Der Abschied von Mexiko fällt uns schwer, wir könnten noch wochenlang hier bleiben. Aber langsam müssen wir Gas geben, weil wir im April in Panama sein wollen.
Der Grenzübertritt nach Belize verläuft schnell und unkompliziert. Das heißt, nachdem wir den richtigen Grenzübergang gefunden haben. Denn an der Grenze sehen wir schon von weitem ein Höhenbegrenzungsschild: “2,50 m”. Nachdem wir hier nicht durchpassen, schickt man uns zu einem neuen Grenzübergang, ein paar Kilometer entfernt. Alles neu, alles modern, zumindest auf der mexikanischen Seite (die Belize-Seite ist noch Baustelle). Ganz schnell sind wir raus aus Mexiko und rein in Belize. Hier wird unser Auto noch schnell desinfiziert – allerdings nur die Autoreifen. Um die virenverseuchten Reifen unserer Fahrräder kümmert sich keiner.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir den ersten größeren Ort, Corozal, an der Karibikküste.
Hier sieht es eigentlich auch nicht anders aus als an Mexiko. Eigentlich. Denn irgendwie ist alles komplett anders. Hier trägt man Rasterlocken, die Hautfarbe der Menschen ist braun bis “maximalpigmentiert”, man trinkt Bacardi statt Tequila, hört Reggae statt Mariachi und der größte Unterschied: man spricht englisch, denn hier im ehemaligen British Honduras regiert die Queen! Die Straßen sind recht einsam, man trifft kaum andere Autos, sieht man mal von den vielen Zuckerrohrlastern ab, von denen hier so viele unterwegs sind, dass es an manchen Stellen sogar eigene Fahrspuren für sie gibt.
Auch sie verfolgen uns bis hierher: unsere geliebten Sprunghügel, nur dass sie hier nicht mehr “Topes” heißen, sondern ganz normale speed bumps sind.
Unser erster Anlaufpunkt ist Belize City, die einstige Hauptstadt von Belize. Nach einem schweren Hurrikan 1961 hat man Belmopan im Landesinneren zur Hauptstadt gemacht. Trotzdem bleibt Belize City nach wie vor die wichtigste und geschäftigste Stadt des Landes. Wir übernachten direkt in der Marina außerhalb der Stadt und genießen unseren Stellplatz direkt am Meer mit Blick auf die Kreuzfahrtschiffe vor der Küste.
Dem Genuss wird aber bald ein jähes Ende gemacht. Denn kaum wird es dunkel, schläft der Wind ein, und Tausende von kleinen Sandfliegen kommen durch das Moskitonetz und den Stoff unseres Dachzeltes in unser Auto. Die Nacht ist der Horror. Bei fast 30 Grad im Auto müssen wir uns bis an die Nasenspitze zudecken, um uns wenigstens ein bisschen vor den Biestern zu schützen. Trotzdem sticht und juckt es ununterbrochen. Unsere Beine sehen am nächsten Tag ganz schrecklich aus. Hunderte von kleinen roten Punkten, so als hätten wir die Pocken. Die Frage, ob wir hier bleiben, erübrigt sich natürlich schnell.
Am nächsten Morgen wollen wir uns Belize City anschauen. Die Hauptstraße in die Stadt heißt “cemetery road” und führt doch tatsächlich mitten durch einen riesengroßen Friedhof.
Gräber, soweit das Auge reicht. Links, rechts, auf den Verkehrsinseln… schon etwas befremdlich. Die Besichtigung von Belize City geht dann auch recht schnell, denn spektakulär ist die Stadt wirklich nicht, vor allem nicht bei dieser Hitze. Tagsüber hat es bis zu 37 Grad! Nachdem uns zwei Belgier, die von Süden kommen, erzählen, dass die Sandfliegen im Süden noch schlimmer wären, beschließen wir, die Karibikküste hier zu verlassen und uns ins Landesinnere zu verlegen. Eine gute Entscheidung. Heiß ist es hier zwar auch, aber wir finden einen schönen Stellplatz beim Tropical Education Center gegenüber des Belize Zoos. Und zumindest einigermaßen mückenfrei!
Von hier aus kann man auf extra angelegten Trails die wunderschöne Vegetation mit ihrer reichhaltigen Tierwelt erkunden.
Besonders gut gefällt uns der “Open Savannah Trail” – Erinnerungen an Afrika werden hier wach.
Bei der Weiterfahrt fällt uns auf, dass hier die meisten der Häuser auf Stelzen gebaut sind. Scheinbar sind die Hurrikans hier doch ein großes Problem.
Immer wieder passieren wir kleinere Orte mit zum Teil klapprigen Brücken.
Erst den dritten Tag sind wir in Belize und schon nähern wir uns San Ignacio an der Grenze zu Guatemala. Eigentlich schade, denn Belize ist ein sehr schönes Land, das sich einem aber hauptsächlich vom Meer aus erschließt. Es gibt viele kleine Inseln, die Cayes (ähnlich den Keys in den USA), aber wenn man sein Auto dabei hat, will und kann man es nicht einfach irgendwo abstellen und zu den Inseln fahren.
Wir verbringen unsere dritte und leider schon letzte Nacht in Belize kurz vor der Grenze bei den Clarissa Falls. Schon die Zufahrt zu dieser Ranch ist wunderschön.
Wir campen ganz alleine auf einer schattigen Wiese direkt am Fluss bei den “Wasserfällen”. Auch Wassersportler kommen hier auf ihre Kosten: kaum angekommen, hat sich Thomas schon den Einbaum geschnappt.
Ganz alleine sind wir doch nicht. Eine richtige Ranch hat natürlich ihren eigenen kleinen Zoo, und unsere Nachbarn besuchen uns regelmäßig am Auto:
Am nächsten Tag, Sonntag, 1.3., geht’s dann schon wieder über die nächste Grenze. Die Ausreise aus Belize ist sehr unkompliziert, ebenso die Einreise nach Guatemala. Zwar nimmt man hier die Desinfektion etwas ernster (man besprüht sogar unsere Fahrräder), aber ich (als wohl unbedeutender Beifahrer) muss nicht mal meinen Pass herzeigen (den Einreisestempel hatten wir vorher beim Immigration Office schon bekommen).
Jetzt sind wir also schon in Guatemala! Gleich nach der Grenze fahren wir kurz in den Grenzort, um dort mit viel Geduld und nach einigen Fehlversuchen einem Geldautomaten guatemaltekische Quetzales zu entlocken. Schön ist der Ort nicht:
In einem der wenigen Supermärkte des Landes kaufen wir noch schnell ein. Zum Glück, denn die kleinen Läden, die es ab hier gibt, haben doch keine so große Auswahl. Hier kommt man auch noch mit dem Pferd zum Einkaufen:
Kurz vor der Einfahrt zu unserem ersten Ziel, den Maya-Ruinen von Tikal, treffen wir wieder auf die Kölner Alex und Daniel mit den Kids und “unserem” T5. Wir freuen uns sehr, dass wir zusammen mit den beiden und ihren Kindern Tikal besichtigen werden.
Auf der sehr schönen Zufahrtsstraße zu den Ruinen wird man mit verschiedenen Hinweisschildern schon darauf vorbereitet, welche Tierwelt einen hier im Dschungel erwartet und wer einem vor’s Auto laufen könnte:
Auf unserem Campingplatz, der großen Wiese direkt am Eingang zu den Ruinen, erwartet uns dann auch schon eine Bande von Klammeraffen, die sich direkt über unseren Köpfen von Baum zu Baum schwingen, begleitet von den Kreischlauten der Papageien. Hier sind wir wirklich im Urwald angekommen.
Es ist inzwischen schon später Nachmittag, und wir beschließen, noch schnell einen Abendspaziergang zu den Ruinen zu machen. Eine gute Idee, denn die Abendsonne taucht die Ruinen in ein wunderschönes warmes Licht:
Wir sind alle sprachlos. Dies sind wirklich die schönsten Maya-Ruinen, die wir bisher gesehen haben. Vor allem die Lage mitten im Urwald ist beeindruckend. Man läuft durch den dichten Dschungel, begleitet vom Gebrüll der Brüllaffen, und steht urplötzlich vor den hohen Ruinen, von denen bisher nur ein Teil ausgegraben ist. Wir genießen die Abendstimmung, es gibt fast keine Besucher mehr. Es ist bereits stockdunkel, als wir an unserem Übernachtungsplatz ankommen.
Am nächsten Tag schlendern wir dann ganz gemütlich durch die große Anlage, wo sich die Mayas um 700 vor Christus niedergelassen haben. Tikal ist eine riesengroße und komplizierte Anlage mit Hunderten von Tempeln, Pyramiden und Stelen, die man an einem Tag kaum erkunden kann.
Auffällig sind die steilwandigen Tempel, die zum Teil über 60 Meter hoch sind.
Auf viele der Ruinen und Pyramiden darf man sogar hinaufklettern. Der Tempel IV mit seinen 70 Metern ist der höchste, und von hier oben hat man einen herrlichen Blick über den dichten Dschungel und die daraus aufragenden Pyramiden.
Man sieht viele noch völlig zugewachsene Ruinen, andere wiederum sind zumindest weitestgehend von Bäumen und Kletterpflanzen befreit und restauriert worden.
Sehr beeindruckt verlassen wir Tikal und machen uns auf den Weg nach Süden zum Parque Natural Ixpanpajul, wo wir auf einem schönen Campingplatz inmitten von Pferden, Schafen, Gänsen und Affen einen Ruhetag einlegen.
Unsere Strecke von Chetumal nach Tikal (508 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 60.569 km.
Blog erstellt am 03.03.2015 im Parque Natural Ixpanpajul in Guatemala.
1 Kommentar:
Hello Claudia and Thomas!
It's Etienne, we met on the campground in Campeche as you were looking for a new anti- mosquito device. Happy to read you have found a replacement! Thomas have you found your cooling fluid!?
Like you I am now in Guatemala, more precisely in Coban and I will head off to Lago Atitlan tomorrow.
Here is the link to my photo blog:
www.flickr.com/photos/etiennefaucher/sets/72157649581874822/
I hope we will meet again, meanwhile take care and happy travels.
Etienne
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