Mittwoch, 12. November 2014

37. Etappe: Joshua Tree National Park zur Mexiko Grenze (01.–11.11.2014)


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Von unserem letzten Nationalpark, dem Joshua Tree NP, nehmen wir nicht den direkten Weg nach Palm Springs, sondern drehen noch eine Runde um den Salton Sea mit dem Ziel Slab City. Slab City ist eine aufgegebene Militärbasis aus dem Zweiten Weltkrieg und ein Aussteiger-Hangout inmitten der Wüste in der Nähe von Niland. Hier steigen alle ab, die längst ausgestiegen sind.

Bekannt ist Slab City vor allem auch durch den Salvation Mountain.

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Der Salvation Mountain ist eine kunterbunte Kunstinstallation und aus Tonnen von Lehm, Stroh und Farbe hergestellt. Angefertigt wurde er ab 1984 von Leonard Knight, um die Botschaft “Gott liebt alle” mitzuteilen.

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Einige kennen den Berg vielleicht aus dem Film “Into the Wild”, andere, die sich masochistischerweise Heidi Klum’s “Germany’s Next Top Model” antun (wir kennen schon mal zwei), erkennen vielleicht die gelbe Treppe, auf denen die Kandidatinnen in der Staffel von 2013 in Hippie-Kleidern herunterstolperten…

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Slab City besteht gerade im Winter aus Tausenden von Wohnmobilen. Es gibt hier kein Wasser und einfach gar nichts, aber unzählige “happy homeless”, die hier in ihren zum Teil originellen Hippie-Autos wohnen.

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Obwohl wir als – zumindest temporäre – Aussteiger und Heimatlose gut hierher passen, beschließen wir, die Nacht doch nicht hier zu verbringen, sondern am Ufer des Salton Sea. Der Salton  Sea ist der größte See Kaliforniens und sehr stark salzhaltig. Er liegt ca. 66 Meter unter dem Meeresspiegel. Im Sonny Bono Salton Sea National Wildlife Refuge finden wir einen windgeschützten Platz für die Nacht. Sonny Bono, Ehe- und Gesangspartner von Cher (“I got you, babe”) und zeitweise Bürgermeister von Palm Springs, ist hier in aller Munde.

Uns erinnert die Gegend mit den zum Teil verfallenen Strandparks sehr stark an das Rote Meer am Sinai:

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Totaler Kontrast zu dieser einsamen Wüstengegend dann nur eine Autostunde entfernt in Palm Springs, wo es an die 100 Golfplätze gibt. Man fragt sich, woher das Wasser kommt, um diese riesigen Grünflächen für die oberen Zehntausend zu bewässern…

Als wir in Palm Springs ankommen und mehrere Flugzeuge mitten in der Stadt auf den Straßen sehen, denken wir zuerst an eine Fata Morgana. Wie sich herausstellt, findet gerade eine Flugzeugparade statt, eine Kette von verschiedenen Flugzeugen rollt mit laufenden Maschinen die vier Kilometer von der Innenstadt zum Flughafen.

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Palm Springs gefällt uns extrem gut. Günstige Übernachtungsplätze gibt’s hier allerdings nicht, nur schöne gepflegte und teure RV-Parks, die unser kleines und unscheinbares Auto nicht akzeptieren. Aber in so einer schönen Umgebung fühlen wir uns auch auf dem Walmart-Parkplatz wohl. Als wir uns im Visitor Center nach einer Duschmöglichkeit erkundigen, fällt dem Angestellten die Kinnlade herunter – so eine Frage hätte ihm noch nie jemand gestellt! Selbstverständlich hat hier in Palm Springs jeder seine eigene Dusche! Nach längerem Herumtelefonieren schickt er uns dann zum Truck Stopp – die 12 US$ für eine Dusche sind uns dann aber doch zu teuer.
Aber trotzdem gut, dass wir hierher gekommen sind. Endlich können wir mal unser Auto wiegen…

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Wieder mal amüsiert man sich über unser kleines Auto – der Knopf für die Sprechanlage befindet sich in schwindelnder Höhe – auf Kopfhöhe der “normalen” LKW’s. Selbst Thomas muss sich strecken und laut rufen, damit man ihn von so weit unten hören kann.

Wie bereits erwartet, sind wir zu schwer, aber nicht so massiv wie gedacht. Fragt sich nur, wie wir leichter werden!?! Selbst eine Radikaldiät der Beifahrerin reicht hierfür nicht aus…

Auf dem Weg zurück in die Stadt kommen wir an dem unglaublich großen Windpark vorbei. Hier reihen sich über viele Kilometer Tausende von Windrädern aneinander.

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Den Abend und den nächsten Tag verbringen wir nochmal in der Innenstadt, die gerade am Abend mit ihren schönen Restaurants, Cafés, Bars und Geschäften zum Bummeln einlädt.

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Übrigens – eine Dusche finden wir auch noch, nämlich im Swim Park Palm Springs.

Hier kommt man mit der Harley nicht zum Rockertreffen, sondern zum Nachmittags-Tanztee 55plus!! Ist wirklich so! Einfach herrlich…

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In den heißen Sommermonaten zieht’s die Bewohner allerdings in die kühleren Berge der San Jacinto Mountains auf knapp 2.600 m Höhe. Die Aerial Tramway bringt einen hinauf, wo die Temperaturen oft um 20°C niedriger liegen als im Tal.

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Ab hier führt uns unsere Reiseroute Richtung Meer. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch ein paar nette Orte wie zum Beispiel Temecula.

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In Temecula gibt es nicht nur knapp 50 Weingüter, sondern endlich auch einen Autoscheiben-Laden, der unsere Seitenfenster mit einer getönten Folie versieht. Dies gibt uns nicht nur einen Schutz gegen Einbrüche, sondern auch noch ein bisschen mehr Schutz gegen die Sonne.

Und in Oceanside ist es dann soweit: nach 7 Monaten können wir endlich wieder unsere Füße in den Pazifischen Ozean stecken:

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Die Saison ist hier vorbei, für uns völlig unvorstellbar bei 33°C!! Alles ist für den “Winter” vorbereitet.

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Lediglich ein paar Surfer verirren sich noch hierher. Wir genießen den leeren Strand, und Thomas schwimmt sogar noch ein paar Runden im kühlen Pazifik.

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Hier kommen wir auch wieder in den Genuss herrlicher Sonnenuntergänge, und danach schlendern wir über ein Straßenfest mit cooler Musik und kulinarischen Genüssen aus aller Welt.

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Letzter Anlaufpunkt unserer Nordamerika-Reise ist San Diego, das uns bereits bei unserem Besuch vor 20 Jahren schon sehr gut gefallen hat. Nicht zu Unrecht gibt sich San Diego den Beinamen “America’s Finest City” – hier wird bei herrlichen Stränden und ganzjährigen angenehmen Temperaturen der kalifornische Traum wahr.

Magischer Anziehungspunkt ist der Balboa Park, eine grüne Oase inmitten der Großstadt. Zwischen Palmen und Kakteen gibt es mehrere Museen in Gebäuden, die im spanischen Kolonialstil errichtet wurden.

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Durch Zufall landen wir bei der Generalprobe des Jugendsymphonieorchesters für das Konzert, das am nächsten Tag stattfinden soll.
Eigentlich wollen wir nur einen kurzen neugierigen Blick in den Probenraum werfen, aber die ca. 100 jungen Musiker spielen so exzellent, dass wir uns nicht losreißen können. Wir bleiben bis zum Schlusston von Tschaikowskys Sinfonie No. 2, und es ist bereits dunkel, als wir die Casa del Prado verlassen.

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Mit dem Fahrrad machen wir uns auf den Weg zum Gaslamp Quarter, den historischen Stadtkern und Mittelpunkt des Nachtlebens in der Innenstadt, früher ein Vergnügungsviertel mit zahlreichen Bars, Bordellen und Spielhallen (drei davon im Besitz von Wyatt Earp). Auch heute reihen sich hier Kneipen, Bars, Restaurants, Nachtclubs, Hotels und hübsche Geschäfte aneinander. Besonders abends gefällt es uns hier sehr gut, aber auch bei Tageslicht ein schöner Anblick:

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Am nächsten Tag machen wir uns nochmal mit dem Fahrrad auf, um die Stadt zu erkunden, vor allem das Hafenviertel und die sehr schöne Waterfront:

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Neben dem Flugzeugträger USS Midway die überlebensgroße Statue “Save the Kiss” - jener Matrose, der auf dem Times Square aus Freude über das Ende des Zweiten Weltkriegs eine Krankenschwester küsste:

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Was uns mal wieder sehr gut gefällt, ist die Lage des Flughafens mitten in der Stadt. Wie immer können wir uns nicht sattsehen, in welch niedriger Höhe die Flugzeuge kurz vor der Landung über einen hinwegdonnern:

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Automatisch zieht man jedes mal seinen Kopf ein. Nur gut, dass heute nicht der 11.9. ist, sondern der 9.11.!!

Noch ein Pluspunkt des 9.11.: heute finden die Ciclosdias statt – eine Art autofreier Sonntag auf mehreren Strecken. Hier kann man nach Herzenslust radeln, laufen, joggen, skateborden etc. Es gibt Essensstände und sogar eine Station, wo man kostenlos sein Fahrrad überprüfen lassen kann. Wir genießen das Radeln auf den leeren Straßen:

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Noch einmal zieht es uns zum Balboa-Park und seinen Museen, dem botanischen Garten, den Straßenkünstlern, sowie seinen Events wie Hochzeiten etc. Man könnte hier Tage verbringen. Zum Abschluss besuchen wir das Timken Museum of Art. Und während ich mich noch mit Rubens und van Dyck vergnüge, hat sich Thomas längst aus dem Staub gemacht und genießt “die wahre, die moderne Kunst”:

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Nach so viel Kultur zieht es uns noch kurz zum Pazifikstrand, wo die Surfer zu Hause sind und auch die schönen Menschen, die man am Strand bewundern kann. Dieser Strandabschnitt ist noch ganz ursprünglich und zum Glück noch nicht mit Hochhäusern verbaut. Das Kalifornien der alten Tage…

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Wie immer können wir nicht so lange bleiben wie wir möchten, denn wir müssen ja noch eine Bleibe für die Nacht finden. Und siehe da, obwohl wir seit Anfang der Reise den Walmart Parkplatz so gut wie möglich vermieden haben, werden wir jetzt auf unsere letzten Tage noch Fans. Die letzten 7 Nächte haben wir ausschließlich bei “Herrn Walmart” übernachtet – in den unterschiedlichsten Gegenden mit unterschiedlichstem Publikum und unterschiedlichstem Geräuschpegel. Aber in Ermangelung anderer Campingplätze (nicht vorhanden, zu voll, zu teuer), war’s dann gar nicht soooo schlecht…

Jetzt sind wir bereit für Mexiko, wo wir morgen, am 12.11., einreisen wollen. Ja, wir beide sind bereit, das Auto noch nicht so ganz. Seit einiger Zeit gibt es ganz schreckliche Brummgeräusche von sich – immer öfter, immer lauter. Keine VW-Werkstatt traut sich, das Problem anzugehen, da man keine Ersatzteile oder Unterlagen über das Auto hat und da man den Autotyp hier ja nicht kennt. Aber man ist sich einig – “es hat was mit Abgasrückfuhr zu tun” und es kann auch nichts Schlimmes passieren. Na ja, mal schauen, wie weit wir kommen, vielleicht haben wir in Mexiko mehr Glück…

Heute, am 11.11. (Veterans Day), machen wir einen letzten Bummel durch eine Shoppingmall direkt an der mexikanischen Grenze bei Tijuana. Es ist schon bedrückend, direkt neben der Mall hohe Sicherheitsmauern mit Patrouillen der Border Control zu sehen. Bei diesem Anblick werden traurige Erinnerungen an die Berliner Mauer wach… und dies fast genau an dem Tag, an dem zu Hause in Deutschland alle das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls feiern…

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Wir hatten eine wunderschöne Zeit in Nordamerika und sind jetzt sehr gespannt auf das Abenteuer Mexiko, Mittel- und Südamerika.

 

Unsere Strecke von Joshua Tree NP (Kalifornien) zur mexikanischen Grenze (1.015 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 51.807 km.

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  Blog erstellt am 11.11.2014 in Chula Vista (Kalifornien).

4 Kommentare:

Kristine&Nils hat gesagt…

Wieder tolle Fotos und ein toller Bericht! Viel Spaß und toitoitoi für Mexico!

Markus hat gesagt…

Hab schon eine Zeit nicht mehr reingeschaut, aber dieser Bericht ist echt toll und hat mich fasziniert - und insgesamt schon über 50.000 km - unbelievable.
Jetzt könnt ihr endlich eher spanisch auspacken - geniesst die Zeit.

Anonym hat gesagt…

Na endlich geht's nach Südamerika!!!
Schon ein toller Blog - man kann ihn wirklich in alle Sprachen übersetzen lassen...

aaa + zzz

Nasser El Nadi hat gesagt…

Don't know how to read it in English 😊 wish u the best fun my dearest Claudia and Thomas