Zwei lange Regentage sitzen wir am Twin Lake bei Leadville aus, bis die Wolkendecke endlich aufreißt und wir die spektakuläre Fahrt über den Independence Pass nach Aspen antreten. Immer wieder kommen wir an wunderschön gefärbten Wäldern vorbei und genießen den Indian Summer, der – wie uns die Einheimischen versichern - dieses Jahr besonders schön ist.
Wir selbst empfinden die Laubfärbung noch beeindruckender als letztes Jahr an der Ostküste. Lediglich der Ahorn fehlt hier mit seinen kräftigen Rottönen. Über den Independence Pass geht’s dann nach Aspen – hier oben auf 3.600 m ist von Herbstlaub nichts mehr zu sehen. Der kalte Wind fühlt sich eher nach Winter an…
Aspen ist wie die kleine Schwester von Kitzbühel. Die Schipisten gehen à la Streif direkt bis in den Ort hinein, wo sich Hollywoodstars und Großindustrielle die Türklinke in die Hand geben.
Seit der ersten alpinen Schi-WM außerhalb Europas im Jahr 1950 ist Aspen weltbekannt und der Nobelschiort der USA schlechthin. Wir machen einen Spaziergang durch das stilvolle Zentrum mit seinen roten Backsteinhäusern, wo man vor allem Boutiquen aller namhafter Luxus-Designer findet.
Selbst die Lüftlmalerei hat hier ihren Einzug gehalten, und auch wenn dieser Schuhplattler etwas japanisch dreinschaut, kommen bei uns doch Heimatgefühle hoch.
Auch die Umgebung von Aspen bietet jede Menge Schipisten, und wir genießen einen letzten Blick auf die hohen Berge und die schöne Laubfärbung…
… denn ab jetzt geht’s nach Wochen in den hohen Bergen hinab in die Wüste. Vorbei die Laubfärbung, vorbei die hohen Pässe, aber hier im Rabbit Valley in der Nähe von Grand Junction an der Grenze zu Utah fühlen wir uns sofort wohl. Ein schöner Platz inmitten der Einsamkeit, wo wir uns gleich für 3 Nächte einquartieren.
Hier genießen wir lange Wanderungen, heiße Temperaturen und zum ersten Mal seit langem wieder Frühstück im Freien.
Grand Junction sollte eigentlich nur als kurzer Versorgungsstopp dienen, aber wir sind so begeistert, dass wir gleich 2 Tage dort verbringen. Der Ort selbst ist sehr nett und gepflegt. Besonders die Mainstreet ist sehenswert, und an jeder Ecke gibt es originelle Kunstwerke:
Endlich mal ein Fahrrad, das groß genug für Thomas ist:
Gleich hinter Grand Junction liegt das Colorado National Monument. Der Naturpark auf dem Colorado Plateau liegt bis zu 600 m über dem Colorado River. Auf dem 37 km langen Rim Rock Drive genießen wir die Fahrt an Schluchten und roten Felswänden entlang.
Trotz seiner Schönheit scheint dieser Park nicht so bekannt zu sein, denn bis auf eine Schulklasse treffen wir kaum andere Touristen. Mal wieder wird unsere Theorie bestätigt, dass die kleineren, nicht so bekannten Parks zum Teil schöner, ruhiger und reizvoller sind als die großen bekannten.
Die Wochen in Colorado haben uns ausgesprochen gut gefallen, aber jetzt freuen wir uns auf Utah, den Bundesstaat mit den meisten Naturschönheiten/Nationalparks der USA.
Erster Anlaufpunkt hinter der Grenze ist Moab. Die Kleinstadt ist ganz auf Abenteuerurlauber eingestellt, vor allem Mountainbiker. Bei unserer Ankunft am Samstag-Nachmittag ziehen schon die ersten Gewitterwolken auf und wir suchen uns für die Nacht noch schnell ein Plätzchen in der Wüste nördlich von Moab. Von hier aus wollen wir am nächsten Tag den Arches National Park besuchen. Am nächsten Morgen jedoch die große Überraschung: nach den heftigen Gewittern der Nacht sind alle Wadis vollgelaufen, wir sind von kleinen Flüssen umgeben und die einzige Straße zurück zum Highway ist unpassierbar.
In diesem roten Lehm/Matsch könnte man ja grade noch fahren:
Bis hierher und nicht weiter – ein breiter Fluss, dessen ausgetrocknetes Bett wir noch am Tag vorher überquert hatten, schneidet uns komplett die Rückfahrt in die Zivilisation ab.
Wir fahren also wieder zurück und warten noch zwei weitere Tage ab, bis wir endlich am Dienstag die Wüste verlassen und den Arches National Park besuchen können.
Über 2.000 Felsbögen, mehr als an irgendeinem anderen Ort der Welt, stehen im Arches National Park. Die roten Steinbrücken aus etwa 300 Mio. Jahre alten Salztonablagerungen gehören zu den eindrucksvollsten Naturwundern des Südwestens der USA.
Wir wandern auf einem herrlichen Trail zum Devils Garden am Ende des Parks.
Höhepunkte sind hier der Double O Arch…
… der Partition Arch…
… und der gertenschlanke Landscape Arch mit einer Spannweite von 93 m:
Leider regnet’s am nächsten Tag schon wieder, aber zumindest haben wir diesmal kein Problem, unseren kuschligen Platz in der Wüste zu verlassen und nach Moab zu fahren, um unseren 20. Hochzeitstag (Thomas: “gefühlte 50 Jahre”) ausgiebig bei einem leckeren Lunch zu feiern. Hier in Moab sehen wir auch erstmals das Ausmaß der Überschwemmungen vom Wochenende. Ein Teil des Ortes liegt unter einer roten Schlammschicht und aus der lokalen Zeitung erfahren wir, dass Campingplätze geräumt werden mussten und ein ganzer Supermarkt unter Wasser stand! Aber jetzt ist Schluss mit Regen und bereits am nächsten Tag können wir bei herrlichstem Sonnenschein unsere Arches-Tour fortsetzen, diesmal mit den folgenden Höhepunkten:
Double Arch:
North Window and South Window:
Und der Balanced Rock – im Hintergrund der Neuschnee auf den knapp 4.000 m hohen La Sal Mountains:
Den absoluten Höhepunkt unseres Besuchs im Arches National Park heben wir uns jedoch für den frühen Abend auf. Zwischen unseren Wanderungen fahren wir schnell nach Moab, wo Thomas zum Glück kurzfristig einen Zahnarzttermin bekommen konnte. Zumindest eine der zwei Kronen ist wieder drin!
Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns dann mit Heerscharen anderer Fotografen auf zum Delicate Arch. Bereits von weitem sieht man die Karawanen hinaufziehen.
Einen Parkplatz am Trailhead zu bekommen ist ein Ding der Unmöglichkeit und wir parken einige Kilometer entfernt, um uns von dort mit dem Fahrrad heranzupirschen.
Allein der Aufstieg auf dem roten Sandstein ist schon ein Erlebnis:
Den Delicate Arch sieht man erst, wenn man direkt davor steht. Kommt man um die Ecke, bleibt einem fast die Luft weg, so sehr ist man von seiner Schönheit überwältigt:
Auch wenn wir diesen Anblick tagtäglich beim Einschalten des PC’s genießen – Microsoft hat sich als Bildschirmschoner wirklich ein tolles Motiv ausgesucht – sind wir sprachlos bei diesem Anblick. Die untergehende Sonne taucht den frei stehenden, 36 m breiten und 88 m hohen Sandsteinbogen mit den dahinter liegenden schneebedeckten La-Sal-Mountains in ein leuchtendes Rot.
Trotz der vielen Fotografen hier oben (es sieht aus, als würde Frau Merkel erwartet) herrscht eine erstaunliche Stille, ist doch jeder von dem herrlichen Anblick überwältigt.
Bevor die Sonne endgültig untergeht, machen wir noch ein letztes Fotos und machen uns an den Abstieg, bevor die ganze Menschenmenge gleichzeitig aufbricht.
Für uns war der Besuch des Delicate Arch eines der beeindruckendsten Erlebnisse unserer bisherigen Reise.
Ebenfalls nördlich von Moab – ganz in der Nähe unseres Nachtquartiers in der Wüste, wo wir uns nun festgesetzt haben – liegt die Einfahrt zum nächsten Park, dem Canyonlands National Park.
Wir beschränken uns auf den nördlichen Teil, Island in the Sky, der von Green River und Colorado eingefasst ist.
Gleich am Anfang ein Blick hinunter auf eine atemberaubende Straße, den Shafer Trail. Hier bleibt einem beim bloßen Anblick schon die Luft weg, aber einige Abenteuerlustige wagen die Abfahrt auf der spektakulären Serpentinenstraße (Alois und Sabrina, der kleine rote Punkt, das seid ihr! Hoffentlich seid ihr heil unten angekommen!)
Bei der Weiterfahrt immer wieder tolle Ausblicke auf eine Canyonlandschaft ohne Ende:
Es ist immer wieder schwer vorstellbar, wie tief sich hier der Green River und der Colorado River eingeschnitten haben:
Auch hier gibt es einen lang gezogenen Felsbogen, den Mesa Arch:
Moab ohne Mountainbiken ist wie München ohne Bier trinken. Den Slickrock Bike Trail nicht zu fahren – das geht gar nicht! Direkt hinter Moab liegt die Sand Flats Recreation Area, eine riesige und felsige “Spielwiese” für waghalsige Mountainbiker:
“Advanced riding skills recommended”!! Schnell trennt sich hier die Spreu vom Weizen, d.h. der professionelle Mountainbiker vom gemeinen Feringasee- und Biergartenradler… und die Entscheidung, wer radelt, und wer fotografiert, ist schnell getroffen:
Bereits am Eingang wird einem nahegelegt, zunächst einmal nur die Testrunde zu fahren, um sein Equipment und sein Können auf die Probe zu stellen. Erst dann geht es auf die 10 Meilen lange Hauptrunde.
Weniger Kraft in den Wadln aber mindestens genauso viel Mut erfordert die Bezwingung der Felslandschaft mit dem Auto:
So viele crazy people hier! Nach über einer Woche Moab geht’s nun endgültig weiter zu den nächsten Naturschönheiten Utah’s.
Unsere Strecke Breckenridge nach Moab (1.276 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 47.887 km.
Blog erstellt am 04.10.2014 in Moab, Utah (USA).
4 Kommentare:
Tolle Bilder!!! Aber wo ist das Bild vom Bully auf dem Slickrock??? ;-)
noch ist nicht heute wie bei uns, aber wenn`s dann so weit is treib`s neds Bunt. Hof du bekomst mei mail, zu rechtn Zeit, na wie kat`s scho sei, na is des a no schwar zum daroan!!!!
Servus Claudia,
alles Gute zu Deinem heutigen Ehrentag. Viel Gesundheit und weiterhin viel Glück bei Eurem Abenteuer. Feiert schön und lasst es Euch gutgehen. Schätze mal, Ihr seid gerade irgendwo in Arizona oder New Mexico. Schöne Grüße auch an Thomas
Alles Gute Dieter
Liebe Claudia - leicht verspaetet zu Deinem Geburtstag senden wir Dir die besten Glückwünsche und alles Gute .
Gesund bleiben ist das beste was man wünschen kann.
Alles andere hat man.
Sind gestarn aus Johannesburg zurueckgekommen. Waren eine Woche nur fuer Rugby und Game Reserve. Weiter so tolle Eindruecke und glg Co & Hape
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