Donnerstag, 15. Mai 2014

22. Etappe: Ferndale nach Victoria (Kanada) (26.04.–07.05.2014)


Eureka! “Wir haben es gefunden”!!

Auch in Eureka erwarten uns schöne viktorianische Häuser wie das Carson Mansion und – genau gegenüber – die “Pink Lady”, zwei Gebäude, die in jedem Reiseführer zu finden sind. Carson Mansion ist ein Baudenkmal im Historic District Old Town Eureka und wurde in den 1880er Jahren von dem Holzfabrikanten William Carson erbaut. Die “Pink Lady” war ein Hochzeitsgeschenk für seinen Sohn – nicht schlecht!

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Es gibt aber auch moderne Gebäude wie hier das schön bemalte Arkley Center for the Performing Arts:

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Nach so vielen Tagen zwischen alten viktorianischen Gebäuden freuen wir uns auch mal wieder auf Natur, in Form von weiteren Redwood-Bäumen im Redwood National Park. Hier – in einer erklärten World Heritage Site - stehen die höchsten Bäume der Welt, angeführt vom Rekordhalter mit 380 Fuß (116 Meter).

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Blickt man nach oben, ist es unmöglich, den Baumwipfel zu sehen und es wird einem schwindlig.

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Hier in der Gegend wurden Sequenzen aus z.B. “Jurassic Park”, “E.T.” und auch “Star Wars” gedreht. Eine absolut perfekte Kulisse.

Aber irgendwann reicht’s einem dann doch von den vielen hohen Bäumen, die natürlich entsprechend viel Schatten geben und wohl auch den Regen anziehen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mal wieder die Küste erreichen, und dies sogar bei Sonnenschein! Crescent City ist dann auch unser letzter Anlaufpunkt in Kalifornien, bevor wir uns nach Oregon aufmachen…

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… natürlich nicht, ohne noch eine letzte Nacht in einem feuchten kühlen Redwood Wald zu verbringen.

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Hier in Oregon verlassen wir dann die Küste, weil wir uns als nächstes Ziel den Crater Lake National Park vorgenommen haben. Normalerweise sind die Straßen hier bis Anfang/Mitte Juni gesperrt. Dieses Jahr hat es nur 6 Meter Schnee gegeben, und so haben wir Glück und die Hauptzufahrtsstraße ist bereits offen. Trotzdem steht aber auf dem kleinen gelben Schild im Hintergrund: “Bitte Schneeketten bereit halten”.

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Bereits auf der Fahrt zum Crater Lake hat man einen herrlichen Blick auf schneebedeckte Vulkane wie hier den Mt. McLaughlin (2.894 m):

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Der Anblick ist atemberaubend, zumal man stundenlang durch Wiesen und Wälder fährt und mit so einem imposanten Berg nicht rechnet.

Unsere erste Nacht in Oregon verbringen wir in einem wunderschönen State Park und können es gar nicht glauben, dass wir nur 13 US$ bezahlen müssen – incl. sehr sauberer Sanitäranlagen mit heißen Duschen. In Kalifornien gab es keinen State Park unter 35 US$, und das Ganze noch mit sehr einfachen Toilettenanlagen, meistens sogar ohne Duschen.

Bei für diese Jahreszeit völlig untypischen 25-30°C machen wir uns am nächsten Morgen auf zum Crater Lake National Park. Bei 1.500 m erreichen wir die Schneegrenze. Hier hat es vor 2 Tagen nochmal einen halben Meter Neuschnee gegeben!
Bevor wir den Crater Lake erreichen, machen wir noch einen Stopp im Visitor Center, wo wir zu unserer großen Überraschung und Freude unsere Unterhachinger Freunde Gabi und Edu treffen. Nach einem großen Hallo und viel Erzählen verabschiedet man sich mal wieder mit den Worten “bis dann in Alaska”…

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Das Visitor Center ist bis zum Dach im Schnee. Zunächst fragen wir uns, wie man denn überhaupt das Gebäude betreten kann, bis wir dann den Nebeneingang finden – also müssen wir uns den Weg zum Glück doch nicht selber frei schaufeln.

Thomas ist am Überlegen, ob er hier nochmal Karriere als Parkranger machen kann und übt schon mal als Junior Ranger (falls er mal die Reisekasse bzw. sein Taschengeld aufbessern muss):

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Wir schauen uns hier noch einen sehr gut gemachten Film über die Entstehung des Crater Lakes an. Vor etwa 8.000 Jahren brach der damals noch 3.600 m hohe Vulkan Mt. Mazama aus. Diese Eruption war so gewaltig, dass die gesamte Gipfelregion abgesprengt wurde und nur noch der 2.000 m hohe Kraterrand erhalten blieb. Im Anschluss füllte sich der abflusslose Krater mit Schmelz- und Regenwasser und ist heute der mit 592 m tiefste, blauste und klarste See der USA.

Vom Visitor Center aus fährt man in Serpentinen hinauf zum South Rim. Wir stapfen die letzten Meter durch den Schnee zum Kraterrand und plötzlich eröffnet sich einem ein unbeschreiblicher Blick auf den See. Es bleibt einem buchstäblich der Atem weg und eine leichte Gänsehaut läuft einem über den Rücken.

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Es zahlt sich aus, dass wir früh aufgebrochen sind. Nicht nur, dass wenige Leute hier sind. Es ist zudem windstill und damit liegt der See wie ein Spiegel vor uns. Lediglich ein paar Kondensstreifen spiegeln sich im tiefen Blau des Sees wieder.

Wir laufen am Kraterrand entlang und können uns gar nicht satt sehen. Leider sind alle Wanderwege gesperrt bzw. nur mit Schneeschuhen oder Tourenschiern zu begehen. Aber selbst hier am South Rim findet man unendlich viele Fotomotive:

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Man kann sich gar nicht vorstellen, dass diese Schneehöhen nicht mal die Hälfte von dem erreichen, was man normalerweise um diese Zeit vorfindet. Selbst die Verkehrsschilder versinken im Schnee.

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Bei dieser Toilette vermutet man eigentlich, dass es sich nur um ein kleines einfaches Plumpsklo handelt. Öffnet man aber die  Tür, verbirgt sich dahinter ein langer Gang, der in das Hauptgebäude führt. Sauberste Toiletten und noch dazu beheizt!!

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Wir verbringen noch ein paar wunderschöne Stunden am Crater Lake, bevor wir uns zum nächsten See aufmachen, zum nahegelegenen Diamond Lake. Auf der Fahrt dorthin können wir wieder herrliche Ausblicke genießen, wie hier auf den nächsten Vulkan, den Mt. Tielsen mit seiner markanten Spitze:

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Der Diamond Lake ist zwar längst nicht so spektakulär wie der Crater Lake, liegt aber schön eingebettet und mit der tollen Kulisse des Mt. Bailey im Hintergrund. Die Frage, ob wir hier länger verweilen sollen, klärt sich sofort, als sich Myriaden von Moskitos auf uns stürzen. Hierfür ist der See unter einheimischen Anglern wohl bekannt.

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Vom Diamond Lake geht es – immer zwischen den Bergen am Umpqua River entlang – bis zum Meer in Reedsport. Auf dem Weg kommt man immer wieder an schönen Wasserfällen vorbei und wir machen eine kleine Wanderung hinauf zu den Watson Falls, den mit 83 m höchsten Wasserfällen in der Region:

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Kurz bevor wir die Küste von Oregon erreichen, sehen wir am Straßenrand eine Herde Elche, die friedlich grasen. Wir freuen uns, endlich mal wieder Elche zu sehen. Die letzten liegen schon lange zurück – vor vielen Monaten in den Smoky Mountains…

 

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Gerade rechtzeitig, bevor das Wetter umschlägt, erreichen wir die Oregon Dunes und können zumindest noch 2 sonnige Stunden zwischen den Dünen herumspazieren – am nächsten Morgen liegt alles wieder im dicken Nebel und es nieselt leicht, wie so oft hier in der Gegend.

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Die Oregon Dunes erstrecken sich über 50 km an der Pazifikküste entlang zwischen der Felsküste und den dichten Wäldern des Hinterlandes. Diese bis zu 150 m hohen Sandberge umfassen eine Fläche von 130 km² und dürfen nur in ausgewiesenen Bereichen betreten werden.

Bei unserer Weiterfahrt nach Florence erreicht uns die Nachricht aus Deutschland, dass sich der Gesundheitszustand von Thomas’ Vater rapide verschlechtert hat. Wir entschließen uns kurzfristig, für 4 Wochen nach Deutschland zu fliegen. Wir wollen von Vancouver Island aus fliegen, da wir hier Bekannte haben, wo wir unser Auto sicher unterstellen können.

Die Fahrt nach Vancouver verläuft dann auch entsprechend – ohne große Zwischenstopps. Lediglich in Portland machen wir eine kurze Pause und besuchen Powell’s City of Books. Dies ist die womöglich größte Buchhandlung der Welt. Hier stehen gebrauchte und neue Bücher nebeneinander. Die Preise richten sich nach dem jeweiligen Zustand. Ein Eldorado für Bücherwürmer. Ohne den Orientierungsplan, den man am Eingang bekommt, würde man sich zwischen den unzähligen Regalen glatt verlaufen. Für uns eine optimale Adresse, zumal es draußen schon wieder regnet…

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Nach einem kleinen Stadtrundgang durch Portland verlassen wir dann auch schon wieder Oregon und fahren weiter schnurstracks, ohne weiteren Stopp, in den Bundesstaat Washington. Hier nehmen wir von Port Angeles die Fähre, die uns in 1,5 h nach Victoria auf Vancouver Island bringt.

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Eine schöne und ruhige Überfahrt. Die Regenwolken lassen wir zurück in USA…

Angekommen in Kanada ändert sich auch sofort wieder das Stadtbild. Gepflegte Straßen mit schönen Gebäuden – überwiegend unter Denkmalschutz - erwarten uns schon am Hafen.

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Und damit wir uns nicht ganz vom nassen amerikanischen Wetter entwöhnen, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz mitten im Regenwald im Goldstream Provincial Park.

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Der “gemäßigte Regenwald” ist ein Wald, der im langjährigen Mittel mehr als 200 cm Niederschlag pro Jahr erhält. Diese Niederschlagsmengen werden in den gemäßigten Breiten nur an den Hängen von Küstengebirgen erreicht. Hier führen landeinwärts gerichtete Seewinde feuchte Luftmassen gegen das Gebirge, die zu Steigungsregen führen. Das maritime Klima dämpft im gemäßigten Regenwald die jahreszeitlichen Klimaschwankungen. Auch im Sommer tritt hier oft Nebel auf, der den Wald zusätzlich feucht hält.

Für uns sieht es aus wie in einem Geisterwald, da alle Bäume von grünem Moos und Schlingpflanzen bedeckt sind. So richtig hell wird’s hier auch nicht.

20 Kilometer weiter weg in Victoria, bei Deborah und Christian, ist es gleich 10 Grad wärmer. Wir werden von den beiden sehr herzlich empfangen und verwöhnt. Und wir nutzen das schöne Wetter und die gute Infrastruktur, um unser Auto vor der großen Pause komplett leer zu räumen und sauber zu machen.

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Christian bringt uns am nächsten Tag zum Flughafen, von wo wir zunächst mit einem Inselhopper nach Vancouver, und von dort über Frankfurt nach Hannover fliegen. Wir werfen einen letzten Blick auf die schöne Inselwelt und freuen uns schon, wenn wir Anfang Juni unsere Reise von hier aus Richtung Alaska fortsetzen.

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Unsere Strecke von Ferndale nach Victoria (1.714 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 30.196 km.

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Blog erstellt am 15.05.2014 in Braunschweig, Deutschland.

3 Kommentare:

Heidi hat gesagt…

Hallo Claudia und Thomas!
Habe lange warten muessen, bis mal wieder ein 'update' kam. Leider keine guten Nachrichten und ich hoffe, dass alles mit Deinem Vater OK sein wird, Thomas.
Liebe Gruesse, Heidi und Peter

Granegger hat gesagt…

Hallo Claudia und Thomas,
Eurem Auto geht es gut, seit eurer Abreise gab es nur Sonnenschein und hoffen dass es bei Rückkehr so weitergeht.
Beste Grüße un bis bald
Christian

Anonym hat gesagt…

Hi, Claudia und Thomas,

Über das Caliboard bin ich auf Eure Website gelangt und habe die Berichte mit Begeisterung (und ein wenig Neid)gelesen. Glückwunsch, die Reise muss ein Traum sein. Als Journalist und Biologe bin ich selbst häufig wochenlang mit meinem T5 (Cali Beach) in ganz Europa unterwegs und nutze ihn als Büro, Schneideraum und Campingfahrzeug. Die Tour Feuerland-Alaska hatte ich auch schon mal angedacht, habe aber befürchtet, mein Bulli wäre dafür zu anfällig angesichts eines eher begrenzten Werkstatt-Netzes.

Ein kleiner Tipp, der aber definitiv nicht als Kritik gedacht ist: Ihr habt mehrfach Bilder in Eurem Blog mit "Elche" beschriftet, tatsächlich handelte es sich dabei aber oft um Wapitis. Das liegt wahrscheinlich teilweise auch an der eigenwilligen Artbenennung durch die Amerikaner. Mit "elk" meinen sie den Wapitihirsch, der Elch dagegen heißt in Amerika "moose".

Viel Spaß weiterhin auf der spannenden Reise und allzeit gute Fahrt.

Holger Schulz
dialog@schulz-wildlife.de