Donnerstag, 7. April 2016

81: Atlantiküberquerung 2: Santos bis Dakar (24.03.-05.04.2016)


Gründonnerstag, 24.03. (Tag 11) – Santos

Mitten in der Nacht verlassen wir die Reede und laufen in den Hafen von Santos ein. Von 01:00 h bis 03:00 h ist Chefüberwacher Thomas E. an Deck, und dank seiner guten Arbeit läuft alles nach Plan. Als wir dann um 07:00 h aufstehen, liegen wir seit Stunden sicher und gemütlich im Hafen von Santos, dem wichtigsten Hafen im Bundesstaat Sao Paulo.

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Gefrühstückt wird heute schnell, denn wir dürfen ab sofort das Schiff verlassen, um die Stadt zu erkunden. Pünktlich um 15:00 h müssen wir wieder an Bord sein. Mit dem Taxi fahren wir in die Innenstadt, auf der Suche nach Schokoladen-Ostereiern (heute ist schon Gründonnerstag) und nach einem guten Internet. Unsere Suche ist von Erfolg gekrönt, wir können unseren Blog hochladen und uns für Ostern mit Schokoladeneiern eindecken. Für den sechs Kilometer langen Rückweg zum Hafen sparen wir uns das Taxi und laufen durch die nette Altstadt mit ihren schönen Gebäuden und Plätzen. Denn obwohl Santos eine sehr moderne Stadt ist, kann man einige historische Gebäude im Zentrum finden.

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Moment mal – kennen wir das nicht aus Kopenhagen?? Nein, auch Santos hat seine Meerjungfrau:

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Trotz all seiner Geschichte kennt man Santos außerhalb Brasiliens vor allem im Zusammenhang mit Fußball: Fußballlegende Pelé spielte hier während fast seiner gesamten Fußballkarriere. Der Santos Fußballclub hat sogar ein exzellentes Museum, das die schillernde Geschichte des Vereins zeigt. Leider ist für uns die Zeit zu knapp für einen Besuch.

Während wir uns in der Stadt vergnügen, wird im Hafen fleißig gearbeitet und das Schiff mit vielen Containern, Baumaschinen und LKWs beladen. Wir sind jetzt so schwer wie nie zuvor seit unserer Einschiffung.

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Aber – für uns natürlich viel wichtiger als Baumaschinen – wir bekommen auch neue, frische Lebensmittel an Bord, unter anderem 700 Eier. Ja, Ostern steht vor der Tür! Für die Lebensmittel gibt es sogar einen eigenen Kran.

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Wir verlassen den Hafen von Santos um 19:00 h, und die Fahrt auf dem Estuario de Santos mitten durch die Stadt mit ihren vielen Lichtern ist sehr beeindruckend.

Karfreitag, 25.03. (Tag 12) – Auf Reede vor Río de Janeiro

Die ganze Nacht sind wir unterwegs auf offener See. Als wir vor dem Frühstück zum ersten Mal auf Deck gehen, sehen wir bereits von Ferne Río de Janeiro mit seinen zwei markanten Orientierungspunkten, dem Corcovado (710 m) mit seiner berühmten Christusstatue und dem Zuckerhut (396 m).

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Aber auch auf der dem offenen Meer zugewandten Seite gibt es schöne Dinge zu sehen: kleine Inseln und glatt geschliffene Felsen.

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Scharen von Fregattvögeln, diese unverkennbaren, fast etwas prähistorisch anmutenden Vögel, begleiten uns:

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Um 12:00 h mittags wird der Anker vor Río ausgeworfen, denn wir können noch nicht so schnell in den Hafen. So wie es aussieht, werden wir hier bis Sonntag auf Reede bleiben, und erst am Montag, also in drei Tagen, in den Hafen von Río einlaufen können. Aber das Wetter ist wunderbar, wir genießen den Tag auf dem Sonnendeck und tanken noch etwas Urlaubsbräune.

Karsamstag, 26.03. (Tag 13) – Auf Reede vor Río de Janeiro

Wir liegen noch immer auf Reede vor Río de Janeiro. Das Wetter ist heute bedeckt und das Deck lädt nicht zum Sonnenbaden ein, aber man findet immer irgendetwas zu tun oder zu beobachten, wie hier eine Rettungsübung der Mannschaft.

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Das Rettungsboot mit Platz für 46 Personen wird ohne Probleme ins Wasser gelassen, aber trotzdem hoffen wir, dass wir niemals das Vergnügen mit dieser Nussschale haben werden!

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Und da morgen Ostersonntag ist, nutzt so mancher die Gelegenheit zu einer Generalüberholung, um für diesen wichtigen Tag schön zu sein:

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Ostersonntag, 27.03. (Tag 14) – Auf Reede vor Río de Janeiro

Heute ist Ostersonntag, und wie es sich für einen so wichtigen Tag gehört, zeigt sich das Wetter von seiner allerschönsten Seite. Wir liegen noch immer vor Anker und genießen diesen herrlichen Blick auf Río mit Corcovado, Copacabana und Zuckerhut:

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Bereits beim Frühstück merken wir, dass besonders für die italienische Besatzung der Ostersonntag sehr wichtig ist. Schon jetzt biegen sich die Tische mit allen Leckereien wie Osterkuchen und Eiern. Aber was zum Mittagessen aufgetischt wird, übertrifft alle Erwartungen: Neun (!!!) Gänge, begleitet von Wein und Prosecco! Buona Pasqua!

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Wir genießen jeden einzelnen Gang und sind nach fast 2 1/2 Stunden Essen so erschöpft, dass wir heute sogar unsere Sportstunde ausfallen lassen. Schließlich müssen wir uns ja vom Essen erholen, damit wir für’s Abendessen wieder fit sind!

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Um 18:00 h kämpfen wir noch immer mit unseren vollen Bäuchen, so dass wir das kulinarische Abendvergnügen gar nicht so richtig genießen können.

Montag, 28.03. (Tag 15) – Río de Janeiro

Auf diesen Tag freuen wir uns seit Beginn der Überfahrt. Río de Janeiro! Und dies bei strahlend blauem Himmel. Wir haben Landgang von 08:00 h bis 13:00 h, und um diese für Río viel zu knapp bemessene Zeit optimal zu nutzen, organisiert uns Kapitän Domenico netterweise einen Minibus mit Fahrer, der uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten bringen soll. Zuerst geht’s durch den dichten Montagmorgenverkehr hinauf zum Corcovado (710 m) mit seiner berühmten Statue des Christo Redentor.

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Der Christus aus Massivbeton ist 38 Meter hoch, 1.145 Tonnen schwer, und seine Armspannweite beträgt 28 Meter! Eingeweiht wurde er am 12.10.1931. Wir sind überwältigt von dem Anblick.

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Aber mindestens genauso beeindruckend wie die Christusstatue ist der atemberaubende Blick auf die Stadt mit ihren berühmten Stränden Copacabana und Ipanema. Der große See ist übrigens die Lagoa de Freitas, wo im Sommer bei den Olympischen Spielen die Ruderwettbewerbe stattfinden werden:

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Unschlagbar ist natürlich der Ausblick auf den Zuckerhut mit seinen 396 Metern. Zu gerne wären wir mit der Seilbahn hinaufgefahren, aber dafür ist die Zeit nun wirklich zu knapp. Wir genießen also den Anblick des Zuckerhuts vom Corcovado aus:

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In steilen Serpentinen geht es hinab zu unserem nächsten Ziel, den berühmten Stränden von Río. “Copa… Copacabana…”… mit diesem berühmten Song im Ohr und auf den Lippen erkunden wir den wahrscheinlich berühmtesten Strand der Welt.

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Na ja, sooo toll ist der Strand ja wirklich nicht. Künstlich aufgeschüttet, keine Palmen, dafür unzählige Hochhäuser. Aber für all diese Enttäuschungen wird Mann natürlich durch einen solchen Anblick entschädigt:

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Dagegen wirken die mühsam aus Sand erbauten Kunstwerke natürlich eher unspektakulär:

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Leider tickt die Uhr und unser Fahrer bringt uns schnell zurück zum Hafen. Auf unserer Fahrt dorthin sehen wir noch einige interessante Dinge der Stadt, wie zum Beispiel den Zuckerhut von unten mit seiner Seilbahn…

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… schöne Kirchen…

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… und auch immer wieder die Favelas der armen  Leute, Stadtteile aus bunten Hütten auf den Morros, den Hügeln der Stadt, erbaut:

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Für den Karneval in Río sind wir ein paar Wochen zu spät dran (schlechte Reiseplanung!), aber hier, am Sambódromo, dem Sambastadion, kann man sich zumindest vorstellen, wie es sein muss, wenn man auf den Tribünen sitzt und die Sambaschulen vorbeimarschieren. Das Sambódromo ist eine 700 Meter lange Betonarena, auf deren Tribünen 62.000 Zuschauer Platz finden!

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Zu gerne hätten wir noch das berühmte Maracana-Stadium besucht, den Olymp der Fußballfans, wo “wir” am 13.07.2014 Weltmeister geworden sind. Aber hätte man uns Deutsche da überhaupt hineingelassen? Doch, bestimmt, denn wir stellen immer wieder fest, dass wir “trotz” des 7:1 gern gesehene Gäste in Brasilien sind.

Als wir um 13:00 h zum Hafen zurückkommen, ist unser Schiff bereits startklar, und nur wenige Minuten später heißt es “Leinen los”. Auf der herrlichen Fahrt durch den Hafen genießen wir den letzten Blick auf Río:

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Ein überwältigender Anblick, aber wir sind traurig, denn jetzt heißt es endgültig Abschied nehmen von Brasilien und Südamerika. Wenig später geht der Pilot von Bord und ab diesem Moment geht es hinaus auf das offene Meer, wo wir die nächsten acht Tage verbringen werden, bevor wir erst in Dakar wieder Land sehen.

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Dienstag, 29.03. (Tag 16) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Seit gestern Nachmittag befinden wir uns nun auf dem offenen Meer. Land werden wir erst wieder in ca. acht Tagen sehen, wenn wir in Dakar (Senegal) ankommen. Und bis dahin ist dies der tägliche Blick vom Deck:

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Weit und breit kein Land in Sicht, nur tiefblaues Meer mit ab und zu ein paar weißen Schaumkronen. Aber wer meint, jetzt kämen wir endlich zum Lesen etc.: weit gefehlt! Es gibt immer etwas zu tun oder zu sehen. Und nachdem wir demnächst in die Tropen kommen, werden heute Malariatabletten verabreicht. Bei dieser Gelegenheit dürfen wir die Krankenstation besuchen. Sie besteht aus einem Behandlungszimmer…

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… und einem richtigen Krankenhauszimmer mit allem, was dazu gehört. Wir sind wirklich erstaunt, auf einem Frachtschiff ein so professionelles Minikrankenhaus vorzufinden:

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Aber es ist so wie mit dem Rettungsboot: wir hoffen, damit nicht Bekanntschaft machen zu müssen! Und weil wir schon mal im obersten Stockwerk sind, werden wir von Dirk zum Sundowner in die Eignerkabine eingeladen. Nicht schlecht! Hier lässt es sich aushalten. Hier fühlen wir uns richtig wohl.

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Spätestens hier und jetzt werfen wir alles über den Haufen, was wir jemals über den (Un-)komfort eines Frachtschiffs gehört oder gelesen haben.

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Und nicht nur, dass die Eignerkabine Fenster hat, sie sind auch noch auf der richtigen Seite (zumindest, wenn man nach Norden fährt), so dass wir von hier aus einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen können:

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Bei diesem Anblick können wir es sogar verkraften, dass aus dem Lautsprecher plötzlich die Ansage ertönt: “Die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt” – eine Ansage, die wir in den nächsten Tagen noch öfter hören müssen.

Mittwoch, 30.03. (Tag 17) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Ein Mitreisender hat es so nett auf den Punkt gebracht: SSDD – Same Story, Different Day. Also dasselbe Szenario wie jeden Tag. Deshalb zur Abwechslung mal einen Blick vom Deck nach rechts:

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Wie immer verbringen wir den Tag mit Sonnenbaden, Lesen, Sport, netten Unterhaltungen und gutem Essen. Doch nicht allen geht es so gut wie uns. Die “ruhige” Zeit der Atlantiküberquerung wird genutzt, um das Schiff mal wieder auf Vordermann zu bringen. Das schlechteste Los haben die “Rostklopfer” gezogen. Den ganzen Tag wird Rost geklopft und neue Farbe aufgetragen:

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Hätten sie mal lieber den Grill entrosten sollen. Denn am Abend gibt es ein Barbecue, und beim ersten Versuch bricht der rostige Grill einfach unten durch und die Kohle landet eine Etage tiefer:

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Zum Glück findet man schnell eine Lösung, so dass wir, wenn auch 45 Minuten später, in den Genuss eines herrlichen Barbecues kommen:

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Und weil wir gerade so schön am Feiern sind, lädt der Kapitän seine Mannschaft und uns anschließend zu einem Caipirinha ein.

Donnerstag, 31.03. (Tag 18) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Nichts Neues heute. Viel Sonne und das übliche Programm. Nur erscheint uns heute das Meer noch einen Tick blauer:

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So eine Farbe haben wir noch nie gesehen – und werden sie wohl auch so schnell nicht wieder sehen. Und wenn man bedenkt, dass die Wassertemperatur 30°C beträgt, ist es fast schade, dass wir nicht darin schwimmen können.

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Am Abend wieder die schon bekannte Durchsage: die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt. Schon anstrengend, so eine Schiffsreise!

Freitag, 01.04. (Tag 19) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Wenn das ein Aprilscherz sein soll, dann ein ziemlich schlechter: es regnet – und wie! Als wir am Morgen die Tür öffnen, kommt uns bereits ein Schwall Wasser entgegen.

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Das Deck und somit unsere Powerwalking-Trainingsstrecke ist unter Wasser und eignet sich eher für ein Schwimmtraining.

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Aber auch dies hat seinen Reiz. Wir beobachten die netten Wasserspiele auf dem Deck…

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… verlegen aber unsere Sportstunde lieber ins Trockene, nämlich in die Offiziersmesse:

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Samstag, 02.04. (Tag 20) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Heute ist der große Tag. Wir werden den Äquator überqueren. Bereits beim Frühstück läuft der Countdown. Kurz vor 11:00 h soll es soweit sein. Damit wir das große Ereignis nicht verpassen, gehen wir schon rechtzeitig hinauf zur Brücke, wo wir uns in Ruhe umschauen können.

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Wir sind begeistert, wie geräumig und modern die Brücke ist und lassen uns von Offizier Tiziano die wichtigsten Geräte erklären:

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Und dann kommt der große Moment. Aber da die Fotografin mal wieder unaufmerksam ist, verpasst sie genau die entscheidende Sekunde. Deshalb hier anstatt eines 0.00.0000 Fotos die beiden Fotos kurz davor und kurz danach. Entscheidend ist das große S: gerade noch auf der Südhalbkugel…

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… und nur ein paar Sekunden später das N, das die Nordhalbkugel bedeutet:

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Am 2. April um 10:29 h unserer Zeit überschreiten wir also den Äquator. Kein Speedbump wie vermutet, kein Schild, kein rotes Band, alles ist wie vorher, nur auf dem Navigations-Bildschirm können wir sehen, dass wir uns genau auf dem Äquator (= rote Linie) befinden:

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In der Kabine dann der endgültige Beweis: im Waschbecken fließt das Wasser wieder im Uhrzeigersinn ab, und nicht – wie auf der Südhalbkugel – in entgegengesetzter Richtung.
Ein aufregender Tag, leider am Abend wieder die unangenehme Durchsage: die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt.

Sonntag, 03.04. (Tag 21) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Und wieder regnet es. Mal schauen, was uns der Tag so bringen  wird. Aber das Unterhaltungsprogramm lässt nicht lange auf sich warten: um 10:00 h knackt der Lautsprecher. Doch nicht schon wieder eine Zeitumstellung!?! Nein, noch viel schlimmer: “Attention, attention, fire on deck 8” (Achtung, Achtung, Feuer auf Deck 8). Aber auch die erlösende Nachricht: “This is a drill, this is a drill”. Zum Glück nur eine Übung. Schnell rennen wir in unsere Kabinen und holen unser Notfall-Equipment: Neoprenanzug, Helm und Rettungsweste. Schwer bewaffnet warten wir dann in der Offiziersmesse auf weitere Anweisungen.

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Wenig später werden wir hinausgeleitet und “dürfen” endlich in unsere Rettungsboote steigen:

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Ungemütlich ist es hier drin. Stickig, eng, deprimierend. Allein beim Anblick der Plastikeimer fühlt man aufkommende Seekrankheit:

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Nichts für Leute mit Klaustrophobie! Und wenn man bedenkt, dass das Rettungsboot Platz für 46 Personen hat, und wir nur 22 sind! Nicht auszudenken, wie schrecklich die Situation sein muss, wenn wirklich Feuer an Bord ist und die Passagiere in Panik geraten!

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Offizier Michael erklärt uns genau, was wie wo funktioniert und wo sich die Vorräte befinden, vor allem Trinkwasser und Tabletten gegen Seekrankheit! Sehr interessant, aber wir sind froh, dass wir das Boot verlassen dürfen, bevor es testweise ins Wasser gelassen wird.

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Bis vor kurzem wurden diese Tests mit vollem Rettungsboot durchgeführt, aber immer wieder gab es Unfälle sogar mit Todesopfern (nicht bei Grimaldi), so dass man seit einiger Zeit die Testpersonen vorher aussteigen lässt. Gottseidank!

Am Nachmittag geht es gleich weiter mit unserem heutigen Unterhaltungsprogramm: der Kapitän führt uns durch das ganze Schiff. Knappe drei Stunden lang zeigt und erklärt er uns wirklich alles. Wir besuchen alle 11 Decks. Zur Orientierung hier ein Querschnitt des Schiffs:

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Die Maße des Schiffs sind beeindruckend: 210 Meter lang, 32 Meter breit und vom Kiel bis zur Brücke ca. 40 Meter hoch. Voll beladen beträgt der Tiefgang fast 10 Meter. Eine Besonderheit dieses Grimaldi Schiffes ist übrigens, dass es dank der großen Heck-Laderampe, der eigenen Kräne sowie der mitgeführten riesigen Gabelstapler und Rangier-LKWs nur einen Hafenpier benötigt, um Güter an Bord zu nehmen. Ideal für die Häfen in Afrika und Südamerika mit teilweise limitierter Infrastruktur an Land.

Die oberen Autodecks wie dieses hier sind momentan leer und werden meist nur für Autotransporte von Europa nach Afrika und Südamerika verwendet. Wenn alle Decks mit Autos beladen sind, können sich bis zu 4.500 Autos an Bord befinden!

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Danach besuchen wir das Vorschiff mit den unglaublich großen Seilwinden zum Festmachen des Bootes. Hier befinden sich auch die zwei Anker, die alleine ca. zehn Tonnen pro Stück wiegen. Gigantische Dimensionen!

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Auf dem vorderen Teil des Schiffes sowie auch im Schiffsrumpf sind Container geladen. Auch wenn einige der Decks leer sind, ist das Schiff gewichtsmäßig bis zum Limit beladen. Wir spazieren durch die Containerlandschaft mit derzeit nur zwei Ebenen. Es können jedoch bis zu vier Container übereinander sein.

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Und dann das Highlight für die Jungs: der Maschinenraum. A man’s heaven! Für die Mädels eher ein Albtraum. Heiß, laut, nach Diesel stinkend. Die Männer sind kaum wieder herauszubringen. Und hier das Herzstück des Schiffs: die 8-Zylinder 2-Takt Dieselmaschine mit stolzen 26.000 PS, die das Schiff bis zu 23 Knoten schnell über die Ozeane befördern kann. 15 Meter hoch und 10 Meter lang ist die Maschine. Wow!

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Nach gefühlten 10 Kilometern Wanderung sind wir völlig platt von den Eindrücken und schaffen es gerade rechtzeitig zum Dinner. Die Abendunterhaltung fällt heute kurz aus, wir sind von den vielen Ereignissen richtig erschlagen.

Montag, 04.04. (Tag 22) – auf dem Atlantik Richtung Dakar

Endlich wieder Sonne! Leider bläst ein starker Nordwind, so dass wir die meiste Zeit unter Deck verbringen. Der Tag läuft ab wie üblich (“SSDD”) und wir nutzen die freie Zeit, um endlich mal einen ausführlichen Besuch in die Küche zu unternehmen. Hier, in dieser hochmodernen und absolut sauberen Küche, zaubert Koch Niculae aus seinen limitierten Zutaten immer wieder leckere italienische Menüs:

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Denn auch nach drei Wochen schmeckt die italienische Küche noch immer sehr gut, und das Hüftgold wächst und wächst. Dabei kommt Niculae gar nicht aus Italien, sondern ist ein waschechter Rumäne! Aber egal, welche Nationalität, für uns ist er definitiv der zweitwichtigste Mann an Bord, gleich hinter dem Kapitän!

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Dienstag, 05.04. (Tag 23) – auf Reede vor Dakar

Nach acht Tagen auf offener See erreichen wir endlich Land! Schon kurz nach dem Aufstehen sehen wir die afrikanische Küste, und um 09:00 h wird der Anker geworfen. Wir werden voraussichtlich bis morgen Nachmittag hier vor Anker liegen, mit Blick auf Dakar (Senegal). Unser Schwesterschiff, die Grande Atlantico, läuft gerade ein und bietet natürlich ein gutes Fotomotiv mit Dakar und der Sklaveninsel im Hintergrund:

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Die Sonne scheint, aber wir holen unsere Winterkleidung aus dem Schrank, denn es ist – völlig entgegen unserer Erwartungen – ziemlich windig und kühl. Wenn alles nach Plan verläuft, dürfen wir morgen, Mittwoch, an Land und hoffen mal wieder, ein gutes WiFi zu finden, um unseren Blog hochzuladen.

 

Unsere Strecke von Santos bis Dakar: 2.997 nm/5.550km/13Tage – Gesamtstrecke per Schiff bis jetzt: 4.274 nm/7.915 km/23 Tage.

Santos nach Río:

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Río nach Dakar (Senegal):

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3 Kommentare:

Stocki hat gesagt…

Ja das 7:1 konnten die Brasilianer gegen uns verkraften, aber nur weil wir ihre" Erzfeinde", die Pampasstiere besiegten. Unverzeihlich wäre es gewesen, wenn wir gegen Argentinien verloren hätten!!!!!! Nur schade, dass ihr für Rio nicht mehr Zeit zur Verfügung hattest, ein Besuch der Sambaschulen gehört zum Pflichtprogramm, diese Tanzen ja bei dem Aufzug durch die Straßen und üben das ganze Jahr über, nähen sich die Kostüme selber in der Hoffnung die Besten zu sein, denn der Erfolg lässt sich dann auch versilbern. Eben der Lohn für all die Mühen und Entsagungen über das ganze Jahr.
So wünsche ich euch alles Gut für den Rest der Reise und eine gesunde Wiederkehr in Alemanha
da oid Helli

Anonym hat gesagt…

Mein lieber Thomas,
nun bist Du schon so nah und doch unerreichbar für mich.
Wenn Du diesen Kommentar liest, wird Dein Geburtstag sicherlich schon einige Zeit her sein.
Ich zähle die Tage, bis ich Dich in meine Arme nehmen, Dich knuddeln und Dir persönlich gratulieren kann. Ich wünsche Dir jetzt schon mal einen schönen Tag zum Feiern, eine weiterhin entspannte Schiffsreise, eine pünktliche Ankunft in Hamburg (ACHTUNG UHR UMSTELLEN AUF MESZ!!!) und eine sichere Rückfahrt nach Braunschweig. Alles Liebe und Gute, Deine Irene.
PS Claudia wird natürlich auch geknuddelt.

Unknown hat gesagt…

Hallo Thomas,
auch von mir nur das Beste zu deinem Wiegenfeste. Ich schließe mich voll und ganz den Glückwünschen von Irene an, nur mit dem knuddeln, das mach man besser mit Irene. Auf diesem Wege wünsche ich euch beiden noch eine schöne Seereise und hoffe, dass ihr heil und gesund wieder in Deutschland ankommt.
Susi und ich sind Ende April mit dem Wohnwagen in der Fränkischen Schweiz. Falls ihr da zufällig auf eurer Reise nach München in die Nähe kommt, kannst du dich mal melden. Vielleicht auf ein Bierchen? Angeblich ist dort die größte Brauereidichte auf der Welt.
Also, noch mal alles Gute euch beiden
Lieben Gruß
Jochen