Las Vegas ist der einzige Ort unserer bisherigen Reise, den wir zum zweiten Mal besuchen. Und als wir nach 7 Monaten am 21. Oktober wieder hier ankommen, ist es ein bisschen wie “nach Hause kommen”. Man muss nicht erst einen Campingplatz suchen, man weiß sofort wohin, nämlich zum Lake Mead, Las Vegas Bay Campground. Hier errichten wir für die nächsten 7 Tage unser vorgeschobenes Basislager. Nur eine halbe Stunde ist es von hier aus nach Las Vegas, wo wir noch einige Erledigungen machen wollen.
Aber zuerst freuen wir uns auf den Besuch von Gabi und Edu, die beiden super netten Unterhachinger, die wir letzten Dezember in Florida kennengelernt hatten. In Yukon und Alaska sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen, und jetzt, nach 3 Monaten getrennter Wege, ist die Wiedersehensfreude sehr groß.
Die beiden verbringen grade einige Zeit in Las Vegas und besuchen uns an unserem Domizil für einen Tag und eine Nacht. Sie bringen frische Brezen und Oktoberfestbier mit, und so wird das Wiedersehen mit einer zünftigen Brotzeit gefeiert.
Zum Abendessen gibt’s als Vorgeschmack auf Mexiko dann natürlich ein feuriges Chili con Carne…
Der Abend vergeht viel zu schnell, und da sich unsere Wege nun endgültig trennen, heißt’s am nächsten Morgen nicht wie bisher “see you in Alaska”, sondern “see you in Unterhaching”. Schön war’s mit euch, weiterhin eine gute Reise!
In Las Vegas wollen wir noch einige Vorbereitungen auf Mexiko treffen, vor allem was das Auto betrifft: zunächst eine Dachbox, da sich immer mehr Krimskrams und Ersatzteile ansammeln und der Platz im Auto immer spärlicher wird. Um die Seitenscheiben gegen Einbruch zu schützen, sind wir auf der Suche nach einem “Clear Bra” (heißt tatsächlich so!), einer durchsichtigen Sicherheitsfolie, die auf die Scheiben geklebt wird. Und damit uns die Batterie nie im Stich lässt, liebäugeln wir mit einem tragbaren Solarpanel.
Nach längerer Suche finden wir zumindest eine Dachbox, die Solarpanel sind viel zu schwer und zu sperrig, und ein “Clear Bra” ist auch nicht zu finden – wir fahren also weiter “oben ohne”.
Nachdem wir bei unserem Besuch im März die Stadt nur bei Tag erkundet haben, verbringen wir diesmal zwei Abende im hell erleuchteten Las Vegas. Die großen Hotels und Casinos mit den vielen bunten Lichtern sind wirklich ein Erlebnis, wie hier das “Mirage”:
Es ist immer wieder unglaublich, dass man innerhalb der Hotels durch kilometerlange Shoppingmalls bummeln kann, wie hier im Cesar’s Palace:
Der künstliche Himmel gibt einem immer wieder das Gefühl, in freier Natur zu sein.
Für uns wieder mal das Highlight sind die Wasserspiele des Bellagio-Hotels, vor der Kulisse des Eiffelturms:
Sehenswert auch “The Venetian”, wo “o sole mio”-trällernde Gondolieres die Besucher in venezianischen Gondeln durch die Shoppingmall schippern:
So schön ein Abend in Las Vegas auch ist, es ist nicht unsere Welt, und wir sind glücklich, als wir kurz vor Mitternacht wieder an unserem einsamen Platz in der Wüste ankommen und den Sternenhimmel bewundern.
Am Himmel blinken allerdings nicht nur die Sterne, sondern auch die Lichter von unzähligen Flugzeugen, die den ganzen Tag und die ganze Nacht im Abstand von 5 Minuten nach Las Vegas einfliegen. Als wir am nächsten Tag nochmal in der Stadt sind, parken wir direkt am Runway des McCarren Airport und können es gar nicht glauben, dass wirklich im Abstand von nur ein paar Minuten ein Flugzeug nach dem anderen hier einfliegt.
Neben Erledigen und Besichtigen genießen wir auch einfach mal die Ruhe an unserem Platz. Der Campingplatz ist fast leer, was sicher auch daran liegt, dass der Wasserstand des Lake Mead inzwischen soweit zurückgegangen ist, dass man erst mal eine Stunde laufen muss, um überhaupt an das Wasser heranzukommen. Macht uns nichts aus, wir wollen einfach mal abhängen, lesen, und auch aufräumen und ausmisten… und natürlich die weitere Reise planen.
Ein Spektakel fehlt uns allerdings noch: ein abendlicher Besuch von Downtown Las Vegas. Dies wird natürlich sofort nachgeholt.
Die Fremont Street ist die Wiege des Glücksspiels in Vegas, hier stand auch das erste Kasino der Stadt.
Die “Fremont Street Experience” muss man einfach gesehen haben. Ein Dach aus LED-Dioden, die allabendlich für eine bombastische Lichtshow sorgen.
Hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Barbusige Nonnen, Möchtegern-Chippendales, unförmige Hausfrauen im Stringtanga, die noch mehr Blicke auf sich ziehen als die knackigen leichtbekleideten weiblichen Croupiers. Und immer wieder dicht über einem fliegende Menschen, die an einem Drahtseil befestigt durch die gesamte Länge der Halle fliegen. Einfach nur crazy. Wahrscheinlich wurde das Wort “crazy” extra für die Fremont Street erfunden!
Nach einer Woche Las Vegas und Umgebung zieht’s uns endgültig weiter. Wir wollen uns ja auch nicht zu sehr an den Luxus eines Campingplatzes mit fließendem Wasser und Flush Toilettes gewöhnen. Deshalb ruft mal wieder die Wüste…
Die Mojave-Wüste ist eine der vier Wüsten Nordamerikas – Great Basin, Sonora, Chihuahua und eben Mojave. Sie liegt südwestlich von Las Vegas, und hier befinden wir uns wieder in Kalifornien. Auf den ersten 100 Kilometern fühlt man sich wie vor 100 Jahren.
Alte Strommasten aus Holz, schlechte Straßen, außer ein paar Joshua Tree Bäumen nichts zu sehen. Gerade als wir beide wie aus einem Munde rufen “langweilige Gegend hier”, erblicken wir am Horizont ein riesiges Dünenfeld, das wir natürlich sofort ansteuern.
Die Sanddünen von Kelso übertreffen dann tatsächlich bei weitem unsere Erwartungen. Hohe Dünen in absoluter Einsamkeit, wir sind total überwältigt. Direkt am Fuße der Dünen kann man sogar kostenlos übernachten, ein Traumplatz für uns, zumal wir noch dazu die einzigen Besucher sind. Auf diesem Foto kann man übrigens auch unsere neue Dachbox bewundern. Klein aber fein.
Am Spätnachmittag erklimmen wir die höchste der Dünen – eigentlich nicht weit, denken wir, gerade mal 200 Höhenmeter.
Aber nach einer Stunde mühsamen Aufstiegs durch den feinen Sand ist der Gipfel noch immer in weiter Ferne:
Die letzten steilen Meter sind dann nur noch im “four-wheel-drive” zu bewerkstelligen, und wir sind froh, als wir endlich am Gipfel ankommen:
Während der ganzen Wanderung sehen wir keine Menschenseele, keine Spuren, außer – jetzt kommt’s – einer: SCHITOURENSPUR!
Ist doch tatsächlich einer mit Tourenschiern auf die Düne gelaufen!
Aber die schönsten Spuren im Sand sind immer noch diejenigen, die die Natur hinterlässt:
Der Abstieg, oder die “Abfahrt” von der Düne bereitet uns einen Riesenspaß. Vor allem auch das geheimnisvolle Surren oder Singen, das beim Abrutschen auf dem feinen Sand entsteht.
Auf unserer Weiterfahrt treffen wir auch wieder auf die Route 66. Mehrfach haben wir gehört, dass es im August schwere Regenfälle gegeben hat und oft sehen wir ausgewaschene Straßen. Hier ist die Route 66 sogar noch immer wegen Überflutung gesperrt:
Rechtzeitig mit Ablauf unserer Nationalparkkarte erreichen wir unseren letzten US-Nationalpark, den Joshua Tree Nationalpark.
Der Annual Pass für die US Nationalparks ist ein Jahr gültig und kostet 80 US$. Die Ausgabe lohnt sich auf alle Fälle, kostet ein Eintritt in einen Nationalpark doch bis zu 25 US$. Interessehalber haben wir notiert, wie viel wir ohne diese Karte bezahlt hätten: nämlich 415 US$. Also ein “Must” für jeden USA-Reisenden.
Unser letzter Nationalpark ist also der Joshua Tree Nationalpark.
Bereits hinter dem Eingang erwarten einen die bis zu 12 Meter hohen Yuccabäume, denen die Mormonen den Namen “Joshua Trees” gegeben haben.
Auch zum Wandern gibt es einige nette Trails, wie hier auf den Mount Ryan. Hier gibt’s sogar richtige “Stoamandl” – wie daheim:
Die vielen bizarren Felsformationen im Park ziehen aber auch Kletterer an, die man vor allem im “Wonderland of Rocks” beobachten kann.
Auch Otto, äh, Thomas Normalverbraucher kommt hier klettertechnisch auf seine Kosten, und wie immer gibt es bei Thomas kein Halten, sobald er einen Felsen sieht, auf den man mal so schnell hinaufkraxeln kann…
Unser Campingplatz “Belle” macht seinem Namen alle Ehre und liegt malerisch inmitten dieser Felsformationen:
Nachts hört man nur die Koyoten heulen, und auch tagsüber verirrt sich mal einer auf unseren Platz:
Aber auch andere Besucher zieht es zu unserem Lager: als wir verschwitzt von unserer Wanderung zurück kommen und uns auf unsere “Dusche” aus unserem Wasserkanister freuen, finden wir diesen leer vor. Und das, wo es im ganzen Park keinen Tropfen Wasser gibt. In kriminalistischer Detektivarbeit werden erst mal alle Bewohner unseres Campingplatzes verdächtigt, aber nachdem keiner von Platz 1 bis Platz 18 wie ein “Wasserdieb” aussieht, sehen wir das Loch im Kanister, das ein paar kleine spitze Zähnchen hineingefressen haben. Die Dusche muss also noch ein paar Tage warten…
Auch ungeduscht genießen wir an diesem Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang:
Heute ist der 31. Oktober. Halloween! Wir haben uns mit Süßigkeiten eingedeckt, falls die Kinder traditionsgemäß zum “trick or treat” kommen, d.h. man gibt ihnen etwas Süßes oder sie spielen einem einen Streich. Thomas freut sich auf die Kinder, ich eher auf “Süßigkeiten-all-you-can-eat”, falls keine kommen.
Unsere Strecke von St. George (Utah) zum Joshua Tree NP (Kalifornien) (1.096 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 50.792 km.
Blog erstellt am 31.10.2014 im Joshua Tree National Park, Campground “Belle” (Kalifornien).
4 Kommentare:
Bilder erinnern ein bisschen an unsere gemeinsamen Ausflüge in die ägyptische Wueste. Allerdings hatten wir da unsere fetten 4x4. Vegas sieht gegen Macao alt aus - hättet uns da ruhig mal besuchen können! Liebe Grüße Andrea und Markus. Bonne Voyager nach Mexiko
Wir haben wieder mit großer Freude Euren neuesten Bericht gelesen! Und ich hab mich sehr über die Skitourenspur in der Wüste amüsiert! In den bayrischen Alpen hatte es auch schon den ersten Schnee und auf den Webcams waren jede Menge Spuren zu sehen, aber da unser Auto erst letzte Woche kam, ging sich für uns noch keine Tour aus... Das als kleiner Gruß vom baldigen Winter in Bayern in die heiße Wüste.
Hallo, ihr habt Valley of fire State Park und red rock Canyon in las Vegas vergessen zu besuchen
Hallo zurück an "Anonym": haben die beiden Parks bereits bei unserem Besuch im März gesehen - s. entsprechende Etappe im Blog :-)
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