir uns in einem Schigebiet und sehen unseren ersten Schnee und ein paar abgefahrene Schihänge. Wir werden beide ein bisschen sentimental und können es nicht lassen, mit unseren Flipflops durch den Schnee zu laufen:
1.400 Meter tiefer und eine Stunde später sieht’s allerdings auch nicht anders aus. Das erste, was wir in der White Sands Wüste sehen, ist ein SCHNEEPFLUG!!!
Der Sand ist hier so weiß, dass man sich tatsächlich in eine Schneelandschaft versetzt fühlt. Die Dünen bestehen hier aus fein zermahlenem Gips, der so weiß wie Schnee ist. Diese bezaubernde Landschaft ist unvorstellbare 700 km² groß. Man erreicht die Dünenlandschaft über eine 13 Kilometer lange Piste.
Da die Farben besonders am Morgen und am Abend sehr schön sind, entschließen wir uns, in der Wüste zu übernachten. Wir haben Glück und ergattern eines von insgesamt 10 Permits, die pro Tag vergeben werden. Im Auto darf man allerdings nicht übernachten, sondern man muss 1,5 Kilometer zu seinem Zeltplatz laufen. Bis auf 2 Männer aus Colorado sind wir an diesem Tag die einzigen, die diese Mühe auf sich nehmen. Wir packen unsere Ausrüstung und machen uns auf den Weg…
An unserem Platz angekommen, bauen wir unser Zelt schnell auf…
… um gleich anschließend den Platz wieder zu verlassen, da wir um 17:00 h an einer geführten Ranger-Tour durch die Wüste teilnehmen wollen. Hier erfahren wir viel über die Wüste. Es findet sich eine sehr nette Truppe zusammen, die sich aus Japanern, Argentiniern und anderen Exoten zusammensetzt. Wir haben viel Spaß zusammen…
Krönender Abschluss ist der Sonnenuntergang, den wir alle zusammen bewundern und genießen.
Erst um 20:00 h, als es schon stockdunkel ist, machen wir uns wieder auf den Weg in die Wüste zu unserem Zelt. Dank GPS und guten Stirnlampen erreichen wir nach einer romantischen Wanderung wieder unser Ziel. Die Nacht ist wider Erwarten total windstill und es ist auch längst nicht so kalt wie die Nächte davor.
Gerne würden wir noch eine weitere Nacht hier bleiben, aber die Wüste wird um 10:00 h wegen Raketentests evakuiert. Das White Sands National Monument ist Bestandteil der White Sands Missile Range, wo die US Army seit 1945 ihre Raketenneuentwicklungen testet. So verlassen wir die Wüste und kommen erst am nächsten Tag wieder zurück, um dann eine größere Wanderung zu unternehmen.
Wir genießen die Weite und die Ruhe in der Wüste…
Es macht Spaß, im Sand herumzutollen und von den zum Teil steilen Dünen herunterzurutschen:
Zum Abschluss des White Sands NM besuchen wir noch das Museum und den Raketenpark der Missile Range. Hier wird die deutsche V2-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg als Beginn der Raumfahrt zelebriert. Die Amerikaner haben sämtliche in Deutschland nach dem Krieg noch vorhandene V2-Bestände in die USA transportiert und hier getestet und weiterentwickelt. Eine original V2-Rakete wird in einer extra dafür erstellten Halle ausgestellt.
In der Nähe – in den Bergen hinter der Missile Range – befindet sich ein Campground, von dem aus man schöne Wanderungen machen kann und noch einmal einen schönen Blick auf die White Sands hat. Da die 10 km lange Zufahrt nur für kleine Fahrzeuge geeignet ist, verirren sich nur 3 Autos hierher.
Wir kommen gerade an, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
Der Campingplatz kostet nur 7 US$ (die Plätze in New Mexico sind übrigens alle sehr preiswert) und läuft unter der Kategorie “primitive”, verfügt aber trotzdem über einen überdachten Picknicktisch, Grill und Feuerstelle.
Außerdem kommen wir mal wieder in den Genuss einer richtigen Toilette (Plumpsklo) – nach den vielen do-it-yourself-Toiletten in der Wüste schon ein wahrer “Aufstieg”. Damit sollten wir dann alle Formen der Toilettenkultur in Nordamerika beschrieben haben…
Von diesem Campingplatz geht’s über Las Cruces zum Rock Hound State Park in den Florida Mountains. Dies ist unsere letzte Station in New Mexico. Leider versagt uns auf dieser Tour das Navi – mal schauen, wie wir uns ohne Navi nach Arizona durchschlagen…
Unsere Strecke von Fort Davis zum Rock Hound State Park (1.022 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 22.795 km.
Blog erstellt am 27.02.2014 in den Florida Mountains in New Mexico.