Dienstag, 9. September 2014

32. Etappe: Yellowstone National Park & Umgebung (01.–08.09.2014)


Auf unseren Besuch im Yellowstone National Park freuen wir uns schon lange. Wir lassen uns auf dem Weg dorthin absichtlich Zeit, um den großen Besuchermassen zu entgehen, die ab dem 1.9. (Ferienende und Labor Day) angeblich abnehmen sollen. Und das Warten hat sich gelohnt – obwohl noch viele Touristen (v.a. aus Asien) unterwegs sind, ist es relativ ruhig, und während der gesamten 5 Tage im Park hätte das Wetter nicht schöner sein können!

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Bereits auf dem Weg zum Yellowstone NP stellen wir fest, dass wir uns inmitten eines Erdbebengebietes befinden. Kurz bevor wir den Hebgen Lake erreichen, fahren wir am 4 Meilen langen Earthquake Lake entlang. Bis zum 17.08.1959 gab es hier noch keinen See. Ein starkes Erdbeben (7,5 Richter Skala) verursachte einen immensen Erdrutsch, der wiederum das Tal blockierte und den Madison River aufstaute. Tote Bäume, die wie Skelette aus dem See ragen, zeugen von dieser Naturkatastrophe, bei der 28 Camper ums Leben kamen. Auch im nahegelegenen Yellowstone NP wurden in dieser Nacht 17.000 Menschen aus dem Schlaf gerissen.

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An kaum einem anderen Ort der Welt kann man die Kräfte, die unter der Erdoberfläche wirken, so hautnah erleben wie im Yellowstone NP. Aus Geysiren schießen kochend heiße Wasserfontänen in den Himmel, in der Luft liegt zum Teil beißender Schwefelgeruch. Tatsächlich schlummert unter dem Boden des Parks ein bis heute aktiver Vulkan. Der letzte Ausbruch war vor ca. 640.000 Jahren.

Einer der Höhepunkte ist der Besuch des Old Faithful. Ist auch sonst nichts aus dem Erdkundeunterricht hängen geblieben, an den Old Faithful, den “Alten Getreuen”, kann sich jeder erinnern.

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Treu wie er ist, bricht er ganz regelmäßig aus. Alle 60-90 Minuten schießt eine bis zu 60 m hohe Fontäne aus heißem Wasser und Dampf empor. Den jeweils nächsten Ausbruch erfährt man am Visitor Center:

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Bewaffnet mit den Zeitplänen anderer voraussichtlicher Eruptionen radeln wir von Geysir zu Geysir, da wir uns natürlich keines dieser Spektakel entgehen lassen wollen. Ein bisschen wie im Tierpark Hellabrunn: 10:30 h Fütterung der Affen, 11:30 Fütterung der Seelöwen etc.

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Schnell geht’s weiter zum Riverside Geysir, der nur alle 6 Stunden ausbricht. Wir kommen grade rechtzeitig und sind live dabei:

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So beeindruckend die Geysir-Ausbrüche auch sind, mindestens genauso atemberaubend sind die in den buntesten Farben leuchtenden Schwefelpools, die rings um einen herum brodeln und zischen. Hier nur eine kleine Auswahl – ohne Worte!

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Man kann kilometerweit auf Holzstegen mitten durch die rauchenden und zischenden Quellen und Geysire spazieren, man bekommt einfach nicht genug.

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Aber es sind nicht nur die hydrothermalen Attraktionen, die den Yellowstone NP so unbeschreiblich interessant machen, es ist auch die herrliche Landschaft. Man fährt immer wieder am Yellowstone River entlang und genießt den Anblick der zahlreichen Fliegenfischer.

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Kein Wunder, dass die Dreharbeiten zu dem berühmten Kinofilm “Aus der Mitte entspringt ein Fluss” hier entstanden sind.

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Schade, dass wir 22 Jahre zu spät dran sind, sonst hätten wir hier Brad Pitt und Robert Redford angetroffen. Aber wir freuen uns auch über den Anblick dieser beiden anonymen Fliegenfischer.

Am zweiten Tag nehmen wir uns das “Norris Basin” vor. Und – wie es sich herausstellt - ist heute, am 4. September, unser “lucky day”. Zuerst treffen wir Kristine und Nils aus Unterhaching. Sie haben exakt das gleiche Auto wie wir, einen VW Bus T5, in rot. Die beiden Autos haben sich bereits vor einigen Wochen in Jasper mittels Briefchen an der Windschutzscheibe kennen gelernt. Seitdem hofften wir immer wieder, dass wir die beiden auch mal persönlich treffen. Schnell verabreden wir uns für den Abend. Denn hier im Norris Basin ist die Hölle los: der Steamboat Geysir, der höchste aktive Geysir der Welt, ist in der Nacht ausgebrochen!!

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Da dies nur alle 4 Tage bis 50 Jahre passiert und völlig unvorhersehbar ist, steht der ganze Park Kopf. Der letzte Ausbruch war am 31.7. 2013, davor am 23.5.2005.

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Der Ranger, der als erster am “Tatort” war, berichtet immer und immer wieder atemlos vom Ausbruch, der in der Nacht um 23:00 h statt gefunden hat. Man umarmte sich, jubelte, tanzte unter dem sprühenden heißen “Regen”.

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Immer wieder versichert er uns mit Tränen in den Augen, dass es wie ein Sechser im Lotto ist, diesen absolut unvorhersehbaren Ausbruch mitzuerleben. Denn obwohl der eigentliche Ausbruch bereits in der Nacht stattgefunden hat, zischt der Dampf noch immer mit unglaublicher Kraft in die Höhe, bis zu 120 Meter!

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Es fällt schwer, sich von diesem sensationellen Spektakel zu trennen, aber im Norris Basin gibt es noch so viel zu erkunden, wie hier das “Porcelain Basin” mit seinen vielen bunten Farbspielen:

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Bevor wir um 17:00 h Kristine und Nils treffen, können wir noch die Terrassen des Mammoth Basins im Nordteil des Parks bewundern.

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Trotz des ganzen Touristenrummels traut sich die Tierwelt bis hinein in den Ort, wie dieser mutige und unerschrockene Hirsch:

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Mit Kristine und Nils suchen wir uns einen schönen Platz außerhalb des Parks kurz hinter dem Nordeingang. Wir verbringen einen sehr netten und langen Abend im roten Bulli, nachdem uns die beiden mit einer riesengroßen und super leckeren Nudelpfanne verwöhnt haben.

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Die beiden genau gleichen Autos – noch dazu mit Münchner Nummer – sind immer wieder ein schöner Anblick:

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Schade, dass die beiden schon bald in Richtung Heimat fahren, wir hätten gerne noch ein paar Tage miteinander verbracht.

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Osten kommen wir durch das Lamar-Valley, das für seine großen Bisonherden bekannt ist.

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Man muss vorsichtig fahren und oft anhalten, wenn die Tiere plötzlich meinen, das Gras auf der anderen Seite der Straße wäre grüner:

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Wir entschließen uns, den Park über den Nordost-Eingang für einen Tag zu verlassen, um noch ein bisschen mehr von Wyoming kennenzulernen. Kurz hinter dem Parkausgang finden wir einen wunderschönen Platz auf einer Passhöhe. Hier bekommen wir zum ersten Mal zu spüren, dass der Winter kommt. Nachts unter null Grad und am Morgen alles gefroren.

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Unser Plastik-Wassersack, den wir draußen am Auto hängen ließen, ist auch gefroren, und wir putzen uns an diesem Morgen mit Eiswürfeln die Zähne. Wir sind hier allerdings auf 2.500 m, was man gar nicht mehr realisiert, da der ganze Yellowstone NP über 2.000 m liegt.

Obwohl der Großteil des Yellowstone NP in Wyoming liegt, passieren wir hier oben am Colter-Pass nun offiziell die Grenze zwischen Montana und Wyoming:

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Wir fahren auf einer landschaftlich traumhaften Straße Richtung Nordosten (Red Lodge) bis zum Beartooth Pass. Hier muss unser Bulli seine erste Belastungsprobe und seinen ersten 11.000er bestehen:

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Die 3.350 Höhenmeter steckt er locker weg – wir bei unserer kleinen Wanderung aber auch, schließlich sind wir seit einigen Tagen in der Höhe gut akklimatisiert!

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Ein Phänomen, das sich leider auf dem Foto nicht festhalten lässt, ist der rosa Schnee hier oben, der seine ungewöhnliche Farbe durch eine bestimmte Bakterienart bekommt. Von hier oben hat man auch einen herrlichen Blick über die Passstraße und die dahinter liegende Bergwelt Wyomings:

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Auf dem Chief Joseph Scenic Highway setzen wir unsere Fahrt nach Cody fort. Und der Name stimmt – mehr “scenic” geht nicht mehr!

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Hinter jeder Ecke erwartet uns ein weiterer spektakulärer Blick, und wir kommen aus dem Staunen und Schwärmen gar nicht mehr raus.

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Bereits öfter auf dieser Strecke überholen wir Radfahrer mit Startnummern und passieren mehrere Versorgungsstationen. Auf einer der Passhöhen erfahren wir endlich mehr zu diesem Radrennen:

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140 Meilen!! 3.300 Höhenmeter!! Teilnehmerzahl: nicht 2.800, nicht 280, nein, ganze 28 (!!) Teilnehmer. Mehr trauen sich nicht, sich anzumelden, da um diese Zeit auf einigen der Pässe schon Schnee liegen kann.

Der Abstecher nach Wyoming hat sich auf jeden Fall gelohnt, aber wir freuen uns, als wir am nächsten Tag nochmal in den Yellowstone NP hinein fahren, um noch die letzten noch nicht entdeckten Plätze genießen zu können. Gleich nach der Einfahrt durch das Ost-Gate fährt man durch die Überreste der verheerenden Waldbrände von 1989, hinter denen man schon bald einen ersten Blick auf den riesengroßen Yellowstone Lake, der auf 2.357 m liegt, erhaschen kann:

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Ein weiteres Highlight an diesem Tag sind die Wasserfälle des “Grand Canyon of the Yellowstone”. Nur wenige Tausend Jahre brauchte der Yellowstone River, um seine bis zu 500 m tiefe Schlucht zu graben. Von mehreren Aussichtspunkten kann man die zwei tosenden Wasserfälle bewundern, die Lower (94 m) und die Upper Falls (33 m).

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Im Hayden Valley treffen wir mal wieder unsere Freunde, die Bisons. Schon von weitem sieht man die schier endlose Schlange von Autos, die sich hier übere Kilometer stauen, denn jeder will schließlich ein close-up von so einem Riesentier machen – wir natürlich auch…

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Bevor wir den Yellowstone NP endgültig verlassen, kommen wir noch einmal in den Genuss einiger kleiner Geysire, diesmal im bzw. am Yellowstone Lake:

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Mit diesem schönen Blick auf den Yellowstone Lake verlassen wir den Park – mit mindestens einem weinenden Auge…

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Von hier aus geht’s nach Süden, direkt in den nächsten Nationalpark, den Grand Teton, mit seinen hohen und spektakulären Bergen.

Wir sind noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich war der Besuch des Yellowstone NP das tollste Erlebnis auf unserer bisherigen Reise!

 

Unsere Strecke in und um den Yellowstone National Park (999 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 44.957 km.

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Blog erstellt am 08.09.2014 am Grassy Lake zwischen Yellowstone & Grand Teton National Park, Wyoming (USA).

4 Kommentare:

Kristine+Nlis hat gesagt…

Hej Ihr zwei,
Toller Bericht und nochmal vielen Dank für den netten gemeinsamen Abend! Viel hat nicht gefehlt und wir hätten uns auf dem weiteren Weg nochmal gesehen - wir erkennen einiges wieder, auch wenn wir es in etwas anderer Reihenfolge gemacht haben.
Weiterhin gute und sichere Reise!

Remo & Conny hat gesagt…

Hallo Claudia und Thomas

Das tönt ja wieder spannend, da können wir uns freuen 😃
Wir sind mittlerweile in Buenos Aires angekommen. Eine geniale Stadt, ein riesiges Durcheinander aber für Landeier wie uns sehr aufregend.

Lasst es euch gut gehen und weiterhin unfallfreie Fahrt.

Liebe Grüsse aus der Mitte des Chaos

Remo & Conny

Anonym hat gesagt…

Hallo Claudia und Thomas,

wir planen USA-Reise mit Kleinkind und California Beach und haben euch über das T5 Board gefunden.

Es würde mich brennend interessieren, welche Gedanken ihr euch zu möglichen Reparaturen gemacht habt, bevor ihr losgefahren seid. Über einen Kontakt wäre ich dankbar!

Ansonsten noch schöne Reise und viele tolle Erlebnisse.

Viele Grüße aus Hamburg
Andrea

parkhouse@gmx.net

Heidi hat gesagt…

Liebe Claudia und Thomas,
Toller Bericht über Yellowstone! Habt ihr ein super Glück mit dem Geiser gehabt. Wir waren 2006 dort und bei Weitem, der interessanteste Park.
L.G. Heidi und Peter