Donnerstag, 17. April 2014

20. Etappe: Kalifornien – Pismo Beach bis San Francisco (06.–13.04.2014)


Auf dem Highway 1 geht’s ab jetzt nur noch nach Norden…

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Der Highway 1 ist eine der schönsten – wenn nicht sogar DIE schönste – Straße der USA. Auf mehr als 1000 Kilometer führt er an der kalifornischen Pazifikküste entlang. Diese Traumstraße beginnt südlich von Los Angeles, führt durch San Francisco und endet in Leggett in Nordkalifornien. Die populärste Strecke führt über 350 Kilometer von Morro Bay nach Half Moon Bay kurz vor San Francisco. Die Straße windet sich an der Steilküste entlang, und man hält immer wieder an, um die atemberaubende Aussicht zu genießen.

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Wir haben großes Glück, bei unserer ersten Etappe von Pismo Beach nach Big Sur haben wir traumhaftes Wetter, keine Selbstverständlichkeit, denn gerade um diese Jahreszeit hängt hier oft dichter Nebel.

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Aber nicht nur die Landschaft ist sehenswert, es gibt auch andere Gründe, um ab und zu mal einen Stopp einzulegen, wie hier bei den Elephant Seals in Point Piedras Blancas kurz nach dem Hearst Castle.

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Hier, am Point Piedras Blancas, hat sich eine Seelöwenkolonie niedergelassen. 1990 ist hier zum ersten Mal eine kleine Gruppe von Seelöwen gesichtet worden. 1992 wurde das erste Junge geboren, und heute übersteigt die Anzahl schon über 15.000!

Aber nicht nur die Seelöwen zieht es an diese schöne Küste, sondern auch Motorradfahrer in Heerscharen, vor allem natürlich die Harley-Fahrer. Hier treffen wir auf drei lustige Landwirte aus Kiel, die mit drei riesengroßen Harleys von Los Angeles über San Francisco nach Las Vegas unterwegs sind. Wir haben viel Spaß mit den dreien, vor allem Thomas. Claudia kommt an ihre sprachlichen Grenzen, denn die drei sprechen so was von Plattdeutsch…

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Am nächsten Tag erreichen wir Monterey. Hier legen wir einen längeren Stopp ein, um die schöne Umgebung zu erkunden. Am Ende sind es vier Tage, die wir auf dem herrlich über der Stadt gelegenen Veteran’s Memorial Campground verbringen. Und wie es sich für ein Veteran’s Memorial gehört, gibt es jeden Morgen und jeden Abend einen Flaggenappell mit Trompetenfanfaren.

Gleich nach unserer Ankunft machen wir eine Radtour am Meer und treffen völlig überraschend auf Gabi und Eduard aus Unterhaching, die wir bereits in Sarasota und Las Vegas getroffen hatten. Ganz spontan ändern sie ihre Pläne und verbringen mit uns eine Nacht auf “unserem” Campingplatz.

Monterey bietet einiges für die Touristen. Zentrum ist die Fisherman’s Wharf mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants. Hinter dem bunten Pier tummeln sich auch hier Seelöwen und Seevögel.

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Per Rad erkunden wir die Stadt, unter anderem auch die bekannte Cannery Row, die “Straße der Ölsardinen” an der Monterey Bay entlang. John Steinbeck hatte die Fabrikhallen als Cannery Row verewigt. Heute befinden sich hier allerdings vorwiegend Geschäfte, Restaurants und Hotels, und das Monterey Bay Aquarium mit seinen Fischen und Pflanzen aus der pazifischen Unterwasserwelt.

Besonders genießen wir die vielen bunten Blumen – auch hier ist der Frühling in voller Blüte:

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Die gelbe Blume ist übrigens die Nationalblume Kaliforniens, die “Californian Poppy” (wissenschaftlich Eschschozia Californica – oder ganz einfach Goldmohn).

Zum ersten Mal  seit mehreren Monaten verbringen wir sogar zwei Stunden am Strand. Das Sonnenbaden tut richtig gut, das Wasser ist allerdings viel zu kalt, um auch nur mit den Füßen reinzugehen.

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Einer der Höhepunkte eines Monterey-Besuchs ist die Fahrt auf dem 17-Mile-Drive. Für Autos kostet dieser Spaß 10 Dollar, wir dürfen mit dem Fahrrad umsonst fahren. Der 17-Mile-Drive ist ein Rundkurs, der an der idyllischen Küste entlang über Pebble Beach nach Carmel führt und einige der exklusivsten Golfclubs der Welt passiert. Die Exklusivität wird gewahrt durch exorbitante Greenfees. Wir Normalos begnügen uns aber mit den tollen Ausblicken entlang der Strecke…

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Die “Lone Cypress” auf dem rechten Bild steht schon seit mehr als 250 Jahren auf diesem Felsvorsprung.

Nach 20 Kilometern erreichen wir Carmel. Carmel ist eine malerische Kleinstadt, die hauptsächlich aus Galerien, Restaurants und Geschäften besteht – alles auf die wohlhabenden Wochenendgäste aus dem nahegelegenen San Francisco ausgerichtet.

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Carmel hat einen wunderschönen Sandstrand. Leider können wir nicht bleiben, da es schon spät ist und wir alles wieder zurück radeln müssen, bevor die Küste wieder im Nebel verschwindet…

Als wir bei Carmel zurück auf den 17-Mile-Drive fahren, kommen wir ins Gespräch mit der Parkrangerin am Gate. Wir sind verblüfft, dass sie uns sofort auf deutsch anspricht. Obwohl sie schon seit 40 Jahren hier lebt, spricht sie das pfälzerischste Pfälzerisch, das man sich vorstellen kann. Uns wäre es lieber, sie würde englisch sprechen, da würden wir mehr verstehen. Aber wir haben großen Spaß und bleiben eine Weile bei ihr.

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Eigentlich ist der Campingplatz auf drei Tage begrenzt, aber der Ranger drückt ein Auge zu und lässt uns noch eine vierte Nacht bleiben. Dann ist aber Schluss, und wir verlassen Monterey, bevor die Stadt aus allen Nähten platzt. Denn hier findet am Wochenende das Sea Otter Classic Cycling Festival statt, der größte Fahrradevent in den USA.

Unser nächstes Ziel ist der Big Basin Redwoods State Park nördlich von Santa Cruz. Hier wachsen die höchsten Bäume der Welt. Sie können bis zu über 375 Fuß erreichen.

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Hier kommen wir nicht drum herum, die in kalifornischen State Parks üblichen 35 Dollar für einen Campground zu bezahlen. Schon sehr heftig, vor allem, wenn man aus den anderen Bundesstaaten kommt, wo man für den gleichen Platz nur 10-15 Dollar bezahlt. Aber hier lohnt es sich auf jeden Fall, denn die unglaublich hohen Bäume sind schon sehr beeindruckend!

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Doch nicht nur die Höhe, auch der Durchmesser und die Struktur der Rinde ist etwas ganz einzigartiges:

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Hier fühlt sich sogar Thomas winzig…

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Wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit (selbst am Wochenende), bevor wir wieder in den nur 60 Kilometer entfernten Trubel des Silicon Valley eintauchen.

Silicon Valley findet man auf keiner Landkarte. Der Name leitet sich ab vom Silikon, das die Basis aller Halbleiter bildet. Diese Halbleiter wurden im Santa Clara Valley erfunden, welches sich von Palo Alto bis San José erstreckt. Hier haben sich in den letzten Jahrzehnten alle namhaften HighTech Firmen niedergelassen oder sind hier entstanden. Der Nucleus war die Stanford University in Palo Alto.

Nach einer schönen und kurvenreichen Fahrt aus dem Redwood State Park heraus, auf der uns unzählige Radfahrer und Motorradfahrer entgegenkommen, erreichen wir zunächst Cupertino. Hier ist Apple ansässig. Da Samstag ist, können wir ungestört auf dem verlassenen Gelände herumschlendern.

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Hier im Silicon Valley reiht sich ein Ort an den nächsten – wie eine Perlenkette – und man merkt kaum, dass man bereits im nächsten Ort ist.

Nächster Stopp ist Mountain View, der Sitz von Google.

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Es gibt hier jede Menge von bunten Fahrrädern in den Farben des Google-Logos. Kurz entschlossen schnappen wir uns zwei und erkunden damit den riesigen Google Campus.

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Der Campus ist sehr weiträumig und abwechslungsreich. In schön begrünten Anlagen findet man immer wieder Skulpturen, die nicht nur technischer Natur sind:

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Obwohl das Google-Fahrrad für Thomas nicht die optimale Höhe hat (sieht eher aus wie ein Zirkusbär auf dem Fahrrad), fährt er unermüdlich und geduldig immer wieder durch’s Bild, bis Claudia endlich – nach vielen Fehlversuchen – ein geeignetes Foto von ihm macht. Hier nur eine Auswahl der gescheiterten Versuche:

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Und hier das Endergebnis:

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Die Stanford University erreichen wir gerade rechtzeitig, um an der Nachmittagsführung teilzunehmen. Ein Student führt uns über den Campus und erklärt alles über Gelände, Gebäude, Geschichte, Studium, Wohnsituation etc. Die 1,5 Stunden haben sich gelohnt. Die meisten Teilnehmer sind Eltern mit ihren Kindern, die sich für ein Studium interessieren. Wir sind mal wieder die Exoten und leider, leider viel zu alt, um hier an ein Studium zu denken.

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Auffallend sind die schönen Gebäude, die vorwiegend aus Sandstein gebaut sind und rote Dächer haben.

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In Ermangelung eines Campingplatzes und weil es hier so schön ist, übernachten wir direkt auf dem Campus gegenüber dem Sportkomplex, dessen Infrastruktur (inklusive Toiletten und WiFi) wir verwenden können, und das alles “for free”. Eindeutig der Platz mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis in ganz Kalifornien! Und das völlig legal.

Von hier aus ist es dann nur noch eine kurze Fahrt (dank Sonntag) bis San Francisco, wo wir bereits um 10:00 Uhr einen Parkplatz ganz in der Nähe der Golden Gate Bridge finden. Von hier geht’s weiter mit dem Fahrrad, zunächst zur Golden Gate Bridge. Wir haben Glück, dass heute das Wetter sehr schön und klar ist, denn die Brücke liegt sehr oft im Nebel.

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Nach unzähligen Fotos von der Brücke geht’s in die andere Richtung, zur Fisherman’s Wharf mit ihrem berühmten Pier 39.

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Wir sind schockiert von den Menschenmassen, und nur mit Mühe wühlt man sich durch’s Getümmel – es herrscht ein Gedränge wie auf dem Münchner Oktoberfest.
Aber von hier aus hat man einen schönen Blick auf Alcatraz, das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis, und die Bucht mit ihren vielen Booten.

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Die einzigen, die sich von dem Trubel nicht aus der Ruhe bringen lassen:

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Und hier noch ein Foto vom Geburtstagskind bei Geburtstagswetter und mit Geburtstagshaarschnitt – von Starcoiffeur Claudia E.!!

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Gottseidank scheinen wirklich alle Touristen am Hafen zu sein, so dass wir den Rest der Stadt beinahe für uns allein haben. Es macht großen Spaß, die Berge hoch und runter zu fahren, wobei manche der Straßen einfach viel zu steil sind, um sie mit dem Fahrrad zu bewältigen:

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Besonders gut gefällt’s uns in Chinatown und Umgebung.

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Bei der Cable Car treffen wir dann wieder auf die Massen, die geduldig warten, bis sie endlich einen Platz ergattern.

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Nach einem anstrengenden und ereignisreichen Tag suchen wir uns einen Platz zum Übernachten und landen schließlich “unter der Brücke”. Klingt komisch, aber die Brücke ist die Golden Gate Bridge und der Platz liegt am Fort Baker direkt am Yachthafen mit einem tollen Blick auf San Francisco. Der Blick auf die Golden Gate Bridge ist atemberaubend. Bei Sonnenuntergang, nachts mit Beleuchtung und sogar am nächsten Morgen bei dichtem Nebel:

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Unsere Strecke Pismo Beach nach San Francisco (586 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 27.647 km.

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Blog erstellt am 15.04.2014 in Mendocino, Kalifornien.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Claudia, hallo Thomas,
wieder mal ein toller Bericht mit tollen Fotos, den ich heute morgen am Arbeitsplatz verschlungen habe. Irene und ich machen uns heute auf unsere "Welttour" nach Rügen auf, um dort Ostern zu verbringen. Euch auch eine schöne Osterzeit.

Anonym hat gesagt…

Wir mussten über die kreative Geburtstagsfrisur lachen. Remo wird auch mit dieser Frisur auf Tour gehen. Apparat ist gekauft und ich bin fleissig am üben... sieht im Moment erst halb gut aus :)) aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Weiterhin schöne Reise und bis bald wieder Remo und Conny