Samstag, 10. Januar 2015

42: Mexiko: Tequila bis San Miguel de Allende (03.–09.01.2015)


Wenn man sich der Ortschaft Tequila nähert, sieht man schon von Weitem die vielen Felder mit den bläulichen Agaven, aus denen der berühmte Agavenschnaps, der Tequila, gewonnen wird.

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Die Agaven und damit die Tequila Brennereien gibt es zwar im ganzen Bundesstaat Jalisco, aber offiziell darf nur der in Tequila  gebrannte Schnaps auch den Namen Tequila tragen. Aber nicht nur wegen des Tequila besuchen wir den gleichnamigen Ort, denn Tequila ist eines der Pueblos Mágicos, der Orte, die unter Denkmalschutz stehen. “Unter Denkmalschutz” bedeutet zwar eine schöne malerische Stadt, aber auch Kopfsteinpflaster vom Feinsten, d.h. große spitze Steine, über die man mühsam durch den Ort hoppelt.

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Wir sind froh, als wir endlich bei der Brennerei “La Cofradía” ankommen, die uns empfohlen wurde, weil man hier sogar am Parkplatz übernachten kann. Keine schlechte Idee, nach einer Führung durch die Brennerei. Leider werden hier gerade die Maschinen überprüft und somit kann man nur die Felder besichtigen. Die nette Dame an der Rezeption gibt uns Tipps für andere Brennereien und erlaubt uns – nach Rücksprache mit ihrem Chef – trotzdem auf ihrem Gelände zu übernachten.

Wir fahren, d.h. wir hoppeln also wieder zurück in die Stadt und erkundigen uns bei verschiedenen Brennereien, bevor wir uns schließlich für “Casa Sauza” entscheiden, die eine der größten Brennereien in Tequila ist.

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Leider gibt es an diesem Tag nur noch eine Führung, und zwar eine Spanische! Todesmutig buchen wir gleich die große, zweistündige Führung, d.h. Besichtigung der Felder und der Destille, für 150 Pesos p.P. (9 Euro). Dass die Führung auf Spanisch ist, macht uns nichts aus, denn nach dem Begrüßungsmargarita kommt uns sowieso alles etwas spanisch vor.

Da wir noch zwei Stunden bis zu unserer Führung um 15:00 h haben, besichtigen wir die sehr nette und beschauliche Stadt mit ihrer schönen Kirche…

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… und dem bunten Treiben.

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Pünktlich um 15:00 h fahren wir mit 40 mexikanischen Touristen in einem kleinen Bus, der sehr den Cable Cars in San Francisco ähnelt, auf das Agavenfeld.

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Hier wird uns erklärt, welche verschiedenen Arten von Agaven es gibt, was der Unterschied zwischen Kakteen und Agaven ist, wie man eine Agave pflanzt, und wie man sie schließlich erntet: zunächst werden mit einem sehr scharfen Messer die harten Blätter der blauen Agave entfernt, die nur Abfall sind.

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Übrig bleibt das “Herz”, das sehr einer Ananas ähnelt und zwischen 60 und 80 Kilogramm wiegt. Aus diesem Herz wird schließlich die Grundlage für den Schnaps gewonnen. Durchschnittlich dauert es acht bis neun Jahre, bis eine Agave geerntet werden kann. Das  Herz  der Agave oder auch Piña genannt, wird in Öfen zwischen 60 und 85 Grad zwischen 24 und 36 Stunden unter Dampf gegart.

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Nach der Führung über das Agavenfeld geht’s zurück in die Brennerei, wo wir zunächst mit Schutzkleidung ausgerüstet werden – ja, auch hier hat das Qualitätsmanagement Einzug gehalten.

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Ein bisschen blöd sehen wir ja schon aus, aber als wir 3 Tequilas später durch die Fabrik torkeln, wissen wir, warum wir den Helm tragen…

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Der Tequila wird basierend auf seiner Reifung in drei Gruppen klassifiziert:

  • blanco: klarer, transparenter Tequila. Wird nach der Destillation unmittelbar in Flaschen abgefüllt.
  • reposado: Tequila, der mindestens zwei Monate in Eichenholz-Behältern geruht hat.
  • añejo: Tequila, der mindestens ein Jahr in Eichenholz-Behältern lagert.

Wir bekommen verschiedene Proben und lernen auch, wie man einen Tequila richtig trinkt. Die Führung macht viel Spaß, man erfährt viel, trinkt viel, und als wir uns nach zwei Stunden schließlich durch die Brennerei gesüffelt haben, gibt’s am Ende noch Margarita bis zum Abwinken:

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Nachdem wir unsere Tequila-Vorräte im hauseigenen Verkaufsladen aufstocken, haben wir zum Glück nicht mehr weit bis zu unserem Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz der Cofradía-Brennerei. Ein Besuch hier lohnt sich übrigens auf jeden Fall, schon alleine wegen des wunderschönen unterirdischen Restaurants.

Am nächsten Tag besuchen wir Guadalajara, die zweitgrößte Stadt Mexikos. Eigentlich wollen wir außerhalb parken und mit dem Bus in die Stadt fahren, aber Thomas, wie immer unerschrocken und die Ruhe in Person, fährt mitten rein ins Getümmel. Wir finden auch tatsächlich gleich einen gut bewachten Platz mitten im Zentrum. Obwohl wir sonst gar nicht so sehr die Kulturfreaks sind, freuen wir uns nach so vielen Wochen am Meer auf etwas Kultur und ein schönes Museum, das Museo Regional de Guadalajara.

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Neben vielen schönen Gemälden gibt es auch eine Ausstellung über die alten Volksstämme, deren bunte Kleider und Wandteppiche uns auch heute noch gut gefallen.

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Nur gut, dass die damalige Sprache ausgestorben ist! Da ist uns ja Spanisch dann doch viel lieber! Verursacht einige Knoten weniger in der Zunge!

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Direkt neben dem Museum befindet sich die Kathedrale.

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Wir schlendern durch die lebendige und schöne Stadt. An jeder Ecke findet man leckere Dinge, um sich für die Stadtbesichtigung zu stärken:

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Und natürlich gibt es wie in jeder Stadt an jeder Straßenecke einen Schuhputzer. Man sitzt hoch auf dem Thron, liest gemütlich seine Zeitung und lässt sich dabei seine Schuhe auf Hochglanz bringen.

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Hier sieht man alles nicht so eng. Diesem Schuhputzer ist die weiße Farbe ausgegangen. Macht nichts, dann nimmt man halt einfach schwarze Farbe für die schönen weißen Cowboystiefel…

Nachdem wir seit vielen Wochen ohne Erfolg auf der Suche nach dem Guía Roji waren, dem einzigen guten Straßenatlas für Mexiko, werden wir hier in Guadalajara endlich fündig. Bisher hatten wir nur eine sehr ungenaue Karte von Mexiko, ab jetzt wird (hoffentlich) alles viel viel einfacher!

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Eigentlich wollen wir noch Tlaquepaque besuchen, einen Vorort von Guadalajara. Tlaquepaque ist bekannt für sein Kunsthandwerk verschiedener Art (unter anderem Glas, Keramik und Leder), das hier hergestellt und in den zahlreichen Läden im Stadtzentrum zum Verkauf angeboten wird. Leider ist heute Sonntag, und ein großer Teil der Straßen ist abgesperrt für die Radfahrer.

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Ein Durchkommen nach Tlaquepaque ist somit nicht möglich und wir geben das Unterfangen bereits nach wenigen Kilometern auf.

 

Am nächsten Tag steht uns eine längere Etappe bevor. 340 Kilometer von Guadalajara bis Guanajuato. Aber keine 340 Kilometer auf deutschen Autobahnen, sondern auf zum Teil schlechten Straßen mit vielen Sprunghügeln und immer wieder Kopfsteinpflaster in oft kleinen Orten mit chaotischem Verkehr.

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Wir kommen auch kurz in den Bundesstaat Michoacan, den man aus Sicherheitsgründen nicht unbedingt besuchen sollte, verlassen ihn aber nach wenigen Kilometern schon wieder, bevor wir in den nächsten Bundesstaat Guanajuato kommen. Nach fast sieben Stunden Fahrt kommen wir am Ziel an, quartieren uns auf einem menschenleeren Campingplatz außerhalb der Stadt ein und beruhigen unsere Nerven erst mal mit unserem Tequila, der – mit  einem Margarita-Mix von José Cuervo gemischt – auch ohne Eiswürfel einen leckeren Margarita ergibt.

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Guanajuato liegt auf 2.000 Meter Höhe, und wir sind erstaunt über die Kälte, die uns hier erwartet. Nach wochenlangen 30 Grad am Meer bibbern wir trotz unserer warmen Kleidung. Der Winter hat auch hier Einzug gehalten.

Von unserem Platz außerhalb der Stadt nehmen wir am nächsten Morgen einen öffentlichen Bus, um in die Stadtmitte zu gelangen. Klappt auch alles wunderbar. Nur nimmt der Busfahrer nicht so viel Rücksicht beim Fahren durch die Schlaglöcher und über die Sprunghügel wie wir das tun. Wir haben einen Stehplatz und krallen uns mit beiden Händen an der Decke fest. Zum Glück ist der Bus so übervoll, dass man zumindest nicht umfallen kann. Nach 30 Minuten kommen wir gut durchgeschüttelt mitten im Stadtzentrum an und erreichen mit wenigen Schritten die architektonisch sehr eindrucksvolle Universität:

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Guanajuato ist eine der legendären Silberstädte Mexikos. Das Stadtbild zeichnet sich durch sehr viel Architektur aus kolonialer Zeit, sowie enge und verwinkelte Straßen aus. Seit 1988 ist die Stadt Weltkulturerbe. Die Stadt liegt auf einer Höhe von etwa 2.000 Meter über dem Meeresspiegel in einem engen Gebirgstal. Unser Stadtbummel führt uns immer wieder steil hinauf und hinunter. Am Ende des Tages haben wir locker einen Dreitausender bestiegen, was sich am nächsten Tag mit einem deutlich merkbaren Muskelkater bemerkbar macht. Man findet hier viele schöne Kirchen…

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… und Theater wie hier das Teatro Juarez:

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Die steilen Gassen sind so eng, dass man sich an die Hausmauer pressen und seinen Bauch einziehen muss, wenn einem ein Auto entgegenkommt:

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Mann, sind wir froh, dass wir nicht mit unserem eigenen Auto hierher gekommen sind!

Zum Schluss unserer Stadtbesichtigung steigen wir noch zur Pípila-Statue auf den Aussichtshügel direkt hinter dem Teatro Juarez hinauf, denn von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über die bunte Stadt:

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Übrigens ist heute der 6. Januar, und auch hier werden die Heiligen Drei Könige (Día de los Reyes Magos) gefeiert! Die Kinder bekommen an diesem Tag Geschenke und die Könige stehen an jeder Straßenecke und verkaufen den traditionellen Königskranz (Rosca de Reyes), einen Kuchen aus Hefeteig, der mit kandierten Früchten verziert ist und der nur für diesen Tag gebacken wird.

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Nach diesen vielen Eindrücken begeben wir uns auf den Heimweg. Da die Stadt zu großen Teilen untertunnelt ist, ist es hier sehr wichtig, an genau derselben Bushaltestelle wieder einzusteigen, an der man ausgestiegen ist. Denn viele der Haltestellen sind in Tunneln unter der Stadt, die würde man nie und nimmer finden. Als unser Bus zum ersten Mal steil bergab in einen Tunnel hineinfährt – und dies in einem Höllentempo – fühlt sich das an wie eine Mischung aus Geisterbahn und Achterbahn! Aber wir kommen heil und mit vielen schönen Eindrücken an unserem Campingplatz an.

Von Guanajuato ist es nur eine Autostunde bis zu unserem nächsten Ziel, San Miguel de Allende. Das Navi schickt uns erst einmal kreuz und quer durch die verwinkelte Stadt, bis wir unseren Campingplatz San Miguel RV Park mit angeschlossenen Tennisplätzen finden. Der Platz hier ist berühmt bei Globetrottern aus aller Welt, und jeder, der die Amerikas durchquert, landet früher oder später auf diesem Platz, der heiße Duschen bietet, ein gutes Internet und einen sehr netten Besitzer mit dem typisch mexikanischen Namen “Hans Weber”.

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Der Platz liegt nur 10 Fußminuten vom Stadtzentrum entfernt und wir machen uns auf zur Erkundung der Stadt, auf die man vom Mirador aus einen guten Überblick hat:

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San Miguel de Allende liegt malerisch an einem Hügel auf knapp 2.000 m Höhe. Die Stadt trägt seit 2008 den Titel Weltkulturerbe. Bis zur Verleihung des Titels durch die UNESCO gehörte San Miguel de Allende zu den Pueblos Mágicos („Magischen Orten“), zu der sie im Jahre 2002 wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert ausgezeichnet wurde.

Hauptsehenswürdigkeit ist die Kathedrale Parroquia de San Miguel Arcángel aus rosafarbenem Stein, die 1880 nach Vorlage des Ulmer Münsters umgebaut wurde:

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Das Straßenbild ist geprägt von malerischen kleinen Gassen mit den typischen ocker und rot angestrichenen Häusern:

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San Miguel de Allende ist beliebt bei Künstlern vor allem aus den USA, welche sich hier niedergelassen haben. Dementsprechend gibt es überall schöne Galerien und kleine Museen:

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Auch Kunsthandwerk gibt es an jeder Ecke, aber überhaupt kein Kitsch, sondern wirklich schöne Dinge.

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Wir bummeln einige Stunden durch die Stadt und sind uns einig: San Miguel de Allende ist bei Weitem die schönste Stadt, die wir bisher in Mexiko gesehen haben. Kein Wunder, dass viele Nordamerikaner hier für immer hängen bleiben.

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Die Temperaturen gehen jetzt ganz schön in den Keller, und vor allem die Nächte bei fast 0 Grad machen uns zu schaffen. Trotzdem verlängern wir Tag um Tag und sind heute schon den dritten Tag hier. Heute scheint endlich die Sonne und wir nutzen das schöne Wetter für einen Housekeeping-Tag mit Auto putzen, Wäsche waschen etc., bevor es morgen weiter geht Richtung Mexiko City.

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Unsere Strecke Villa Corona nach San Miguel de Allende (606 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 56.481 km.

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Blog erstellt am 09.01.2015 auf dem San Miguel RV Park & Tennis Courts in San Miguel de Allende in Mexiko

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