Back to the USA!!
Am 19.10. reisen wir nach 6 Wochen in Kanada wieder in die USA ein. Zum Glück scheint der Shutdown der US-Regierung nun nach 3 Wochen zu Ende zu sein. Reisende, die wir in Kanada getroffen haben, haben uns bestätigt, wie sehr sie unter dem Shutdown gelitten haben, da die Nationalparks komplett geschlossen waren, oder sie zu Beginn der “Krise” umgehend die Parks verlassen mussten! Wir hoffen nun, dass die Parks ohne Einschränkung wieder offen sind.
Gespannt sind wir auch bezüglich der Einreise mit unserem laufenden US-Visum. Mit unserem Multiple Entry Visum hatten wir eine erste Aufenthaltsgenehmigung bis 28.2.14 erhalten. Nun hoffen wir, dass wir ab Wiedereinreise weitere volle 6 Monate bekommen. Diese Entscheidung liegt immer im Ermessen des jeweiligen Immigration Officers. Bei der Einreise werden wir erst mal wieder ausführlich befragt. Als wir erwähnen, dass wir die nächsten 10 Monate in USA und Kanada verbringen wollen, werden wir aus der Schlange herausgewunken und in das Office des Supervisors geschickt. Nach weiteren detaillierten Fragen zu Reiseroute, Budget etc. (wir dachten, die wissen doch eh’ alles über uns?!?!) sowie weiteren Fingerabdrücken bekommen wir volle 6 Monate und dürfen nun bis zum 18.4.14 bleiben. Wir werden nochmal darauf hingewiesen, dass wir diesen Tag auf keinen Fall übertreten dürfen!
Bleibt nur noch die Frage, ob in USA die Campgrounds noch offen sind – wegen des Saisonendes haben wir uns in Kanada die letzten Tage mit wildem Campen und public washrooms durchgeschlagen! Eine Dusche ist dringend notwendig, und auch frische Wäsche wäre nicht schlecht!
Umso mehr freuen wir uns, dass wir gleich 5 Meilen hinter der Grenze einen offenen Campground finden, und erledigen dort erst mal alle nötigen Hausarbeiten: waschen, nähen, duschen, putzen, ausmisten…
Sobald wir wieder salonfähig sind, geht’s weiter Richtung Süden. Erste Station ist Eastport, die östlichste Stadt der USA. Leider haben wir mal wieder Pech mit dem Wetter und ersparen uns einen größeren Rundgang.
Aber unser Tagesziel ist ohnehin noch ein Stückchen entfernt, nämlich der sehr populäre Acadia National Park. Wir fahren nicht auf dem Highway, sondern bummeln an der Küste entlang, bis wir am Nachmittag bei inzwischen strahlendem Sonnenschein die Schoodic Peninsula erreichen, die einen ersten wunderbaren Blick über die Bucht zum Acadia NP ermöglicht:
Auf unserer Weiterfahrt sehen wir ein kleines Schild an der Straße “Tidal Falls” und folgen diesem. Wir sind überrascht, dass es auch hier noch Stromschnellen gibt, die je nach Gezeit ihre Richtung ändern.
Der erste Anlaufpunkt im Acadia NP ist wie immer das Visitor Center, in diesem Fall in Bar Harbor. Die spannende Frage ist mal wieder: gibt es noch einen offenen Campingplatz? Nach diversen Telefonaten der Angestellten teilt man uns mit: ja, der Blackwoods Campground im Nationalpark ist noch offen, wenn auch im Notbetrieb, d.h. ohne Duschen, aber solche Kleinigkeiten stören uns ja schon lange nicht mehr.
Bar Harbor ist ein wunderschöner, netter, gepflegter und beschaulicher Ort…
… zumindest war er das, als wir das Visitor Center betreten haben. Beim Verlassen ist von dem Ort nicht mehr viel zu sehen. Zwei große Kreuzfahrtschiffe schicken ihre Gäste an Land, und wie ein Tsunami wird dieser nette Ort regelrecht von Touristen überflutet:
Thomas will seine Kappe aufsetzen mit der Aufschrift “I’m NOT from the cruiseship!!”, aber wir denken, man sieht es uns auch so an, dass wir aus der Wildnis kommen…
Schnell flüchten wir in Richtung Berge. Direkt von unserem Campingplatz aus besteigen wir über den South Ridge Trail den Cadillac Mountain. Mit sage und schreibe 459 Metern ist er die höchste Erhebung an der amerikanischen Ostküste. Man legt Wert darauf, dass er damit auch der höchste Berg nördlich von Brasilien ist!
Der lange Anstieg führt durch Wälder und später über herrliches Granitgestein zum Gipfel.
Auf dem 2 1/2 stündigen Anstieg treffen wir keine Menschenseele. Kurz vor dem Gipfel dann der Schock: Autos und Busse, soweit das Auge reicht. Und unsere Freunde warten schon auf uns: alle 1.738 Passagiere von den Kreuzfahrtschiffen!! Leider keine Fata Morgana oder Höhenkrankheit. Eine Straße führt direkt von Bar Harbor zum Gipfel! Zum Glück sind wir spät dran, und die ersten Busse machen sich bereits auf Weg nach unten, so dass wir ungestört noch ein paar Gipfelfotos machen können.
Gerade mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unseren Campingplatz. Hier haben wir das erste Mal das Gefühl, nur echte Naturliebhaber anzutreffen. Es gibt fast nur junge Leute und Bergsteiger mit Zelten. Hier sind wir beinahe das einzige Wohnmobil.
Überall sind Lagerfeuer, die hier wirklich zum Aufwärmen dienen. Wir fühlen uns in dieser Bergsteiger-Atmosphäre sehr wohl, und so werden aus einem geplanten Tag am Ende vier…
Auch die nächsten Tage verbringen wir – bei meist gutem Wetter, aber sehr kalten Temperaturen und starkem Wind – mit Bergtouren. Die Berge sind nicht hoch, aber haben teilweise doch recht anspruchsvolle kleinere Klettersteige.
Hier denken wir “die Amerikaner übertreiben mal wieder”, aber die Warnhinweise sind durchaus berechtigt:
Hier der Anstieg auf den Sargent Mountain…
… und hier auf den Beehive:
Hier noch ein paar Gipfelfotos:
Der Abschied aus dem Acadia NP fällt uns nicht leicht, aber am 24.10. geht’s dann weiter Richtung New Hampshire. Die Temperaturen sind nun schon sehr kalt, deshalb wollen wir weiter nach Süden. Am Wochenende wollen wir in Boston sein. Aus diesem Grunde fahren wir recht zügig durch Maine und halten nur an besonders schönen Orten an, wie z.B. hier in Camden:
Selbst hier sind die großen Schiffe schon winterfest gemacht und in Folie eingeschweißt.
Bevor wir nach New Hampshire kommen, noch ein letztes Foto von Maine:
Am Abend des 25.10. erreichen wir New Hampshire. Der erste Weg führt wie immer zum Visitor Center in Portsmouth. Hier die schlechte Nachricht: von hier bis Massachusetts gibt es keinen offenen Campingplatz mehr! “Kein Problem” denken wir uns, muss halt wieder mal der gute alte Walmart-Parkplatz herhalten… Dank Navi finden wir ihn auch in 10 Kilometer Entfernung. Wir wundern uns, dass kein einziges Wohnmobil da ist und fragen sicherheitshalber beim Customer Service nach. Und siehe da: wir dürfen nicht bleiben, aufgrund einer städtischen Verordnung ist nicht erlaubt, zu übernachten. Und nun?? Wir versuchen unser Glück im nächsten Walmart (in Newington) und dürfen uns hier für die Nacht “einquartieren”:
Sieht doch eigentlich idyllisch aus, oder? Aber: direkt hinter dem Schild treffen sich zwei stark befahrene Highways. Mann, war das ein Krach!! Hier konnte Thomas endlich mal ungestört schnarchen, ohne dass man dies überhaupt gehört hätte! Am nächsten Morgen ein toller Sonnenaufgang, leider bei frostigen –2 Grad. Hier haben wir zum ersten Mal Probleme, das Dach einzufahren, da sich auf der Mechanik Eis gebildet hat.
Dank der eisigen Temperaturen kommen wir früh los und erreichen bereits um 10:00 h Boston.
Nach fast 2 Monaten in der Wildnis ist so eine Großstadt (selbst am Wochenende) erst mal wieder ein Schock. Bei so vielen Tunneln und Überführungen gerät selbst das Navi an seine Grenzen. Auch Parken am Visitor Center in der Innenstadt ist unmöglich. Nach viel Suchen finden wir einen Parkplatz etwas außerhalb in Chinatown zu einem Schnäppchenpreis von nur 13 USD. Dank der Räder sind wir dann recht schnell wieder in der Innenstadt, um den obligatorischen Freedom Trail zu machen. Eigentlich wollen wir die Räder am Visitor Center stehen lassen, aber die nette Dame an der Information klärt uns auf, dass es hier keine Fahrradständer gibt und damit die Räder entweder geklaut oder vom Parkranger entfernt werden. Also schieben wir tapfer unsere Räder zwischen Hunderten von Touristen den Freedom Trail entlang.
Der Freedom Trail führt entlang einer roten Linie auf dem Pflaster im Zickzack über 5 Kilometer durch die Innenstadt, vorbei an 16 historischen Gebäuden und Gedenkstätten der amerikanischen Unabhängigkeit.
Vor lauter “Wo ist der Strich"? – “Wo geht’s weiter?” – “Ist mein Rucksack noch da?” – “Hoffentlich fahre ich keinem mit dem Rad über die Füße” bekommt man von den eigentlichen Stationen nicht viel mit. Außerdem bläst ein eisiger Wind durch die Stadt, der jegliches Verweilen sehr ungemütlich macht. Das Highlight ist der Obelisk am Ende der Tour (Bunker Hill Monument), den dank anstrengender 294 Stufen nur noch ganz wenige Touristen besteigen. Uns hilft der Aufstieg, endlich wieder warm zu werden, und außerdem bietet er einen schönen Blick über die Stadt und den Hafen.
Auf dem Rückweg können wir dann endlich die Räder richtig verwenden und das Hafengebiet erkunden.
Zum Ausklang fahren wir noch nach Cambridge zur Harvard University. Wir machen einen Spaziergang über den Universitätscampus und durch die umliegenden Straßen mit ihrem bunten Treiben und den vielen netten Studentenkneipen. Die Atmosphäre und die vielen jungen Leute erwecken den Wunsch, noch einmal das Studentenleben zu genießen.
Nach 10 Stunden Großstadt ist unser Bedarf erst mal gestillt und wir fahren weiter Richtung Süden. Wie erwartet gibt es in Boston oder der näheren Umgebung keinen bzw. keinen offenen Campingplatz. So quartieren wir uns mal wieder bei Walmart ein, diesmal in Quincy und diesmal zum Glück ohne Autobahnanschluss…
Am 27. Oktober erreichen wir Cape Cod, eine Halbinsel, die Boston vorgelagert ist und auf der die “Rich and Famous” ihre Sommerurlaube verbringen. Selbst ein Campingplatz kostet hier in der Hochsaison 100 USD! Jetzt ist es hier herrlich ruhig, kein Tourismus mehr und somit auch für uns “Normalos” erschwinglich. Besonders freut uns, dass wir endlich mal wieder Sanddünen sehen, die bis an die Straße reichen:
Trotz kalter Temperaturen in den “upper thirties” (leider Fahrenheit, nicht Celsius!) von 4-5 Grad machen wir einen Strandspaziergang. Der Strand ist leer, bis auf ein paar Autospuren. Hier ist eine der wenigen Stellen, wo man mit dem Auto an den Strand fahren und hier auch übernachten darf. Thomas ist nur mit Mühe davon abzubringen, den VW-Bus mal offroad zu testen. Aber leider fehlt uns hier unser Dubai-Equipment – hier gibt es – nach Auskunft des Rangers - nicht einmal ein Wort für “Sandbleche”…
Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang machen wir noch eine Radtour durch den Norden der Halbinsel, an der Cape Cod National Seashore. Die Radwege sind hier vom Feinsten, allerdings nicht ohne “Gefahren”, auf die immer wieder hingewiesen wird:
Zum Abschluss unserer Radtour kommen wir nach Provincetown am nördlichen Ende von Cape Cod. Sehr bunt, sehr touristisch und DER Treffpunkt schlechthin für die gay community. Uns gefällt’s hier richtig gut und wir sind froh, dass wir die schöne Stadt und Umgebung in der Nachsaison genießen können.
Heute ist Dienstag, und unser Plan war eigentlich, am Wochenende in New York City zu sein. Bei der detaillierten Planung ist uns heute aufgefallen, dass grade am Sonntag der NY Marathon stattfindet mit erwarteten 48.000 Läufern. Außerdem ist es nicht einfach, ein Hotel oder einen Campingplatz in der Nähe zu finden. Wir müssen uns also einen neuen Plan überlegen…
Unsere Strecke durch Maine, New Hampshire und Massachusetts bis Cape Cod (1.385 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 9.062 km.
Blog erstellt am 29.10. auf dem Atlantic Oaks Campground in Eastham auf Cape Cod.
1 Kommentar:
Hallo Ihr Lieben, da werden wir ganz wehmütig. Die gleiche Route haben wir ja auch schon gemacht! Den gefährlichen Trail im arcadia NP haben wir allerdings bei Nebel und Nieselregen versucht zu bewältigen...haben dann aber abgebrochen. Wir wollten auch zu viert zurück nach Berlin kommen.
Viel Spass weiterhin
Birka
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