Dienstag, 20. Oktober 2015

66: Chile: Valparaíso – Santiago de Chile – Grenze Argentinien (08.-16.10.2015)


Zapallar – der exklusivste Küstenort Chiles! Unberührte Strände, dicht bewaldete Hügel…

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Hier wohnen die Schönen und Reichen. Wir spazieren am Strand entlang und schauen über so manche Hecke, um einen Blick auf die Villen der Reichen zu werfen. Nobelvillen aller Baustile, von modern…

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… bis gemütlich-bayrisch.

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Hier gefällt’s uns – hier wollen wir bleiben! Auch wenn wir weder schön noch reich sind. Wir erkundigen uns beim Rathaus, wo man denn mit seinem Auto übernachten könne. ÜBERNACHTEN? Der Bürgermeister kippt fast von seinem 3.000 Dollar Designerstuhl. Nicht mal parken dürfe man mit dem Wohnmobil, ja nicht mal in den Ort hineinfahren! Charmant aber bestimmt schickt er uns weiter. Wir wollen ihn noch fragen, ob er “Mama Merkel” kennt, aber wir haben schon verstanden, er mag halt einfach keine Asylanten im Ort. Macht aber nichts, wir finden außerhalb einen herrlichen Platz in einem riesig großen grünen Gebiet mit Wiesen, Blumen und Kakteen, das ganz sicher nicht den Schönen und Reichen gehört. Dachten wir… bis uns frühmorgens die Polizei mit Blaulicht und Klopfen an unsere Scheibe weckt. Frühmorgens? Es ist genau 03:05 Uhr, als man uns erklärt, hier können wir nicht bleiben.
03:05 Uhr!!! Wir sind noch so im Tiefschlaf, und unsere Spanischkenntnisse noch viel mehr, dass die Polizei schließlich resigniert aufgibt.

Und so sieht man aus, wenn man um 03:05 Uhr geweckt wird, über Nacht ein Jahr älter geworden ist, es morgens im Auto nur 0 Grad hat und die vom lieben Ehemann selbst gepflückten Blümchen noch genauso verschlafen sind wie das Geburtstagskind:

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Ein paar Stunden später sieht das schon besser aus – zumindest die Blümchen sind aufgewacht:

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Den 9. Oktober verbringen wir in Vina del Mar, einer schönen, gepflegten und modernen Küstenstadt.

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Hier gibt es schöne Gebäude aller Baustile…

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… gute Hotels und Restaurants, wie hier das Cap Ducal, das in Form eines Schiffes gebaut ist…

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… und das Castillo Wulff (nein, der Christian war nicht hier!), ein schönes Schlösschen mit allerlei Infos über die chilenischen Weine:

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Wir spazieren durch die gepflegte Stadt, die durch einen Fluss (Estero Marga Marga) zweigeteilt ist:

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Hier in Vina del Mar erwerben wir im Nationalpark-Büro der Conaf einen Jahrespass, der für alle chilenischen Nationalparks (mit Ausnahme der Osterinsel und des Torres del Paine) gültig ist. Für unglaublich günstige 10.000 Pesos p.P. (ca. 13 Euro). Bereits nach vier Parks hat sich der Kauf schon gelohnt, und es gibt zur Zeit 36 Nationalparks, 49 reservas nacionales und 15 monumentos naturales. Dazu gibt’s einen Plan, in dem alle Parks aufgeführt sind. Liebe Nachfahrer: unbedingt besorgen, das lohnt sich!

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Vina del Mar gefällt uns richtig gut, doch wieder stehen wir vor dem Problem: wo übernachten? Den Chef des botanischen Gartens haben wir fast so weit, dass er uns übernachten lässt – aber halt leider nur FAST. Die deutsche Schule würde uns ja gerne helfen, aber hier findet ein Großereignis statt. Und die Polizei versichert uns, dass öffentliche Parkplätze viel zu gefährlich sind. Wir verlassen also die Stadt und suchen uns 60 Kilometer außerhalb ein schönes ruhiges Plätzchen am Fluss. Auf der Fahrt dorthin kommen wir durch die touristischen Stadtviertel, deren Privathäuser und Hotelburgen allerdings schön an die hügelige Landschaft angepasst sind:

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Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh auf, um Valparaíso, den Nachbarort von Vina del Mar, zu erkunden. Die Hafenstadt Valparaíso liegt auf 42 steil aufragenden Hügeln. Bereits bei der Anreise haben wir einen schönen Überblick über die Stadt:

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Direkt am Hafen finden wir einen sicheren Parkplatz und starten unsere Stadtbesichtigung an der Plaza Sotomayor mit dem Hauptquartier der chilenischen Marine:

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Eigentlich wollen wir eine Hafenrundfahrt machen, aber es ist Wochenende, und lange Schlangen warten vor den Ausflugsbooten. Wir ziehen es also vor, die zwei bedeutendsten Hügel zu besichtigen, den Cerro Concepción und den Cerro Alegre. Zu einigen der Hügel gibt es die berühmten Ascensores (Aufzüge). Von den ursprünglich 30 Aufzügen funktionieren allerdings nur noch sieben, da das Geld für die Instandhaltung fehlt, wie hier beim Ascensor Villaseca:

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Bei anderen Aufzügen warten oft lange Schlangen, denn es kostet nur 40 Cent, um die steile Fahrt in der klapprigen Holzkabine zu bewältigen.

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Nicht, weil wir zu faul zum Laufen sind, sondern weil wir mitreden wollen, fahren wir mit dem Ascensor Concepción hinauf zum Bohème-Viertel Alegre-Concepción. Aber hier oben geht’s erst richtig los mit “Bergsteigen”. Bunte Treppen führen einen immer höher hinauf:

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Da macht das Treppensteigen richtig Spaß!

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Immer höher und bunter geht es hinauf…

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… und zwischendurch hat man immer wieder einen schönen Blick hinunter auf die Stadt oder hinüber auf andere Stadtteile.

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Wir schlendern durch die pittoresken Gassen mit ihren bunten Häusern.

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Am meisten begeistern uns allerdings die richtig schönen Graffitis. Hier nur eine kleine Auswahl der künstlerisch zum Teil wirklich hervorragenden Fassadenmalereien:

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Jeden Sonntag gibt es in der Iglesia San Pablo um 12:30 h ein kostenloses Orgelkonzert junger Künstler. Als wir zufällig an der Kirche vorbeikommen, ist es tatsächlich Sonntag, und genau 12:30 h! Wir genießen das wunderschöne Konzert – und die willkommene Pause für unsere schon etwas müden Knochen.

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Auf zum Teil sehr originellen Treppen, hier mal nicht bunt, sondern in Form einer Klaviertastatur…

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… machen wir uns an den Abstieg. Valparaíso hat uns sehr gut gefallen. Natürlich könnte man noch Tage hier verbringen, aber morgen ist Montag, der 12. Oktober, und Feiertag in Chile, und den wollen wir nutzen, um uns in die Hauptstadt Santiago hinein zu wagen.

Wir übernachten – mal wieder in der Wildnis – zwischen Valparaíso und Santiago und machen uns früh auf den Weg. Wie erwartet ist die sonst so hektische Großstadt zu dieser frühen Stunde fast leer und wir kommen ohne Probleme ins Zentrum, wo wir auch sofort einen Parkplatz finden. Wir starten unseren Stadtrundgang an der Plaza de Armas mit ihren schönen alten Gebäuden und Statuen.

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Einen besonders schönen Platz hat sich diese Taube ausgesucht:

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Ob’s dem Papst allerdings auch gefällt?

Da heute, am 12. Oktober, Feiertag ist (Día de la Raza), und man deshalb größere Demonstrationen erwartet, ist alles auf den Beinen und Pferden, was eine Polizeiuniform hat. Wir haben noch nie so viel Polizei gesehen und fühlen uns so sicher wie nie zuvor. Auch gibt es Militärparaden, zu Fuß und zu Pferde.

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Wir spazieren durch die Innenstadt von der Plaza de Armas über die Moneda zum Cerro Santa Lucía, der wegen der Demonstrationen aus Sicherheitsgründen leider geschlossen ist. Weiter geht’s durch das Kneipenviertel Bellavista, Santiago’s beliebtestes Ausgehviertel. Hier reiht sich Kneipe an Restaurant an Diskothek, und es macht schon Sinn, dass man gerade hier immer wieder Fahrradverleihstationen sieht:

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Besonders schön ist der Patio Bellavista, eine Flaniermeile aus mehreren Innenhöfen mit Kunsthandwerk, Kneipen und schicken Restaurants. Natürlich gibt es auch hier immer wieder schöne von Künstlern bemalte Fassaden und Steinmosaiken im Pflaster.

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Gleich hinter dem Kneipenviertel erhebt sich der Cerro San Cristóbal – grüne Oase und ‘Central Park’ von Santiago. Auf einem netten Wanderweg geht es über ca. 200 Höhenmeter hinauf zur Statue der Virgen de la Immaculada Concepción.

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14 Meter hoch und 36 Tonnen schwer ist die Dame, und wenn das Wetter mitspielt, hat man von hier oben einen gigantischen Blick auf das Häusermeer der Stadt vor der Kulisse der Andenkette. Leider ist es bedeckt, aber der Blick ist trotzdem atemberaubend.

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Nach knapp 20 Kilometern Fußmarsch mit einigen Höhenmetern haben wir dann erst mal genug von der Großstadt und finden außerhalb der Stadt in einem einsamen Tal einen schönen Übernachtungsplatz. Hier werden wir am Morgen nicht von der Polizei geweckt, sondern von einer riesengroßen Viehherde mit 15 Gauchos. Thomas stehen die Tränen in den Augen, denn er liest gerade Karl May Band 13 “In den Kordilleren”. Am liebsten würde er seinen geliebten Bulli gegen ein Pferd tauschen (und seine Frau gegen eine Kuhherde) und mit den Gauchos durch die Anden reiten.

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Auf unserem Weg zur argentinischen Grenze machen wir noch einen Zwischenstopp in der Nähe von Los Andes, wo die netten Münchner Friedel und Peter seit mehreren Jahren leben.

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Sie haben sich ein wunderschönes Zuhause mitten in den Bergen geschaffen. Schöner geht’s nicht! Hier der Blick von der Terrasse:

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Hier oben sagen sich wirklich Fuchs und Hase gute Nacht:

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Rechtzeitig mit unserer Ankunft am 13. Oktober setzt schlechtes Wetter ein. Der Pass zur argentinischen Grenze ist wegen Schneefalls bereits seit Dienstag gesperrt, und nachts setzt auch bei uns der Schneefall ein. Wir wachen in unserem zugeschneiten Auto auf.

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Der Pass ist natürlich weiterhin gesperrt. Aber welch schöneren Ort gibt es als diesen hier, um eingeschneit zu werden? Uns freut’s, denn so können wir noch bei Friedel und Peter bleiben und von hier aus eine schöne Winterwanderung unternehmen:

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Wir fühlen uns richtig wohl hier, die beiden verwöhnen uns nach Strich und Faden, vor allem mit selbstgemachten bayrischen Schmankerln:

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Da am dritten Tag der Pass wieder öffnet, und bevor wir uns ganz festsetzen, brechen wir am Freitag, dem 16. Oktober, zu unserer vorerst letzten Etappe in Chile auf.

Liebe Friedel, lieber Peter, muchas gracias für eure Gastfreundschaft und die wunderschönen Tage bei euch. Wir haben es so genossen!

Die Grenze zu Argentinien liegt direkt auf dem Paso los Libertadores in knapp 3.000 m Höhe. Die Straße führt in steilen Serpentinen à la Großglockner hinauf. Leider ist das Wetter bedeckt und die Sicht nicht sehr gut.

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Jede einzelne Kurve ist nummeriert.

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Nach 29 “curvas” ist man fast oben, fährt mitten durch das Schigebiet Portillo…

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… und erreicht die Abfertigungsstelle “Los Libertadores” auf der chilenischen Seite.

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Wir sind traurig, dass wir Chile nun nach acht Wochen verlassen, aber wir kommen wieder. Wir wollen jetzt ein bisschen argentinische Luft schnuppern, aber bald wieder nach Chile zurückkommen.

Hier oben erwartet uns ein Riesen-Stau. Vor allem Lastwagen stauen sich auf mehreren Kilometern. Wir dürfen zwar an der LKW-Schlange vorbeifahren, müssen aber lange warten, bis wir in den Tunel del Cristo Redentor einfahren können.

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Mitten im Tunnel verläuft die Grenze, und als wir auf der argentinischen Seite den Tunnel verlassen, erwartet uns richtiges Schmuddelwetter mit eisigem Schneesturm.

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Das neue Land zeigt sich nicht gerade von seiner besten Seite. Kann eigentlich nur noch besser werden!

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Aber richtig schlimm wird es erst, als wir um 15:00 h die Abfertigungsstelle “Los Horcones” erreichen. So viele Autos sind eigentlich gar nicht da, aber – wie wir später erfahren – gibt es Computerprobleme. Und genau an dieser Stelle stehen wir die nächsten fünf (FÜNF!!) Stunden:

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Wir sind erleichtert, als wir um 20:00 h endlich unsere Einreisepapiere in den Händen halten. Aber die Freude ist nur von kurzer Dauer: im Zollpapier sind zwei der fünf Angaben falsch: die Autonummer und die Fahrgestellnummer. Der grantige Zollbeamte erklärt sich nur nach viel gutem Zureden bereit, die Fehler zu korrigieren. Dann geht auch noch der einzige Drucker kaputt. Als wir endlich unser korrigiertes Papier bekommen, ist seine Laune so schlecht, dass wir uns nicht trauen, ihm zu sagen, dass er nur einen der beiden Fehler korrigiert hat. Die Autonummer ist nach wie vor falsch. So reisen wir jetzt halt als “M602018” durch’s Land.

Der Vorteil von diesem Grenzübergangschaos ist allerdings, dass man uns weder nach Schneeketten fragt (die in Chile obligatorisch sind, und die wir natürlich nicht haben), noch nach eventuell mitgeführten Lebensmitteln (keiner interessiert sich für unser Auto) oder nach der Versicherung, die wir zum Glück mit Peter’s tatkräftiger Unterstützung noch kurz vor der Einreise abschließen konnten.
Tipp für Reisende: Roby Speiser, roby@speiserseguros.com.ar versichert Wohnmobile für Argentinien inklusive Anrainerstaaten kurzfristig und unkompliziert per E-Mail. Er spricht deutsch. Wir zahlen für unseren VW-Bus für sechs Monate 2.450 AR$.

Es ist schon dunkel, als wir die Grenze verlassen, und nur 20 Kilometer weiter finden wir einen Übernachtungsplatz neben der Straße. Hier verbringen wir eine ruhige Nacht und wollen morgen nochmal zurück, um bei hoffentlich schönerem Wetter einen Blick auf den Aconcagua zu werfen, den mit 6.962 m höchsten Berg der südlichen Hemisphäre, den man angeblich direkt von der Straße aus sehen kann.

 

Unsere Strecke von Los Vilos zur argentinischen Grenze (821 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 78.947 km.

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Blog erstellt am 18.10.2015 in Uspallata, Argentinien.