14.03. (Tag 1) – Einschiffung in Montevideo
Noch im Dunkeln, es ist erst 05:00 h morgens, klingelt der Wecker. Schnell noch die letzten Sachen gepackt, ein paar Abschiedstränen vergossen, und um 06:00 h verlassen wir den schönen Campingplatz Paraìso Suizo. Wir müssen zwar erst um 09:00 h am Hafen in Montevideo sein, aber der Montagmorgenverkehr ist berühmt-berüchtigt, und wir wollen natürlich pünktlich sein. Als wir um 07:30 h am Hafen eintreffen, kommt gerade unser Schiff an, und wir können beim Anlegen zuschauen. Dies also ist die “Grande Angola”, unser Zuhause für die nächsten fünf Wochen:
Und dies ist unsere geplante Reiseroute mit Stopps in Zarate (ARG), Paranagua (BRA), Santos (BRA), Río de Janeiro (BRA), Dakar (Senegal), Banjul (Gambia), Emden und schließlich Hamburg:
Anstatt wie geplant um 09:00 h finden wir unseren Agenten nach einem langen Hafenmarathon erst um 10:30 h. Wir haben also genug Zeit, der Grande Angola beim Anlegen zuzuschauen.
Unser Agent Fabrizio unterstützt uns bei der Ausreise und den Zollformalitäten, und dann ist Warten angesagt. Aber Langeweile kommt nicht auf, es gibt genügend zu schauen und zu staunen. Besonders interessant ist natürlich die Ent- und Beladung des Schiffes. Und wir können nochmal in Ruhe unser Dachzelt trocknen.
Um 12:30 h dürfen wir unsere Kabine beziehen, die so schlecht gar nicht ist. Zwar keine Fenster, aber relativ geräumig und sauber. Das Schiff hat 11 Decks, 10 für Autos und Deck Nr. 11 für die fünf Passagier-Kabinen. Von oben haben wir einen guten Blick über den Hafen. Und hier wie immer das Suchbild: wo ist der Bulli?
Da die Autos erst am Abend an Bord gebracht werden dürfen, machen wir mit Dirk, einem unserer Mitreisenden, noch einen letzten Bummel nach Montevideo und genießen im Mercado del Puerto ein letztes echtes Asado. Dann ist Siesta angesagt in unserem neuen Zuhause, wo Mann ein Mittagsschläfchen abhält, und Frau den neuesten Blog schreibt.
Um 18:00 h kommen wir in den Genuss der guten italienischen Küche. Woww! Wenn das so weitergeht, dann sind die mühsam verlorenen Kilos ganz schnell wieder drauf. Wir lernen unsere sechs Mitreisenden kennen und freuen uns über die bunte Mischung und die netten Begleiter. Acht Passagiere, sechs Nationalitäten! Es ist schon 21:00 h, als wir endlich unsere Autos an Bord fahren dürfen.
Wir sind erstaunt, dass selbst um diese Zeit noch immer Autos entladen werden. Seit nunmehr 13 Stunden!!
Wir sind todmüde, als wir uns um 23:00 h in unsere Betten fallen lassen. Mann, ist das bequem nach 2 1/2 Jahren Bullibett!
15.03. (Tag 2) – Auf Reede vor Montevideo
In der Nacht haben wir den Hafen von Montevideo verlassen und liegen ca. 20 Kilometer entfernt auf Reede. Heute bekommen wir gleich einen guten Eindruck von einem ganzen Tag lang “dolce farniente” – dem süßen Nichtstun. Wenn wir nicht gerade essen, sind wir meistens auf Deck.
Das Deck ist übrigens sehr groß, und spaziert man einmal immer an der Außenkante entlang, sind das 300 Meter. Dreimal herum, macht das schon einen knappen Kilometer.
16.03. (Tag 3) – Buenos Aires bis Zarate
Die ganze Nacht lang sind wir unterwegs auf dem Río de la Plata. Wir schlafen unruhig, hören die Motoren und spüren leichtes Vibrieren und leichten Wellengang. Als wir am frühen Morgen an Deck gehen, passieren wir gerade Buenos Aires im Morgenlicht. Ein beeindruckender Moment!
Nach dem Frühstück gibt es eine Einführung in die Sicherheitsregeln an Bord. Eigentlich eine ernste Angelegenheit, aber bei diesem Anblick haben wir natürlich viel Spaß:
Inzwischen fahren wir auf dem Río Parana und schlängeln uns durch die Sumpflandschaft Richtung Zarate.
Um 14:00 h erreichen wir den Hafen von Zarate, wo wir morgen 1.000 Autos entladen und 200 neue an Bord nehmen werden. Hier in der Nähe, vor allem in Rosario, gibt es viele Autofabriken, deshalb wird dieser Hafen am Río Parana regelmäßig angesteuert. Vor allem VW schickt von hier aus etliche Autos nach Europa.
17.03. (Tag 4) – Zarate
Heute können wir zum ersten Mal einen Landgang machen. Die Crew ist sehr locker und großzügig. Ganz gleich wann und wie lange, wir dürfen einfach von Bord gehen. Vom Schiff aus bringt uns ein Shuttle durch den Hafen zum Gate, wo wir – wir können es gar nicht glauben – Danielle und Daniel treffen! Die beiden sind gerade dabei, ihr Auto zur Verschiffung nach Jacksonville/Florida abzugeben. Wir freuen uns riesig, unsere lieben Freunde noch ein letztes Mal zu treffen.
Zarate ist nicht umwerfend, aber wir genießen es, ein paar Schritte zu gehen und zum letzten Mal argentinischen Boden zu betreten. Natürlich gibt es den üblichen Hauptplatz, den wir zum Ziel unseres Ausflugs machen.
Ja, wir haben großes Glück mit unserer italienischen Crew. Immer zu einem Schwätzchen und zu einem Späßchen bereit. Auch dürfen wir, wenn nicht gerade navigiert wird, jederzeit die Brücke und auch, wann immer wir wollen, unser Auto besuchen. Bei einem dieser Besuche stellen wir fest, dass unser Bulli Zuwachs bekommen hat. Jetzt ist er wenigstens nicht mehr ganz alleine:
18.03. (Tag 5) – Auf dem Atlantik Richtung Paranagua
Das Schlafen auf dem Schiff fällt uns noch schwer, und so kostet es uns auch keine Überwindung, früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Doch die Sonne hat heute eine Pause eingelegt, und anstatt Sonnenaufgang werden wir von strömendem Regen und starkem Wind begrüßt. Der hölzerne Laufsteck auf dem Schiffsdeck schwimmt uns förmlich entgegen:
Wir verbringen also den ganzen Tag im Aufenthaltsraum oder in unserer Kabine und nutzen lediglich eine Regenpause, um unser Fitnesstraining zu absolvieren. Ja, wir haben uns entschieden, mit einer kleinen Gruppe jeden Tag ein paar Runden über das Deck zu drehen, Treppensteigen und Fitnessübungen inbegriffen.
Abends lässt der Regen nach und wir genießen einen tollen Sonnenuntergang. Weit in der Ferne sehen wir die Lichter von Buenos Aires blitzen.
19.03. (Tag 6) – Auf dem Atlantik Richtung Paranagua
Die erste Nacht auf dem offenen Meer! Obwohl es nicht besonders windig ist, werden wir in den Schlaf geschaukelt, und leider auch immer öfter aus dem Schlaf. Die Schränke knarzen, alles, was nicht befestigt ist, bewegt sich durch die Kabine. Ziemlich gerädert erscheinen wir aber trotzdem pünktlich um 07:30 h zum Frühstück. Im Speiseraum (Offiziersmesse heißt das hier auf dem Schiff) herrscht nämlich Zucht und Ordnung: Frühstück um 07:30 h, Mittagessen um 12:00 h, Abendessen um 18:00 h. Aber das Essen ist so lecker, dass es uns nicht schwerfällt, pünktlich zu sein, meistens sind wir schon ein paar Minuten zu früh da. Wie in einem First Class Restaurant werden wir von Vincenzo, unserem Stewart, bedient:
Zu jeder Mahlzeit, die übrigens aus fünf Gängen besteht, gibt es Wein. Wir nehmen die Mahlzeiten zusammen mit dem Kapitän und der Offiziersmannschaft ein.
20.03. (Tag 7) – Auf dem Atlantik Richtung Paranagua
Heute ist Sonntag, leider kein Sonntagswetter. Da wir uns noch immer auf hoher See befinden – irgendwo vor Brasilien – gibt es nicht viel zu tun oder zu sehen. Die Küste ist viel zu weit entfernt, als dass man etwas erkennen könnte. Wir verfolgen unsere vor drei Wochen gefahrene Route und unsere Campingplätze also nur per GPS. Wenn schon das Wetter nicht sonntäglich ist, unser Essen ist es allemal:
Ein wahrlich großer Vorteil, auf einem italienischen Schiff zu reisen. Das italienische Essen ist einfach vorzüglich, allem voran die Antipasti.
Da es auch für die Mannschaft und den Kapitän heute nicht viel zu tun gibt, nimmt sich Kapitän Domenico viel Zeit für uns und beantwortet uns alle Fragen, die uns so einfallen.
Wir erfahren viele interessante Dinge über unsere Schifffahrt, wie zum Beispiel über den Dieselverbrauch, der unglaubliche ca. 50 Tonnen pro Tag beträgt! Auch über die Arbeit an Bord und die Arbeit als Kapitän. Domenico zum Beispiel verbringt abwechselnd vier Monate auf See und vier Monate zu Hause in Sardinien. Auch erfahren wir den geplanten weiteren Verlauf unserer Reise. Und wenn alles gut geht, werden wir morgen, Montag, in Paranagua anlegen, wo wir hoffentlich ein gutes Internet finden werden, um unseren Blog hochzuladen.
21.03. (Tag 8) – Paranagua
Der erste Blick aus dem Fenster – nein, Fenster haben wir ja keins – der erste Blick vom Deck zeigt uns: wir nähern uns Paranagua. Wir sehen Inseln, Berge, und den Hafen.
Schnell schlingen wir unser Frühstück hinunter, denn wir müssen ja live dabei sein beim Anlegen. Alles überwachen! Und dank unserer aufmerksamen Überwachung läuft auch alles wie am Schnürchen. Der Schlepper kommt sofort, dreht unseren Frachter um 180° und schiebt uns an Land.
Liberato, der erste Offizier, informiert uns, dass wir um 11:00 h von Bord gehen dürfen, aber pünktlich um 15:00 h wieder zurück sein müssen. Die Abfahrt ist für 16:00 h geplant. Jeder hat seinen Plan, wie er die vier Stunden in Paranagua optimal nutzen will: die einen wollen die Stadt besichtigen, die anderen wollen schön Mittagessen (denn für unser Essen an Bord haben wir uns bereits schweren Herzens abgemeldet), Thomas und ich wollen eigentlich nur ein gutes Internet finden, um unseren Blog hochzuladen. Pünktlichst um 11:00 h treffen wir uns an der Laderampe.
Und ab jetzt läuft plötzlich alles aus dem Ruder. Denn zwei Stunden später stehen wir noch immer an derselben Stelle und warten auf den Agenten, der uns zum Hafenausgang und zur Immigration bringen soll. Es gibt nur zwei Stühle, und jeder darf sich mal ausruhen vom mühsamen Stehen. Denn es ist obendrein unerträglich heiß. Um 13:00 h – die Hälfte unserer Zeit ist bereits vorbei – geben die ersten drei Passagiere auf und beschließen, an Bord zu bleiben. Um 13:10 h kommt plötzlich Bewegung ins Geschehen, und in Begleitung unserer Mannschaft laufen wir bis zum Gate. Hier warten wir wieder eine halbe Stunde:
Mit einem Auto werden wir zur Polizei gefahren, wo unsere Einreise nach Brasilien gestempelt wird. Tja, und dann ist es bereits kurz vor 15:00 h, und nur hechelnd schaffen wir es pünktlich zurück zum Schiff. Unsere vier Stunden Landgang bestanden also aus Warten, Warten, Warten. Wieder mal ein Satz mit x: gesehen haben wir außer der Polizeidienststelle: Nix!
Als wir um 16:15 h ablegen, können wir wenigstens aus der Ferne Paranagua sehen. Es wäre doch so nahe gewesen!
22.03. (Tag 9) – Auf Reede vor Santos
Irgendwann in der Früh zwischen 04:00 h und 05:00 h wird es plötzlich ruhig und die Maschinen stoppen. Wir ankern ca. 10 Kilometer vor der Küste von Santos. Im Hafen ist noch kein Platz für uns und wir müssen bis mindestens morgen warten. Das Wetter ist bedeckt, also ein guter Tag für Hausarbeiten wie z.B. Wäsche waschen.
Es gibt einen richtigen Laundry-Room mit mehreren Waschmaschinen, Trockner, Bügelbrett mit Bügeleisen und einer Bügelmaschine. Nach so vielen Monaten Handwäsche im kalten Fluss oder an der Autobahnraststätte sind wir solchen Luxus gar nicht mehr gewöhnt. Da macht die Hausarbeit doch richtig Spaß!
Nachmittag, pünktlich um 16:00 h, ist Sport angesagt. Der besteht großenteils aus Powerwalking auf dem Deck:
23.03. (Tag 10) – Auf Reede vor Santos
Wir bleiben noch einen weiteren Tag vor Anker. Der Platz im Hafen ist noch immer nicht frei, und wir verbringen den Tag wie immer mit Essen, Sport und netten Unterhaltungen mit unseren Mitreisenden. Wir verstehen uns sehr gut und es gibt immer viel zu erzählen. Und hier ist unsere bunte und internationale Mannschaft:
Hintere Reihe von links: James (Schottland), Dirk (Deutschland), John (England), Betti (Ungarn), Anna (Holland), Thomas, vorne: Geerd (Holland), Claudia. Wir haben einen richtigen Glücksgriff getan!
Morgen, Donnerstag, hoffen wir, den Hafen von Santos zu erreichen. Und wenn wir Glück haben, dürfen wir von Bord, wo wir hoffentlich ein gutes Internet finden, um unseren Blog hochzuladen.
Anmerkung: Blog No. 79 über Montevideo ist jetzt auch online – einfach unten rechts “Ältere Posts” anklicken.
Unsere Strecke von Montevideo bis Santos: 1.277 nm/2.365 km – Gesamtstrecke per Schiff bis jetzt: 1.277 nm/2.365 km / 10 Tage.
1 Kommentar:
Hallo liebe Claudia, leider muss ich dir hier widersprechen - es gibt etliche Kettenbrücken auf dieser Welt, die in Budapest ist um ca. 100 Jahre älter und mit 375 m insgesamt auch länger die freie Länge beträgt 200 m bei der Hercilio-Luz Kann ich die freie länge nicht ausmachen. Aber lass dir desswegen kein GRAUES HAAR wachsen!
Liebe Grüße an euch beiden und eine gute Überfahrt
da oid Helli
1924–1928 über den Allegheny River gebaut wurden. Die 1926 fertiggestellte Hercílio-Luz-Brücke in Brasilien hat mit 339,5 m die größte Spannweite aller Kettenbrücken
die schöne alte Ponte Hercílio-Luz, das Wahrzeichen der Stadt, (entworfen von wem wohl? Ja, klar, Gustav Eiffel), für den Verkehr gesperrt. Mit ihren 819 Metern ist sie weltweit eine der größten Hängebrücken und die einzige, die von Stahlketten getragen wird.
• William Tierney Clark
Brückenbau-Ingenieur, der durch seine Kettenbrücken Anerkennung erwarb und durch die Széchenyi-Kettenbrücke in Budapest berühmt wurde. William Tierney Clark
Kettenbrücke, Budapest, Ungarn (1849)
Széchenyi-Kettenbrücke
Offizieller Name Széchenyi lánchíd
Nutzung Straße
Querung von Donau
Ort Budapest in Ungarn
Konstruktion Kettenbrücke
Gesamtlänge 375 Meter
Breite 12,5 Meter
Längste Stützweite 202 Meter
Durchfahrtshöhe 6,5 Meter
Baubeginn 1839
Fertigstellung 1849
Eröffnung 21. November 1849
Planer
William Tierney Clark
erste feste Donaubrücke in Budapest, Löwenstatuen
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