Montag, 24. November 2014

38: Mexiko/Baja California: Tecate - Bahía de Concepción (12.–20.11.2014)


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Mit etwas gemischten Gefühlen verlassen wir am 12. November endgültig die USA und damit unsere Komfortzone, um nach über einem Jahr in Nordamerika nach Mexiko einzureisen.

Als wir uns dem Grenzübergang bei Tecate nähern, sehen wir schon von weitem die dichtgedrängten Häuser auf der mexikanischen Seite. Eine völlig andere Welt! Wir haben uns bewusst diesen Grenzübergang ausgesucht, weil er angeblich einer der ruhigsten ist, während das nahegelegene Tijuana den Ruf hat, der hektischste Grenzübergang der Welt zu sein.

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Wir werden sehr freundlich willkommen geheißen und packen unser Spanisch aus, um brav alles zu beantworten, was man von uns wissen will. Die Inspektion unseres Autos ist sehr oberflächlich und nach zwei Minuten erledigt. Um die Einreiseformalitäten zu erledigen, schickt man uns ins Immigration Office.

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Hier beginnt ein strukturierter, aber mit viel Rennerei verbundener Prozess. Formular ausfüllen – zur Bank zum Bezahlen – wieder zurück – Stempel in Pass und Erhalt der Touristenkarten – in die nächste Apotheke (!), um Kopien zu machen – zurück zur Bank, um die Gebühren für die temporäre Importlizenz für das Auto zu bezahlen – mit dem Bankbeamten in den Ort, um die Autodaten zu kontrollieren – Fertigstellung der Autopapiere etc. Somit haben wir alles, was wir für Mexiko brauchen. Jetzt müssen wir allerdings nochmal zu Fuß zurück in die USA, um dort unsere Aufenthaltsgenehmigung (I-94) abzugeben und uns offiziell abzumelden. Gut, dass hier alles so überschaubar ist, denn trotz der ganzen Rennerei ist nach 1 Stunde und 20 Minuten alles erledigt.

Gleich nach dem Grenzübergang in Tecate befindet sich eine große Brauerei mit Biergarten, aber nachdem wir gleich weiter nach Ensenada wollen und der Biergarten nicht wirklich einladend ist, verzichten wir auf eine Führung incl. “Bierprobe”.

Durch schöne Weingebiete in hügeligem Bergland fahren wir nun Richtung Südwesten zum Meer, nach Ensenada.

Hier in Ensenada ist die Hölle los! Durch Zufall kommen wir genau einen Tag vor dem Start der Baja 1000 an.

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Diese Rallye auf der Halbinsel Mexikos zählt zu den längsten und härtesten Auto- und Motorradrennen der Welt. Die verwendeten Fahrzeuge sind in der Regel allradgetriebene Spezialkonstruktionen. Man findet aber auch zu Rallyeautos umgebaute Käfer und natürlich die obligatorischen Motocross-Maschinen.

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Die Baja 1000 ist die amerikanische Version der Paris-Dakar-Rallye, jedoch ist die Beteiligung an der Baja 1000 vorwiegend immer noch eine Privatangelegenheit. Über 1000 Meilen Offroadstrecke führt diese Rallye in 4 Tagen von Ensenada bis zum Südende der Baja California und endet in La Paz.

Für Thomas ist es wie ein Sechser im Lotto, dass wir zufällig genau zu dieser Rallye den Start miterleben dürfen. Er jubelt den Autos zu und macht Hunderte von Fotos.

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Er ist kaum vom Ort des Geschehens wegzubekommen. Klar – bei diesen Fotomotiven:

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Der ganze Trubel natürlich untermalt von fröhlicher mexikanischer Musik:

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Für den Abend ist noch eine große Party angekündigt, aber wir sehnen uns an unserem ersten Abend in Mexiko dann doch nach ein bisschen Ruhe und suchen uns außerhalb von Ensenada einen netten kleinen, wenn auch sehr einfachen, Campingplatz.
Von dort starten wir am nächsten Morgen nach La Bufadora, einer Felsspalte in der Felsenküste, aus der bei entsprechendem Wellengang eine Wasserfontäne bis zu 30 Meter in die Höhe schießt.

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Um dorthin zu gelangen, läuft man ca. einen Kilometer über einen sehr touristischen Markt, wo man alles bekommt: von Souvenirs über Viagra-Tabletten bis hin zu allerlei kulinarischen Genüssen.

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Jeder will einem etwas verkaufen oder in sein Lokal locken, dies aber auf die nette und freundliche Art, nicht so aufdringlich wie in manchen anderen Ländern.

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Den Nachmittag verbringen wir nochmal in Ensenada und schlendern durch die Innenstadt. Auch hier will man uns alles mögliche andrehen. Lustig und für uns ungewohnt ist, dass einen auch die Apotheker ansprechen, man solle doch was kaufen. Oder sehen wir so krank aus? Für uns interessant sind vor allem die Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte. Nach dem gepflegten und gut sortierten USA natürlich eine gewaltige Umstellung. Aber auch hier stellen wir fest, dass wir ein gutes Team sind: einer versteht die Sprache, und der andere rechnet die Preise aus, denn die Umrechnung von mexikanischen Pesos in Euro stellt schon erhöhte Anforderungen an die mathematischen Fähigkeiten dar!

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(Wer uns kennt, weiß natürlich, wer von uns beiden rechnet und wer spricht…)

Am nächsten Morgen geht’s weiter Richtung Süden nach San Quintín, zu einem Campingplatz direkt am Meer. Fidel, der Eigentümer, macht uns einen Spezialpreis. Er ist froh, dass er überhaupt Gäste hat, denn neben 4 kanadischen Motorradfahrern sind wir die einzigen Gäste und beziehen unseren Stellplatz unter einer Palapa, einem schattenspendenden Unterstand aus Palmblättern:

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Von hier aus können wir ausgedehnte Strandspaziergänge durch die Dünen machen:

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Der Strand ist unglaublich sauber, man findet lediglich ein paar dieser seltsamen Seetangexemplare:

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Der Campingplatz ist ruhig, die sanitären Anlagen zwar einfach, aber sehr sauber und Fidel ein lustiger Zeitgenosse. Uns gefällt’s – wir verlängern gleich noch um einen Tag. Und bereits heute, am dritten Tag, haben wir das Gefühl, in Mexiko angekommen zu sein und den anfänglichen Kulturschock verkraftet zu haben.

Bei unserer Weiterfahrt durch das Landesinnere kommen wir immer wieder an netten bunten Häusern vorbei. Dieses Café ist natürlich mit einem Starbucks nicht zu vergleichen, hat aber viel mehr Charme:

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Hier im Landesinneren beginnt auch der schönste Teil der Baja California. Die ersten Kakteen sind nur Vorboten von dem, was einen erwartet:

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Ein Meer von Kakteen aller Art, zum Teil versteckt zwischen runden Granitblöcken, soweit das Auge reicht…

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Bei unserer Weiterfahrt an die Ostküste der Baja California werden wir immer öfter Zeugen, mit welcher Wucht der Hurrikan Odile hier Ende September gewütet hat. Viele Straßen sind unbefahrbar oder einfach weggespült:

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In Bahía de los Angeles am Golf von Kalifornien oder der Sea of Cortes, wollen wir eigentlich zum Punta la Gringa. Den ersten Teil der Strecke schaffen wir noch mit Müh und Not, es gibt immer wieder Washouts, die die aus den Bergen herunterschießenden Wassermassen hinterlassen haben…

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… aber hier geht nichts mehr:

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Nach langem und gutem Zureden gibt Thomas schließlich auf, nachdem er unbedingt mit ein paar Schaufeln Sand die größten Löcher in der Straße zuschütten will!! Wir fahren zurück zum Dagget’s Camp, wo es uns auch sehr gut gefällt.

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Es ist schlimm zu sehen, wie sehr diese schöne Landschaft gelitten hat. Viele Häuser sind eingestürzt oder einfach weggespült, ganze Ortsteile liegen unter einer dicken Sandschicht und zum Teil hat man noch nicht einmal mit den Aufräumarbeiten begonnen. Einziger Vorteil: alles ist grün, was sonst vertrocknet und graubraun ist.

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Aber auch unabhängig vom Hurrikan gibt es viele Dinge, die nach Reparatur schreien. Wir sind uns einig: Ägypten ist überall und somit gibt es überall ein Loch, in das man reinfallen oder –fahren kann:

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Genau am 28. Breitengrad verläuft die Grenze zwischen den beiden Bundesstaaten Baja California (B.C.) im Norden und Baja California Sur (B.C.S.) im Süden.

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Man merkt nicht viel beim Grenzübertritt, lediglich müssen wir für 20 Pesos (Euro 1,20) unser Auto desinfizieren lassen, um keine Schädlinge aus dem Norden zu importieren. Außerdem befinden wir uns jetzt in einer anderen Zeitzone und sind nur noch 8 Stunden hinter Deutschland.

Der erste größere Ort in der Baja California Sur ist Guerrero Negro. Leider sind wir einen Monat zu früh dran, denn ab Dezember kann man hier die Grauwale beobachten, die aus Alaska kommen und hier ihr Winterquartier beziehen. Anfang des Jahres bringen sie hier ihre Jungen zur Welt. Jetzt ist hier nichts los und wir halten uns nicht lange auf. Auch in Guerrero Negro gibt es herrlich bunte Häuser…

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… und sogar einen WALMART:

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Selbst die Gräber auf den Friedhöfen sind hier in bunten Farben bemalt:

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Wir haben keine Lust, noch die ganze Strecke bis Santa Rosalía am Golf von Kalifornien zu fahren und beschließen, einen Übernachtungsstopp in Vizcaíno im Landesinneren einzulegen. Das Hotel Kadekaman hat ein paar wenige Stellplätze im Hinterhof. Die Eigentümer sind ganz begeistert von unserer Reise und freuen sich so, dass wir ihre Gäste sind, dass sie kurzerhand den Übernachtungspreis halbieren mit den Worten: “Ihr habt doch sicher wenig Geld und müsst sparen bei dieser langen Reise”. Wir sind ganz gerührt von dieser Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Im Preis von 4,75 Euro sind übrigens enthalten: ein schöner Stellplatz im Obstgarten unter Orangenbäumen, Strom und Wasser, ein eigenes Badezimmer mit blitzblanken Toiletten und heißen Duschen und freies Wi-Fi.

Von Vizcaíno ist es nicht mehr weit bis Santa Rosalía. Wieder fahren wir durch eine sehr schöne Landschaft mit vielen Kakteen:

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Die Straßen sind übrigens sehr gut, wenn man auf der Hauptstraße bleibt. Verlässt man diese, und sei es, um auf einen Campingplatz zu gelangen, oder nur vor einem Geschäft anzuhalten, dann geht’s oft richtig zur Sache. Offroad-Fahren geht hier in Mexiko mit unserem Auto nur schlecht. Waren die offroad-Pisten in USA immer in sehr gutem Zustand, so sind sie hier für uns oft kaum befahrbar.

Santa Rosalía am Golf von Kalifornien ist ein sehr netter Ort mit französischem Flair. Die meisten der Häuser sind aus bemaltem Holz in französischem Kolonialstil erbaut. Die Kirche Santa Barbara wurde von Gustav Eiffel in Frankreich gebaut und war ein Ausstellungsstück der Weltausstellung 1889 in Paris. Die Kirche wurde von der hier ansässigen Bergbaugesellschaft in Belgien gekauft und per Segelschiff hierher transportiert und wieder aufgebaut:

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Einen Besuch wert ist auch die berühmte Bäckerei “Panaderio el Boleo”, die seit über hundert Jahren hier ansässig ist und unglaublich gutes Brot, vor allem Baguette, backt.

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Wir sind ganz begeistert von dem frischen und guten Brot, für uns das beste, das wir auf unserer gesamten Reise gegessen haben. Nach einem kurzen Plausch mit dem Besitzer dürfen wir auch die Backstube besichtigen…

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Kurz hinter Santa Rosalía finden wir in San Lucas einen netten Platz am Meer.

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Die Campingplätze hier sind sehr schön gelegen, allerdings sehr sehr einfach. Wenn es überhaupt Duschen gibt, dann meistens nur kalt und meistens nur ein leichtes Tröpfeln. Auch die Toiletten sehr primitiv, aber die Inneneinrichtung mit Liebe zum Detail…

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Dass man das Toilettenpapier selbst mitbringt und in den bereitgestellten Papierkorb werfen muss, daran muss man sich auch erst mal wieder gewöhnen! Schlimmer sind die Plumpsklos – Details ersparen wir euch lieber!

Manche Campingplätze haben sogar eine Dumpstation zur Entsorgung des Abwassers. Mit den luxuriösen Dumpstations in USA natürlich nicht zu vergleichen.

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Mit unserer Ankunft in Mexiko hat übrigens auch das gemütliche Ausschlafen ein jähes Ende. Beim ersten Morgenlicht werden wir von den zahlreichen Fliegen wachgekitzelt, die sich nachts im Auto verstecken. Auch gibt es immer mindestens ein Auto oder Motorrad, das einfach keine Lust hat, morgens um 5:00 h anzuspringen. So mancher Camphost ist der Meinung, 6:30 h ist einfach die perfekte Zeit, um die Campingplatzgebühren einzusammeln. Und den vielen frei laufenden Hunden macht es viel mehr Spaß, nachts zu bellen als am Tag.

Unser nächstes Ziel ist Mugelé, eine wunderschöne Oase am gleichnamigen Fluss:

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Hier besuchen wir Mike und Barbara aus Washington, die wir in Kalifornien kennengelernt haben. Die beiden haben sich letztes Jahr ein wunderschönes Haus hier gekauft. Wir sind erschüttert, in welchem Zustand das Haus ist. Der Hurrikan hat Fenster und Türen weggerissen, die durch das Haus schießenden Wassermassen haben selbst die in 3 Meter Höhe hängenden Deckenlampen und Ventilatoren beschädigt und alles liegt unter einer dicken Schlammdecke. Ein Jammer! Aber die beiden nehmen es mit Geduld und Optimismus und arbeiten sich Stück für Stück durch das Chaos.

Südlich von Mugelé beginnt eine der schönsten Buchten mit karibischen Stränden, die Bahía de Concepción:

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Am Santispac Campground auf unserem Stellplatz nur 5 Meter vom türkisfarbenen Meer verbringen wir zwei herrliche Tage einfach mal mit Nichtstun und Schwimmen im 26 Grad warmen Wasser und lernen hier viele interessante Globetrotter kennen, die wie wir auf dem Weg nach Feuerland sind…

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Unsere Strecke von Chula Vista (USA) zur BahÍa de Concepción (Mexiko) (1.312 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 53.119 km.

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  Blog erstellt am 20.11.2014 am Santispac Campground in der Bahía de Concepción, Baja California

Mittwoch, 12. November 2014

37. Etappe: Joshua Tree National Park zur Mexiko Grenze (01.–11.11.2014)


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Von unserem letzten Nationalpark, dem Joshua Tree NP, nehmen wir nicht den direkten Weg nach Palm Springs, sondern drehen noch eine Runde um den Salton Sea mit dem Ziel Slab City. Slab City ist eine aufgegebene Militärbasis aus dem Zweiten Weltkrieg und ein Aussteiger-Hangout inmitten der Wüste in der Nähe von Niland. Hier steigen alle ab, die längst ausgestiegen sind.

Bekannt ist Slab City vor allem auch durch den Salvation Mountain.

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Der Salvation Mountain ist eine kunterbunte Kunstinstallation und aus Tonnen von Lehm, Stroh und Farbe hergestellt. Angefertigt wurde er ab 1984 von Leonard Knight, um die Botschaft “Gott liebt alle” mitzuteilen.

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Einige kennen den Berg vielleicht aus dem Film “Into the Wild”, andere, die sich masochistischerweise Heidi Klum’s “Germany’s Next Top Model” antun (wir kennen schon mal zwei), erkennen vielleicht die gelbe Treppe, auf denen die Kandidatinnen in der Staffel von 2013 in Hippie-Kleidern herunterstolperten…

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Slab City besteht gerade im Winter aus Tausenden von Wohnmobilen. Es gibt hier kein Wasser und einfach gar nichts, aber unzählige “happy homeless”, die hier in ihren zum Teil originellen Hippie-Autos wohnen.

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Obwohl wir als – zumindest temporäre – Aussteiger und Heimatlose gut hierher passen, beschließen wir, die Nacht doch nicht hier zu verbringen, sondern am Ufer des Salton Sea. Der Salton  Sea ist der größte See Kaliforniens und sehr stark salzhaltig. Er liegt ca. 66 Meter unter dem Meeresspiegel. Im Sonny Bono Salton Sea National Wildlife Refuge finden wir einen windgeschützten Platz für die Nacht. Sonny Bono, Ehe- und Gesangspartner von Cher (“I got you, babe”) und zeitweise Bürgermeister von Palm Springs, ist hier in aller Munde.

Uns erinnert die Gegend mit den zum Teil verfallenen Strandparks sehr stark an das Rote Meer am Sinai:

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Totaler Kontrast zu dieser einsamen Wüstengegend dann nur eine Autostunde entfernt in Palm Springs, wo es an die 100 Golfplätze gibt. Man fragt sich, woher das Wasser kommt, um diese riesigen Grünflächen für die oberen Zehntausend zu bewässern…

Als wir in Palm Springs ankommen und mehrere Flugzeuge mitten in der Stadt auf den Straßen sehen, denken wir zuerst an eine Fata Morgana. Wie sich herausstellt, findet gerade eine Flugzeugparade statt, eine Kette von verschiedenen Flugzeugen rollt mit laufenden Maschinen die vier Kilometer von der Innenstadt zum Flughafen.

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Palm Springs gefällt uns extrem gut. Günstige Übernachtungsplätze gibt’s hier allerdings nicht, nur schöne gepflegte und teure RV-Parks, die unser kleines und unscheinbares Auto nicht akzeptieren. Aber in so einer schönen Umgebung fühlen wir uns auch auf dem Walmart-Parkplatz wohl. Als wir uns im Visitor Center nach einer Duschmöglichkeit erkundigen, fällt dem Angestellten die Kinnlade herunter – so eine Frage hätte ihm noch nie jemand gestellt! Selbstverständlich hat hier in Palm Springs jeder seine eigene Dusche! Nach längerem Herumtelefonieren schickt er uns dann zum Truck Stopp – die 12 US$ für eine Dusche sind uns dann aber doch zu teuer.
Aber trotzdem gut, dass wir hierher gekommen sind. Endlich können wir mal unser Auto wiegen…

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Wieder mal amüsiert man sich über unser kleines Auto – der Knopf für die Sprechanlage befindet sich in schwindelnder Höhe – auf Kopfhöhe der “normalen” LKW’s. Selbst Thomas muss sich strecken und laut rufen, damit man ihn von so weit unten hören kann.

Wie bereits erwartet, sind wir zu schwer, aber nicht so massiv wie gedacht. Fragt sich nur, wie wir leichter werden!?! Selbst eine Radikaldiät der Beifahrerin reicht hierfür nicht aus…

Auf dem Weg zurück in die Stadt kommen wir an dem unglaublich großen Windpark vorbei. Hier reihen sich über viele Kilometer Tausende von Windrädern aneinander.

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Den Abend und den nächsten Tag verbringen wir nochmal in der Innenstadt, die gerade am Abend mit ihren schönen Restaurants, Cafés, Bars und Geschäften zum Bummeln einlädt.

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Übrigens – eine Dusche finden wir auch noch, nämlich im Swim Park Palm Springs.

Hier kommt man mit der Harley nicht zum Rockertreffen, sondern zum Nachmittags-Tanztee 55plus!! Ist wirklich so! Einfach herrlich…

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In den heißen Sommermonaten zieht’s die Bewohner allerdings in die kühleren Berge der San Jacinto Mountains auf knapp 2.600 m Höhe. Die Aerial Tramway bringt einen hinauf, wo die Temperaturen oft um 20°C niedriger liegen als im Tal.

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Ab hier führt uns unsere Reiseroute Richtung Meer. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch ein paar nette Orte wie zum Beispiel Temecula.

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In Temecula gibt es nicht nur knapp 50 Weingüter, sondern endlich auch einen Autoscheiben-Laden, der unsere Seitenfenster mit einer getönten Folie versieht. Dies gibt uns nicht nur einen Schutz gegen Einbrüche, sondern auch noch ein bisschen mehr Schutz gegen die Sonne.

Und in Oceanside ist es dann soweit: nach 7 Monaten können wir endlich wieder unsere Füße in den Pazifischen Ozean stecken:

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Die Saison ist hier vorbei, für uns völlig unvorstellbar bei 33°C!! Alles ist für den “Winter” vorbereitet.

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Lediglich ein paar Surfer verirren sich noch hierher. Wir genießen den leeren Strand, und Thomas schwimmt sogar noch ein paar Runden im kühlen Pazifik.

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Hier kommen wir auch wieder in den Genuss herrlicher Sonnenuntergänge, und danach schlendern wir über ein Straßenfest mit cooler Musik und kulinarischen Genüssen aus aller Welt.

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Letzter Anlaufpunkt unserer Nordamerika-Reise ist San Diego, das uns bereits bei unserem Besuch vor 20 Jahren schon sehr gut gefallen hat. Nicht zu Unrecht gibt sich San Diego den Beinamen “America’s Finest City” – hier wird bei herrlichen Stränden und ganzjährigen angenehmen Temperaturen der kalifornische Traum wahr.

Magischer Anziehungspunkt ist der Balboa Park, eine grüne Oase inmitten der Großstadt. Zwischen Palmen und Kakteen gibt es mehrere Museen in Gebäuden, die im spanischen Kolonialstil errichtet wurden.

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Durch Zufall landen wir bei der Generalprobe des Jugendsymphonieorchesters für das Konzert, das am nächsten Tag stattfinden soll.
Eigentlich wollen wir nur einen kurzen neugierigen Blick in den Probenraum werfen, aber die ca. 100 jungen Musiker spielen so exzellent, dass wir uns nicht losreißen können. Wir bleiben bis zum Schlusston von Tschaikowskys Sinfonie No. 2, und es ist bereits dunkel, als wir die Casa del Prado verlassen.

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Mit dem Fahrrad machen wir uns auf den Weg zum Gaslamp Quarter, den historischen Stadtkern und Mittelpunkt des Nachtlebens in der Innenstadt, früher ein Vergnügungsviertel mit zahlreichen Bars, Bordellen und Spielhallen (drei davon im Besitz von Wyatt Earp). Auch heute reihen sich hier Kneipen, Bars, Restaurants, Nachtclubs, Hotels und hübsche Geschäfte aneinander. Besonders abends gefällt es uns hier sehr gut, aber auch bei Tageslicht ein schöner Anblick:

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Am nächsten Tag machen wir uns nochmal mit dem Fahrrad auf, um die Stadt zu erkunden, vor allem das Hafenviertel und die sehr schöne Waterfront:

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Neben dem Flugzeugträger USS Midway die überlebensgroße Statue “Save the Kiss” - jener Matrose, der auf dem Times Square aus Freude über das Ende des Zweiten Weltkriegs eine Krankenschwester küsste:

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Was uns mal wieder sehr gut gefällt, ist die Lage des Flughafens mitten in der Stadt. Wie immer können wir uns nicht sattsehen, in welch niedriger Höhe die Flugzeuge kurz vor der Landung über einen hinwegdonnern:

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Automatisch zieht man jedes mal seinen Kopf ein. Nur gut, dass heute nicht der 11.9. ist, sondern der 9.11.!!

Noch ein Pluspunkt des 9.11.: heute finden die Ciclosdias statt – eine Art autofreier Sonntag auf mehreren Strecken. Hier kann man nach Herzenslust radeln, laufen, joggen, skateborden etc. Es gibt Essensstände und sogar eine Station, wo man kostenlos sein Fahrrad überprüfen lassen kann. Wir genießen das Radeln auf den leeren Straßen:

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Noch einmal zieht es uns zum Balboa-Park und seinen Museen, dem botanischen Garten, den Straßenkünstlern, sowie seinen Events wie Hochzeiten etc. Man könnte hier Tage verbringen. Zum Abschluss besuchen wir das Timken Museum of Art. Und während ich mich noch mit Rubens und van Dyck vergnüge, hat sich Thomas längst aus dem Staub gemacht und genießt “die wahre, die moderne Kunst”:

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Nach so viel Kultur zieht es uns noch kurz zum Pazifikstrand, wo die Surfer zu Hause sind und auch die schönen Menschen, die man am Strand bewundern kann. Dieser Strandabschnitt ist noch ganz ursprünglich und zum Glück noch nicht mit Hochhäusern verbaut. Das Kalifornien der alten Tage…

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Wie immer können wir nicht so lange bleiben wie wir möchten, denn wir müssen ja noch eine Bleibe für die Nacht finden. Und siehe da, obwohl wir seit Anfang der Reise den Walmart Parkplatz so gut wie möglich vermieden haben, werden wir jetzt auf unsere letzten Tage noch Fans. Die letzten 7 Nächte haben wir ausschließlich bei “Herrn Walmart” übernachtet – in den unterschiedlichsten Gegenden mit unterschiedlichstem Publikum und unterschiedlichstem Geräuschpegel. Aber in Ermangelung anderer Campingplätze (nicht vorhanden, zu voll, zu teuer), war’s dann gar nicht soooo schlecht…

Jetzt sind wir bereit für Mexiko, wo wir morgen, am 12.11., einreisen wollen. Ja, wir beide sind bereit, das Auto noch nicht so ganz. Seit einiger Zeit gibt es ganz schreckliche Brummgeräusche von sich – immer öfter, immer lauter. Keine VW-Werkstatt traut sich, das Problem anzugehen, da man keine Ersatzteile oder Unterlagen über das Auto hat und da man den Autotyp hier ja nicht kennt. Aber man ist sich einig – “es hat was mit Abgasrückfuhr zu tun” und es kann auch nichts Schlimmes passieren. Na ja, mal schauen, wie weit wir kommen, vielleicht haben wir in Mexiko mehr Glück…

Heute, am 11.11. (Veterans Day), machen wir einen letzten Bummel durch eine Shoppingmall direkt an der mexikanischen Grenze bei Tijuana. Es ist schon bedrückend, direkt neben der Mall hohe Sicherheitsmauern mit Patrouillen der Border Control zu sehen. Bei diesem Anblick werden traurige Erinnerungen an die Berliner Mauer wach… und dies fast genau an dem Tag, an dem zu Hause in Deutschland alle das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls feiern…

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Wir hatten eine wunderschöne Zeit in Nordamerika und sind jetzt sehr gespannt auf das Abenteuer Mexiko, Mittel- und Südamerika.

 

Unsere Strecke von Joshua Tree NP (Kalifornien) zur mexikanischen Grenze (1.015 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 51.807 km.

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  Blog erstellt am 11.11.2014 in Chula Vista (Kalifornien).