Samstag, 23. Mai 2015

55: Ecuador: Ibarra bis Amazonasgebiet (08.–22.05.2015)


Ibarra ist der erste größere Ort hinter der kolumbianischen Grenze. Wir quartieren uns in der Finca Sommerwind (www.finca-sommerwind.com) bei Patricia und Hans ein. Natürlich bleibt es nicht bei der geplanten Nacht. Im Nu wird eine knappe Woche daraus. Die Finca liegt direkt an einem See, der Laguna Yahuarcocha, und von hier aus kann man sehr schöne Ausflüge unternehmen. Uns zieht es natürlich gleich in die Berge hinter der Finca. Eine nette Wanderung mit Blick auf den See, die Finca und im Hintergrund den Ort Ibarra:

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Ein schöner Rundweg führt hoch über den See, und man kommt direkt wieder “zu Hause” raus.

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“Zu Hause” fühlen wir uns hier wirklich, denn die deutschen Besitzer Patricia und Hans tun alles, damit man sich hier wohlfühlt.

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Auf der Finca betreiben sie auch ein deutsches Café, und heute gibt’s hier sogar einen Grillabend für die anwesenden Camper:

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Hier ist übrigens auch ein guter Platz zum “nette-Leute-kennenlernen”, wie zum Beispiel die beiden lustigen Belgier Carina und Marc, die mit ihrem Motorrad schon seit vier Jahren in der ganzen Welt unterwegs sind:

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Wir verbringen schöne, nette, lustige Abende mit den anderen Gästen und können hier auf unserem großen Stellplatz auch mal wieder Housekeeping machen, d.h. Putzen, Wäsche waschen und Aufräumen:

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Von der Finca ist es nicht weit bis zur Stadt – für uns ein schöner Ausflug mit dem Fahrrad. Ibarra ist ein netter Ort mit kolonialer Architektur, gelegen zwischen den Bergen und der Laguna Yahuarcocha:

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Es gibt hier überall Radwege und das Fahrradfahren macht richtig Spaß – sofern man auf den Hauptstraßen bleibt und nicht auf abenteuerliche Seitenstraßen abbiegt – denn dann wird’s richtig holprig:

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Nogada (Nougat) und arrope de mora (dickflüssiger Brombeersirup) – sind die kulinarischen Renner in Ibarra, und so findet man rund um den Hauptplatz, den Parque La Merced, viele Kiosks, die diese süßen Spezialitäten anbieten:

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Brrrrr – selbst für uns ist das ein bisschen zuuuu süß…

Nach einer Woche verlassen wir schweren Herzens die Finca Sommerwind – danke, Patricia und Hans, für die wunderschönen Tage bei euch!

Auf unserer Weiterfahrt nach Quito machen wir einen Stopp in Otavalo, einer kleinen Stadt, die für ihren riesigen Markt berühmt ist. Hier verkaufen die Indígenas in ihrer traditionellen Tracht haufenweise Kunsthandwerksprodukte. Man kann mit dem Auto praktisch direkt über den Markt fahren:

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Obwohl hier in Ecuador der Panamahut hergestellt wird, sind es hier eher die warmen Alpakamützen und –socken, die man sich zulegt. Man merkt, dass man sich in den hohen kalten Anden befindet:

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Besonders beeindruckend sind die Verkäuferinnen in ihrer traditionellen Kleidung mit herrlich bestickten Blusen, langen schwarzen Röcken und raffiniert gefalteten Kopftüchern:

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Schade – oder gut – dass wir keinen Platz im Auto haben, sonst würde man hier regelrecht in einen Kaufrausch verfallen!

Von Otavalo geht es über eine toll ausgebaute Schnellstraße – teilweise sechsspurig – auf Höhen von 1.900 bis 3.100 Metern nach Quito. Hier in Quito wohnen wir fast direkt im Vergnügungsviertel “El Mariscal” im Hostal Zentrum.

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Gerd, der Eigentümer, ist ein Unikum vom Hamburger Kiez, und wir hören unermüdlich seinen abenteuerlichen Geschichten von der Reeperbahn zu. Der Platz liegt ideal – in ein paar Schritten ist man im Mariscal, wo grade am Wochenende die Hölle los ist. Man kann aber von hier aus auch zu Fuß in die Altstadt gehen. Einzige Hürde, die es zu überwinden gilt: “Libros para el Alma” (“Bücher für die Seele”) – die ecuadorianische Antwort auf Hugendubel. Hier gibt es wirklich alle Bücher, vom Rother-Wanderführer für’s Tegernseer Tal über bayrische Kochbücher bis hin zur Autobiografie von Lukas Podolski. Als die Besitzerin sieht, wie sehr wir unsere Nasen an der Fensterscheibe platt drücken, sperrt sie extra für uns auf.

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Einmal in der Altstadt Quito’s angekommen, gibt es unzählige schöne Kirchen und Gebäude zu bestaunen. Wie zum Beispiel die Kirche “La Companía de Jesús”, die angeblich schönste Kirche Ecuadors mit ihrem märchenhaft vergoldeten Innern. Leider darf man im Innenraum keine Fotos machen.

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Die älteste Kirche und zugleich das größte Gebäude aus der Kolonialzeit ist das Monasterio de San Francisco am gleichnamigen Platz:

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Leider ist das Wetter so trüb und regnerisch, dass wir uns freuen, als wir auch noch ein paar bunte Häuser sehen:

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Unser Lieblingsgebäude in Quito ist allerdings ganz eindeutig die Basílica del Voto Nacional:

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Das Highlight hier sind die Türme, die man besteigen kann, aber nur, wenn man keine Höhenangst hat.

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Über eine wacklige Holzplanke, danach über steile Treppen und Leitern außen am Turm geht’s bis hinauf zur Spitze:

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Von hier oben hätte man eigentlich einen schönen Blick über Quito – aber leider nicht heute. Für den schönen Blick gibt’s aber noch den Pichincha, einen Vulkan direkt über der Stadt, den wir uns für den nächsten Tag vorgenommen haben.

Direkt von Quito, das bereits auf einer Höhe von 2.850 m liegt, geht’s mit der Seilbahn hinauf auf knapp 4.000 m.

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Die TelefériQo war einst die höchste Seilbahn der Welt, bis die Chinesen eine noch höhere bauten. Für die 2,5 Kilometer lange Fahrt braucht man erstaunlich lange. Wir fragen uns, ob die Bahn extra so langsam fährt, damit man sich besser an die Höhe gewöhnen kann? Wir sind zum Glück an einem Freitag hier, am Wochenende muss man wahrscheinlich stundenlang warten, bis man endlich einen Platz in der Gondel ergattert. Grade noch rechtzeitig bevor das Wetter wieder trüb wird, kommen wir oben an und genießen einen wunderschönen Blick über die Stadt, zumindest über einen Teil davon:

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Da wir nicht wissen, wie wir mit der Höhe zurecht kommen, planen wir nur einen kurzen Spaziergang ein. Aber als wir feststellen, dass wir keinerlei Probleme mit der Luft haben, gehen wir immer weiter hinauf Richtung Gipfel des Rucu Pichincha.

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Wir wundern uns, welch schöne Blumen und Pflanzen hier über 4.000 m noch wachsen:

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Bis auf ein paar kleinere Kletterpassagen ist der Weg auf den Rucu Pichincha eher gemütlich:

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Leider schlägt auf 4.500 m das Wetter um, und die letzten 150 Höhenmeter sind ein reines Geröllfeld. Wir entschließen uns deshalb, lieber umzukehren. Hier oben lernen wir Eva kennen, eine sehr nette Münchnerin. Wir verstehen uns auf Anhieb, stellen sogar fest, dass wir gemeinsame Bekannte in München und Tegernsee haben, und wandern zusammen zurück. Ganz schön kalt und nass ist es inzwischen, und wir sind froh, als uns die Seilbahn wieder ins warme Quito hinunter bringt.

Eigentlich wollen wir am nächsten Tag weiterfahren, aber wir wissen nicht – liegt’s an Gerd und seinem netten Hostal oder an der Stadt, die uns beiden sehr gut gefällt – wir bleiben noch einen vierten Tag in Quito. Da wir das meiste schon erkundet haben, bleibt eigentlich nur noch die Führung durch den Präsidentenpalast.

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Die halbstündige Führung führt durch die Tagungsräume des Kabinetts, Bankettsaal etc. Wir finden es sehr interessant und gut, dass der Palast auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Dass wir Staatsgrenzen überfahren, ohne es zu merken, dafür sind wir ja inzwischen bekannt. Dass wir aber den Äquator überschreiten, ohne es zu merken, das ist schon unverzeihlich. Auf unserem Weg nach Quito auf der Panamericana warten wir immer auf irgendein Schild, das uns sagt, wann der große Moment gekommen ist. Irgendwann merken wir, dass wir längst auf der Südhalbkugel sind – und das OHNE Hinweis. Wir müssen also von Quito aus nochmal die ca. 20 Kilometer zurück zum Äquator und fahren schließlich am Sonntag, dem 17. Mai, nach Mitad del Mundo, wo das offizielle Äquatordenkmal steht:

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Ein Riesen-Touristenrummel, grade am Wochenende, und jeder muss natürlich mal “auf dem Strich” gehen, stehen oder springen:

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Eine Anzeige am Denkmal zeigt ganz genau, wo man sich befindet: 0°0’0”

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ABER…

Als das Denkmal errichtet wurde, gab’s noch kein GPS und man hat sich glatt um 300 m vermessen:

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Rund um das Monument ist eine richtige kleine Stadt gebaut mit Restaurants, Andenkenläden, Museen etc. Was uns besonders gefällt, ist eine maßstabsgetreue Nachbildung von Quito, die mit Sound und Light unterlegt ist:

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Mein persönlicher Lieblingsplatz ist allerdings diese Waage: auf keiner Waage der Welt ist man auf Grund der Zentrifugalkraft leichter:

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Nach dem Besuch von Mitad del Mundo laufen wir an der Hauptstraße entlang – mit GPS bewaffnet – noch einige Hundert Meter weiter. Und hier finden wir ihn – den richtigen Äquator! In einem staubigen Hinterhof – ganz unspektakulär:

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Und hier das Beweisfoto:

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Direkt vom Äquator führt uns unsere Weiterreise zum Amazonasbecken. Zwischen Quito und Tena muss unser Bulli zum ersten Mal die 4.000 m Marke überschreiten. Der Arme! Wir sollten ihn zwar nicht über 2.500 m fahren, aber das funktioniert in Südamerika nun mal gar nicht. Die erste Feuerprobe besteht er gut. Zum Glück sind die Straßen sehr gut, und selbst auf 4.000 m gibt es noch super Straßen mit Radwegen:

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Fragt sich nur, wer auf 4.000 m überhaupt radeln will!?!

Auf dem Pass von Papallacta holt uns dann die Regenzeit endgültig ein. Hier, an den Osthängen der Anden, ist es unglaublich grün – Regenwald halt. Es regnet und regnet. Links und rechts der Straße sehen wir immer wieder kleinere Erdrutsche – sollten die Meteorologen doch Recht haben mit ihrer Prognose, dass 2015 wieder das Jahr von El Nino ist??
Als es uns zu nass wird und es schon später Nachmittag ist, fragen wir am Restaurant Genoveva, ob wir hier übernachten dürfen. Ja, wir dürfen. Mit WC, Dusche und Swimmingpool (und das “for free”) verbringen wir eine sehr ruhige Nacht im Regenwald.

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Am nächsten Morgen geht’s dann über Tena nach Misuahallí, das direkt am Ende der asphaltierten Welt zu liegen scheint. Die Banana Lodge wird für die nächsten zwei Tage unser Zuhause und wir campen inmitten von Bananen, Papayas und Ananas. Die Banana Lodge liegt auch herrlich am Río Napo, einem der Hauptzuflüsse des Amazonas. Bei unserer Ankunft ist der Fluss sehr voll, und wir sind erstaunt, dass bereits am nächsten Tag links und rechts die Kiesbänke schon wieder zum Vorschein kommen:

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Mit dem Fahrrad machen wir schöne Touren am Fluss entlang und in den kleinen Ort Misuahallí. Hier gibt es nicht viel – lediglich ein paar kleine Geschäfte und Restaurants und ein paar Touranbieter, die Ausflüge auf dem Fluss und in den Dschungel organisieren. Und nicht zu vergessen, eine Affenhorde…

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Nett anzuschauen, aber gierig nach Sonnenbrillen und Kameras. Beides wird neugierig untersucht, auseinandergebrochen und dann weggeworfen. Frechheit!!

Auf unseren Fahrradtouren entdecken wir die Schönheit der Pflanzenwelt im dichten Urwald:

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Hauptattraktion ist jedoch eine Bootsfahrt auf dem Rio Napo. Zusammen mit den netten Münchnern Anna-Lena und Andy (schon wieder Münchner! Und da soll man kein Heimweh bekommen!), die auch in der Banana Lodge wohnen, mieten wir für den nächsten Tag ein Boot, in dem wir drei Stunden auf dem Fluss in relativ hoher Geschwindigkeit durch den Dschungel fahren.

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Ein tolles Erlebnis! Leider ist mal wieder das Wetter bedeckt, aber wir haben alle viel Spaß. Am Nachmittag kommt doch tatsächlich auch mal die Sonne durch und wir verbringen noch eine schöne sonnige Stunde am Strand vor unserer Lodge.

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Wir sind uns einig: “fuck the piranhas” und springen alle vier beherzt in den Fluss. Denn wer kann schon sagen: ich war schwimmen im Amazonas…

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Die Piranhas hatten zum Glück keinen Hunger und wir haben unser Badevergnügen wohlbehalten überstanden.

Am nächsten Tag verlassen wir Misuahallí über die schmale Brücke über den Río Napo. Unser nächstes Ziel ist der nette Campingplatz Pequeno Paraíso in Río Verde kurz vor Banos, wo wir von den Besitzern Sue und Marc, beides ebenfalls ehemalige Globetrotter, herzlich empfangen werden. Hier in den Bergen am Rio Verde kann man schöne Wanderungen zu zahlreichen Wasserfällen machen, wie hier dem Diabolo:

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Hier kann man, wenn man beweglich ist, durch einen kleinen Tunnel hinter den Wasserfall wandern bzw. kriechen. Auf Grund der starken Regenfälle der letzten Tage ist alles in dichte Gischt eingehüllt und wir begnügen uns mit dem Anblick aus der Ferne. Im Pequeno Paraíso verbringen wir zwei schöne Tage, bevor es morgen, am 23. Mai, weitergeht in die hohen Anden zum Nationalpark des Cotopaxi.

 

Unsere Strecke von Ibarra nach Río Verde bei Banos (Ecuador) (533 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 66.985 km.

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Blog erstellt am 22.05.2015 am Campingplatz “Pequeno Paraíso” in Río Verde, Ecuador.

1 Kommentar:

bergfex hat gesagt…

Die Piranhas hatten zum Glück keinen Hunger, von wegen schneid dich mal in den Finger und halt in rein, bis du in wieder rausnimmst ist nichts mehr dran. In Brasilien " Entre Rios" gehen die Rinder auch zum saufen in den Jordan, solange sie keine offene Wunde haben passiert gar nichts , aber wehe... dann kommen sie nicht mehr aus dem Fluss.
Grüße Helli