Wir verbringen wunderschöne Tage in Zorritos und genießen die Gesellschaft von Petra und Heinz aus Ravensburg. Unser Stellplatz könnte schöner nicht sein. Herrliche Abende mit Meeresrauschen im feinen Sand.
Wir genießen es umso mehr, da wir wissen, dass dies der mit Abstand schönste Teil der peruanischen Küste ist. Ab hier geht es durch karge Wüstenlandschaft nach Süden. Sand- und Steinwüste wechseln sich ab, und wir fühlen uns so sehr an Ägypten erinnert.
Total begeistert sind wir natürlich von den Sanddünen links und rechts der Straße. Das ist ganz nach unserem Geschmack.
Und immer wieder gibt es Überraschungen: es gibt sie doch, die Wüstenschiffe!! Bisher dachten wir, ein Wüstenschiff sei ein Kamel, aber hier werden wir eines Besseren belehrt. Oder etwa eine Fata Morgana?
Immer wieder kommen wir durch kleinere Orte und Städte, in denen man sich mit einem richtigen Auto vorkommt wie ein Alien. Man fährt hier dreirädrige chinesische Motortaxis. Und wer meint, die hätten nicht genügend PS – weit gefehlt. Die quetschen sich in jede Lücke, ganze Schwärme begleiten uns links und rechts.
Leider sieht man in diesen Orten auch die schockierenden Auswirkungen der Umweltverschmutzung. Müll wird einfach am Straßenrand oder am Mittelstreifen abgeladen – kein schönes Bild. So viel Müll haben wir auf der ganzen Reise noch nicht gesehen.
Da nützt es auch nichts, wenn Manche ganz vorbildlich Mülltrennung betreiben – in diesen Tonnen herrscht gähnende Leere:
Zeitweise passieren wir wahre Sandstürme…
… aber die Straßenmeisterei leistet hier gute Arbeit und räumt die Straßen unermüdlich frei. Der ewige Kampf gegen die Natur!
Oft sieht man streckenweise nichts, das heißt FAST nichts, denn ein Mobilfunknetz gibt es im einsamsten Niemandsland. “Claro” begleitet uns nun schon seit Guatemala!
Wie immer, wenn wir in ein neues Land kommen, sind wir sehr gespannt, was man hier kaufen kann. Größere Supermärkte haben wir bisher noch nicht gesehen, und seit unserer Ankunft in Peru halten wir uns mit Obst/Gemüse und eiserner Reserve aus Ecuador über Wasser. Groß ist nun die Neugier, als wir in Trujillo den ersten großen Supermarkt betreten: Einen PlazaVea…
Und hier sind wir total überwältigt, was man in Peru so alles kaufen kann. Es sieht hier aus wie in einem deutschen Real-Markt. Hier bekommt man alles: deutsche Konserven…
… Wiener Würstchen…
… Schweizer Käse…
Es ist alles nur eine Frage des Geldes. Denn sieht man die Preise, dann wird einem erst mal schlecht und man geht gerne wieder zum kleinen Straßenhändler!
Getrunken wird hier übrigens “Inca Kola” – das peruanische Nationalgetränk oder “sabor de Perú”. Schmeckt wie flüssiger Kaugummi und ist sehr gewöhnungsbedürftig. Oder eher gewöhnungsunmöglich!
Am besten gleich einen Zahnarzttermin vereinbaren, denn beim bloßen Drandenken zieht’s einem schon die Plomben aus den Zähnen.
Da bleiben wir doch lieber beim Bier, beim “Cerveza” – nein, nicht irgendein “Inca Cerveza”. Hier im Supermarkt finden wir kein geringeres als ein echtes Wolters aus Thomas’ Braunschweiger Heimat! Das muss ja dann doch mal sein!
Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, dass es Braunschweiger Bier gibt, aber kein Tegernseer oder Münchner Bier! Zum Glück muss ich nicht lange suchen, bis ich auf diese Konzertbühne mit der gigantischen Werbung aufmerksam werde:
Trujillo ist einer der größten und bekanntesten Orte an der Peruanischen Küste. Ein richtiges Surfermekka bzw. ein Magnet für Kulturinteressierte, da man hier die berühmten Ruinen von Chan Chan besuchen kann. Wir quartieren uns in Huanchaco ein, dem kleinen Küstenort kurz vor Trujillo. Am Campingplatz fühlen wir uns gleich wohl, werden wir doch von verschiedenen “Mitbewohnern” begrüßt – Galápagos ist überall!
Man muss immer auf der Hut sein, denn die Schildkröten suchen sich gerne ein schattiges Plätzchen unter dem Auto – also immer schön unter das Auto schauen, bevor man losfährt!
Leider ist der Strand nicht sehr einladend. Denn – normal zu dieser Jahreszeit – herrscht hier Küstennebel, und das Ganze sieht ein bisschen traurig aus! Interessant zu sehen sind hier die kleinen, aus Binsen erbauten Fischerboote, die nach dem Gebrauch zum Trocknen aufgestellt werden, damit sie länger haltbar sind. Diese für Huanchaco typischen “caballitos de totora” gibt es bereits seit Jahrhunderten.
Und so sieht es dann aus, wenn die Wellenreiter zwischen den Fischerbooten hindurchsurfen:
Wellenreiten ist hier der Hit, und daher gibt es unzählige Hostels, Restaurants und Surf Shops:
Wir sind natürlich nicht wegen des Wellenreitens hier, sondern hauptsächlich, um die Ruinen von Chan Chan zu besuchen:
Chan Chan, ehemalige Hauptstadt des Chimú-Reiches und mit ehemals 20 km² Ausdehnung wohl weltweit größte Lehmziegelstadt, ist seit 1986 Weltkulturerbe und die größte archäologische Stätte des Kontinents.
Die Stadt, die im 12./13. Jahrhundert 100.000 Einwohner gehabt haben soll, wurde komplett aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut. Unvorstellbar, aber in dieser wüstenhaften Gegend hatte diese Bauweise erstaunlich lange Bestand.
Wir bewundern die beeindruckenden Reliefs mit ihren verschiedenartigen Tiermotiven.
Ganze Stadtteile sind dagegen mit dem Motiv eines Fischernetzes verziert:
Zum Abschluss besuchen wir noch das Museo del Sitio, das einen guten Einblick in des Leben und Wirken der Chimú gibt.
Bei unserer Weiterfahrt Richtung Süden durchfahren wir immer schönere Wüstenabschnitte und bedauern, dass wir unseren wüstentauglichen Toyota gegen den eher wüstenuntauglichen Bulli eingetauscht haben.
Kurz hinter Chimbote zweigen wir von der Küste ab und fahren ins Landesinnere Richtung der Cordillera Blanca. Kurzzeitig wird auch die Straße schlechter, die Landschaft jedoch immer schöner und spektakulärer.
Doch schon bald fahren wir auf einer perfekten neuen Straße immer höher hinauf auf den über 4.000 m hohen Rücken der Sierra Negra.
Tipp für unsere “Nachfahrer”: unbedingt die Straße ab Casma nehmen, die ist nagelneu und landschaftlich unglaublich schön. Die Straße ab Santa durch das Tal des Río Santa muss in sehr schlechtem Zustand sein!
Nach zwei Stunden und 4.200 Höhenmetern sind wir auf der Sierra Negra angelangt und genießen einen atemberaubenden ersten Blick auf die Cordillera Blanca:
Die 180 Kilometer lange Gebirgskette der Cordillera Blanca umfasst Peru’s höchste Berge (darunter den 6.768 m hohen Huáscaran, Peru’s Höchsten), mehr als 600 Gletscher und ca. 300 Seen. Auf dem Satellitenfoto kann man gut sehen, wie sich ein Sechstausender an den nächsten reiht:
Wir sind so beeindruckt, dass uns bei dem Anblick fast die Luft weg bleibt – dem Bulli aber leider auch:
Weil wir ihn ja nicht auf solche Höhen quälen sollen, machen wir uns ganz schnell an die Abfahrt Richtung Huaraz, das “nur” auf 3.000 m liegt. Die Abfahrt hinunter ist spektakulär, man hat tolle Ausblicke und immer wieder neue Gipfel der Cordillera Blanca im Blickfeld. Hier nur eine kleine Auswahl der unzähligen Fotos, die wir während der Fahrt machen:
Huaraz liegt traumhaft schön in einem windgeschützten Tal, im Hintergrund die weißen Schneeberge. Picture-perfect!
Von Huaraz fahren wir Richtung Norden, immer im Tal des Río Santa entlang, mit immer neuen atemberaubenden Ausblicken auf die weißen Gipfel:
Besonders gefällt uns Yungay, wo hinter dem palmengesäumten Kirchplatz die schneeweißen Gipfel hervorblitzen:
Unser Ziel für die nächsten Tage ist ein sehr schöner Campingplatz in Caraz, wo wir für ein paar Tage unser Basislager aufschlagen. Ein optimaler Platz, um viele Reisende zu treffen, die wir bereits aus anderen Ländern kennen, Housekeeping zu machen, Wäsche zu waschen, Ausflüge zu unternehmen…
… und um sich zu verlieben. Nämlich in neun süße Welpen, gerade mal fünf Wochen alt! Hoffentlich bleiben wir standhaft!
Die Cordillera Blanca ist ein absolutes Highlight und verdient einen eigenen Blogeintrag – mehr also beim nächsten Mal!
Unsere Strecke von Zorritos nach Caraz (1.070 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 70.467 km.
Blog erstellt am 11.07.2015 am Campground Guadaloupe in Caraz, Peru.
1 Kommentar:
Woooooowww!!! Amazing photos, we look forward to the Cordillera Blanca. Hopefully we will see you soon! Bridget & Brendan
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