Was für ein Kontrast! Vom Schnee im Las Vegas Schi Resort auf 2.700 m bei Minusgraden runter ins Death Valley bei kuschligen 32 Grad!! Anstatt der gewohnten riesigen Visitor Center in den anderen Bundesstaaten begrüßt uns Kalifornien mit einem mickrigen Schild. Aber es steht ja auch mitten in der Wüste…
… am Eingang zum Death Valley:
Wir befinden uns kurz vor dem Wochenende, also heißt es schnell einen Campingplatz ergattern. Der Ranger im Visitorcenter in Furnace Creek schickt uns gleich auf den Texas Springs Campground, der schon sehr gut besucht ist, wo zu unserer großen Freude und Erleichterung aber ein Generatorenverbot besteht. Er liegt schön von Hügeln umrahmt, die wir zum Sonnenuntergang besteigen.
Schon seit Las Vegas wandeln wir auf den Spuren unserer Hochzeitsreise vor 20 Jahren. Auch hier im Death Valley hat sich viel verändert – oder liegt es an der rosaroten Brille, die wir damals aufhatten?
Wir besuchen – wie damals auch – die Standard-Highlights rund um Furnace Creek, das Zentrum des Death Valley.
Von hier oben, dem Dante’s View, hat man einen herrlichen Blick auf einen großen Teil des Death Valley. Direkt darunter, 1.500 Meter tiefer, sieht man auf das Badwater Basin, den mit minus 85 Meter tiefsten und heißesten Punkt der USA. Der Rekord liegt bei 57 Grad im Jahre 1913.
Nach einer Fahrt von einer Stunde befinden wir uns auf dem ausgetrockneten Salzsee, den wir kurz zuvor noch von oben bestaunt haben. Was man auf dem rechten Foto leider nicht sieht, aber sehr beeindruckend ist: an den Felsen im Hintergrund befindet sich in 85 Meter Höhe ein Schild mit der Aufschrift “Sea Level”…
Auch heute ist es so heiß hier (34 Grad), dass wir es nicht lange aushalten. Kaum vorstellbar, wie es hier im Sommer bei 50 Grad sein mag!
Auf dem Weg zurück besuchen wir noch den Zabriskie Point mit seinen goldenen, zu Wellen erodierten Sandformationen:
Der erträglichste Ort im Deathy Valley scheint das schöne kühle Visitor Center zu sein. Hier nehmen wir an einigen interessanten Rangertalks und Führungen zu Flora und Fauna teil.
Aber wenigstens eine kleine Wanderung muss sein, und wir machen uns auf in den “Golden Canyon”. Wir sind die Hitze nicht mehr gewöhnt, und nach einer Stunde erreichen wir gut durchgegart wieder unser zum Glück klimatisiertes Auto.
Hier im Death Valley gibt es Hunderte von verlockenden Offroad-Kilometern, aber da unsere Reifen schon ziemlich am Ende sind, verkneifen wir uns schweren Herzens das Fahren und Zelten in der Wildnis. Nach drei Tagen verlassen wir das Death Valley und machen beim Herausfahren noch einen Stopp bei den Mesquite Flat Sand Dunes.
Wir machen uns barfuß auf den Weg zum Dünenkamm, aber bereits um 11:00 h morgens ist der Sand so heiß, dass wir kaum noch zurück kommen, ohne uns die Fußsohlen zu verbrennen.
Über Panamint Springs führt uns unsere Fahrt zur herrlichen schneebedeckten Sierra Nevada. Allein der Anblick der verschneiten Berge ist ein Genuss nach der Hitze.
In den Alabama Hills bei Lone Pine kann man zwischen herrlichen roten Granitfelsen kostenlos übernachten. Kein Wunder, dass man vor dieser Kulisse in den letzten 80 Jahren zahlreiche Kinofilme und Western gedreht hat.
Um einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden, müssen wir uns erst mal einen Weg durch dieses Labyrinth von Felsen bahnen.
Bei so vielen wunderschönen Plätzen fällt die Wahl sehr schwer, aber letztendlich entscheiden wir uns für diese Felsnische, von der aus man einen traumhaften Blick auf den Mount Whitney hat, den mit 4.400 Metern höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas.
Hier der Blick von unseren “Schlafzimmerfenster” aus: der Mount Whitney ist der Berg genau in der Mitte, der Gipfel rechts von den drei kleineren Zacken:
Gleich nach unserer Ankunft erkunden wir die nähere Umgebung mit bizarren Felsformationen wie hier auf dem Alabama Arch Trail:
Eigentlich würden wir gerne ein Stück den Mount Whitney hinaufwandern, aber leider ist die Straße zum Trailhead wegen Schnee und Steinschlag noch gesperrt. So stellen wir unser Auto am Lone Pine Campground auf 2.000 m ab und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Whitney Portal, dem Ausgangspunkt zum Gipfel. Die Straße ist auf Grund von Steinschlag in einem schlechten Zustand, aber man geht die 7 Kilometer immer mit einem herrlichen Blick auf den Gipfel.
AUTSCH!!!!!!!!
Schließlich erreichen wir den Trailhead. Hier auf 2.500 Meter ist auch die Schneegrenze.
Wir begegnen ein paar Bergsteigern, die vom Gipfel kommen. Sie wollten die Zeit nutzen, wo man noch ohne Permit den Berg besteigen kann und haben dafür tiefe Temperaturen (minus 15 Grad) und einen langen Einstieg in Kauf genommen. Nur einer von ihnen hat es allerdings zum Gipfel geschafft (mit 2 eisigen Nächten im Schnee), die anderen mussten wegen Höhenkrankheit umkehren.
Und so würde der Blick vom Gipfel aussehen:
Am nächsten Morgen treffen wir ganz überraschend Ingeburg und Stefan, die wir im Valley of Fire kennen gelernt hatten. Wir freuen uns sehr, die beiden so schnell wieder zu sehen und verlängern unseren Aufenthalt gleich noch um 2 Tage. Wir verbringen zwei sehr nette und lustige Abende bei ihnen im Wohnmobil und unternehmen eine gemeinsame Wanderung zum “Stonehouse” am Ende des Tuttle Creek Trails.
Für einen wilden Campingplatz in der Wüste ist die Infrastruktur übrigens erstaunlich gut: das Wasser holen wir mit der Gießkanne aus dem Fluss, duschen können wir im nahegelegenen Whitney Hostel in Lone Pine (für 5 $ incl. Seife und Handtuch), und nach längerem Suchen können wir auch noch unsere Weinvorräte auffüllen.
Nicht nur die Landschaft ist hier bizarr, sondern auch die Wolkenformationen. Diese hier sieht aus wie eine Friedenstaube:
Die letzten Tage beobachten wir das Wetter und wissen noch immer nicht genau, ob wir nach Norden oder Süden weiterreisen sollen. Das Wetter im Norden ist sehr instabil, es besteht immer wieder die Gefahr von starken Schneefällen. Trotzdem machen wir uns auf den Weg, da wir zumindest das Schigebiet Mammoth Lakes sehen wollen, und wenn alles gut geht, weiter zum Lake Tahoe fahren wollen.
Kurz nach Lone Pine stoßen wir auf die Manzanar National Historic Site. Hier wurde nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour im Dezember 1941 ein Relocation Camp errichtet, in dem 10.000 Japaner und Amerikaner japanischer Abstammung zwangsumgesiedelt wurden. Manzanar war nur eines von 10 Relocation Camps im Westen der USA mit insgesamt 120.000 Menschen.
Der Besuch von Manzanar schockiert uns, da wir dies zum ersten Mal hören, und die Anlage uns etwas an ein Konzentrationslager erinnert. Sehr nachdenklich und berührt verlassen wir Manzanar und erreichen nach einer weiteren Stunde Bishop.
Endlich wieder ein großer Supermarkt, wo wir unsere Vorräte aufstocken können. Hier finden wir auch einen netten Campground im Pleasant Valley.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag ist sehr sehr schlecht. Man warnt vor starkem Wind und Schneefall. Wir machen uns deshalb schon früh auf den Weg nach Mammoth Lakes, ein riesiges Schigebiet (2.000 – 3.500 m). Bereits im Ort erfährt man, dass die meisten Lifte wegen des starken Sturms schon geschlossen sind. Wir fahren mit einer Gondel direkt aus der Ortsmitte hinauf zur Talstation des Schigebiets. Die Gondel schaukelt beängstigend und wir werden schon mal vorgewarnt, dass man uns evtl. mit dem Bus wieder in den Ort bringt, falls auch diese Seilbahn geschlossen wird.
Normalerweise hat man hier bis zu 10 Meter Schnee, aber dieses Jahr gab es nur ein Viertel davon, und man erzählt uns, dass man von Dezember bis Februar im T-Shirt Schifahren konnte. Unvorstellbar bei der Kälte, die wir heute erwischt haben!
Die Einheimischen freuen sich auf die angekündigten 20-30 cm Neuschnee. Dieser ist nicht nur für das Schigebiet wichtig, sondern auch für die Wasserversorgung in Südkalifornien.
Wir schauen uns noch schnell den Ort an. Hier kann man nach Herzenslust Outdoorklamotten zu günstigsten Preisen kaufen (im Schlussverkauf – die Saison endet Mitte April). Gut, dass Thomas bald Geburtstag hat – so haben wir wenigstens ein Alibi für unsere Einkäufe…
Als dann die ersten Schneeflocken fallen, machen wir uns schnell auf den Weg raus aus dem Owens Valley und zurück nach Lone Pine, wo wir noch einmal eine letzte Nacht in den Alabama Hills verbringen. Wir sind froh, dass wir dem Schneefall entkommen, da wir Sommerreifen haben und diese auch noch mittlerweile ohne Profil sind. Da hilft dann auch kein Vierradantrieb!
Hier ein letzter Blick auf die Sierra Nevada und den Mount Whitney:
Von hier aus wollen wir auf direktem Weg an die Westküste. Alle Pässe über die Sierra Nevada sind noch oder wieder gesperrt. Der einzige befahrbare Pass im Süden ist der Walker Pass (1.500 m), der durch sehr schöne und abwechslungsreiche Vegetation mit Fichten und Joshua Trees zum Lake Isabella führt. In der Nähe des Lake Isabella im Kern Valley legen wir noch einen Zwischenstopp ein. Wir sehen zum ersten Mal seit vielen Monaten wieder frisches Grün und machen spontan eine Wanderung. Wir genießen die blühenden Wiesen, die Obstbäume und den Geruch der frischen Kuhfladen. Es ist fast wie zu Hause…
Wir übernachten mal wieder “wild” in den Bergen, und unser Nachbar scheint ein echter kalifornischer Hippie zu sein. Beim Anblick des Autos haben wir zum ersten Mal das Gefühl, in Kalifornien angekommen zu sein.
Die erste größere Stadt mit guter Infrastruktur seit Las Vegas ist Bakersfield. Hier wollen wir uns endlich um neue Reifen kümmern. Bei den alten ist der Gummi zum Teil so abgefahren, dass schon der Stoff durchkommt. Solche Reifen haben wir zum letzten Mal in Ägypten gesehen!
Wir klappern mehrere Reifenläden ab und sind dann bei “America’s Tires” erfolgreich. Jetzt haben wir richtig stabile Reifen (übrigens zu einem moderaten Preis) und diese sind auch noch 2 1/2 cm höher, was uns für unsere Offroadfahrten sehr entgegen kommt. Der TÜV ist zum Glück weit weg!!
Erstaunt sind wir, als wir am Rande von Bakersfield riesige Areale mit Ölpumpen sehen. Seit langer Zeit wird hier mehr Öl gefördert als in manchem kleinen OPEC-Land! Schön ist das nicht – uns erinnert dies an Bilder aus Aserbaidschan, die man ab und zu im Fernsehen sieht!
“It never rains in Southern California…” ???????? Irgendwas müssen wir da falsch verstanden haben, oder wir sind einfach noch nicht “southern” genug. Oder ist der Song vom Tourismusverband gesponsort??
Bei der Ankunft in Los Osos auf der Ranch von Carole und William gießt es aus Eimern…
Carole und William haben wir vor zwei Monaten im Big Bend in Texas kennengelernt. Wir verbringen auf ihrer Ranch zwei sehr schöne Tage und bekommen nicht nur ihre herzliche Gastfreundschaft zu spüren, sondern werden auch noch mit guten Tipps für unsere Weiterreise versorgt. Die beiden haben lange in Tokyo gelebt, aber haben auch schon die ganze Welt bereist, vor allem auch Mexiko und Südamerika. Thanks for your hospitality – we enjoyed it a lot to stay with you!!
Der VW-Bus ist noch immer ein Kultauto, gerade in Kalifornien (s. auch das Hippie-Auto oben). Wir haben schon öfter von einem Autohändler gehört, der sich auf VW-Busse spezialisiert hat. Nachdem der Händer (“GoWesty”) hier in der Nähe ist, besuchen wir ihn natürlich.
Familientreffen bzw. Suchbild: welcher ist unserer?
Und da soll noch mal einer sagen “mit einem VW-Bus kommt man nicht durch Südamerika”!
Übrigens haben wir am 1. April (kein Aprilscherz) nach genau 7 Monaten die USA coast to coast durchquert. Von rechts nach links haben wir es also schon mal geschafft, bleibt nur noch, den Kontinent von oben nach unten zu bereisen.
Wir sind begeistert von unserem ersten Blick auf den Pazifik.
Nachdem wir Carole und William verlassen haben, verbringen wir drei schöne und erholsame Tage in Pismo Beach mit ausgedehnten Radtouren am Strand und Wanderungen durch die Dünen.
Hier an der Westküste kann man wieder herrliche Sonnenuntergänge genießen!
Unsere Strecke vom Las Vegas Ski Resort nach Pismo Beach (1.786 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 27.061 km.
Blog erstellt am 05.04.2014 in Pismo Beach, Kalifornien.
2 Kommentare:
Hallo Ihr Zwei,
hab gerade Euren Blog gelesen. Mit einem gewissen Fernweh denke ich an unsere Tour 1987 zurück, die uns an ziemlich die gleichen Orte in Arizona, Nevada und Kalifornien geführt hat. Hier in München regnet es mal wieder - allerdings hatten wir auch schöne Tage zuletzt. Viel Glück noch für Euren weiteren Weg, alles Gute und bis bald.
Liebe Grüße aus der Heimat
Dieter
Hallo lieber Thomas,
wir gratulieren zum Geburtstagund wünschen dir alles, alles Gute. Liebe Grüße auch an Claudia. Wir verfolgen mit großer Spannung euer Abenteuer und konnten schon einige Orte wieder durch euch erleben,( wo wir schon waren.)
Alles Gute für eure weitere Reise
wünschen Heidi und Rolf
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