Mittwoch, 6. August 2014

29. Etappe: Whitehorse (Yukon) bis Jasper (Alberta) (22.07.–03.08.2014)


Dieser schöne Regenbogen am Yukon ist dann erst mal der Abschluss des durchwachsenen Wetters der letzten Tage:

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Ab jetzt wird es immer sonniger und wärmer. Deshalb legen wir auch auf dem Weg nach Whitehorse noch einen Stopp am Lake Laberge ein. Zumindest mit den Füßen können wir in den See eintauchen, ein kleiner Vorgeschmack auf den Sommer, der jetzt hoffentlich kommt. Direkt am See finden wir einen Stellplatz und genießen nicht nur einen schönen Abend, sondern auch eine ruhige Nacht mit leichtem Geplätscher der Wellen.

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Am nächsten Tag erreichen wir Whitehorse, wo wir unsere lange Agenda abarbeiten: das Auto nochmal dampfstrahlen (am Unterboden hängt noch immer zentimeterdick der Schlamm vom Polarmeer), Wäsche waschen, duschen, einkaufen, tanken, Blog hochladen etc. Dann geht’s auch schon weiter nach Südwesten, wo wir Skagway besuchen wollen. Skagway, ein Hafen an der Inside Passage, liegt an der Westküste und gehört zu Alaska. Schon die Fahrt dorthin ist sehr interessant.

Zuerst kommen wir nach Carcross, ursprünglich ein indianisches Jagdcamp mit dem Namen “Caribou Crossing”. Dummerweise gab es in British Columbia und Alaska Orte mit dem gleichen Namen, was zu Verwirrungen bei der Postzustellung führte. Daraufhin entschied man sich zur Namensänderung auf “Carcross”. Die Carcross Desert ist die angeblich kleinste Wüste der Welt. Mal wieder ein Superlativ!

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Auf dem Klondike Highway, immer an türkisblauen Seen wie hier dem Tutshi Lake entlang, geht es Richtung White Pass.

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In weiter Ferne, am White Pass, zeichnen sich schon wieder Schlechtwetterwolken ab. Dort an den Westhängen der Berge bilden sich Wolken aus der aufsteigenden feuchten Luft des Pazifik. Deshalb ist das Wetter in Skagway auch meistens schlecht.

Kurz vor Skagway passieren wir – mal wieder – die Grenze zu Alaska/USA:

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Skagway hat nur wenige Einwohner – zumindest von Freitag bis Montag. Denn Dienstag, Mittwoch, Donnerstag legen die großen Kreuzfahrtschiffe auf ihrer Alaska Tour hier an und der Ort wird regelrecht überrollt von Tausenden von Touristen. Hier das typische Skagway-Foto:

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Und hier noch ein Suchbild: wo ist der Bulli?

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Ähnlich voll muss es gewesen sein, als vor gut 100 Jahren während des Klondike Goldrush die Goldsucher hier anlandeten und ihren beschwerlichen Weg zu den Goldfeldern bei Dawson City antraten. Ein Großteil der Stadt sieht noch aus wie damals. Links und rechts der Hauptstraße reihen sich Originalgebäude aus der Zeit ab 1897, als Skagway die größte Stadt Alaskas war. Hier und im benachbarten Dyea landeten über 20.000 hoffnungsvolle Goldsucher.

Auf hölzernen Gehsteigen spaziert man an einer Anzahl alter Gebäude aus der Goldrausch-Zeit vorbei. Der Red Onion Saloon war früher ein Bordell und ist heute eine beliebte Kneipe:

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Der originalgetreu restaurierte Mascot Saloon war früher eine der übelsten Adressen der Stadt:

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Das Visitor Center befindet sich in der Arctic Brotherhood Hall, deren Fassade von einem Mitglied der Bruderschaft mit 20.000 am Strand aufgesammelten Treibholzstücken verziert wurde:

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Nach drei Stunden Stadtbummel haben wir genug vom Trubel und den Touristenströmen und ziehen uns ins benachbarte Dyea zurück, wo es außer ein paar Pfosten nichts mehr von der alten Stadt aus der Goldrauschzeit gibt. Nur einen wunderschönen Campground, der sogar kostenlos ist. Ganz in der Nähe unseres Autos sehen wir am nächsten Morgen zum ersten Mal einen Grizzlybären, der Lachse aus dem Fluss fischt:

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Da die Lachswanderung gerade erst beginnt, freuen wir uns, dass wir gleich schon Zeugen dieses Schauspiels sein können.

Auf unserem Rückweg über den White Pass Richtung Kanada wird auch gleich das Wetter wieder besser und wir genießen wieder die schöne Fahrt am Tutshi Lake entlang:

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Von hier beginnt die lange Reise durch die Einsamkeit auf dem Alaska Highway Richtung Dawson Creek in British Columbia. Nachdem es hier nicht viele Versorgungsmöglichkeiten gibt bzw. es ziemlich teuer ist, und Thomas immer Angst hat, dass wir verhungern, machen wir eine Bestandsaufnahme unserer Vorräte. Hobbyköche und Gourmets bitte einfach Augen zu und schnell weiter blättern:

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Nicht auf dem Bild zu sehen sind die 4 Kilo Haferflocken, 2 Kilo Reis und 2 Kilo Mehl sowie etliche Liter Trinkwasser! Jetzt kann ja nichts mehr schief gehen! Wir sind gewappnet für die Einsamkeit und schöne Stellplätze in der Wildnis, wie hier am Little Atlin Lake:

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Hier genießen wir noch die letzten langen Tage und können bis 23:00 h bei strahlendem Sonnenschein im Auto lesen.
Am nächsten Morgen dann: “Thomas, warum hast du heute Nacht so gewackelt??” “Nein, Claudia, DU hast so gewackelt – ich dachte, ein Bär will das Auto umkippen!” Die Aufklärung erfolgt erst am Tag danach: ein Erdbeben in der Nähe von Juneau hat uns hier so richtig durchgeschüttelt! Da der St. Andreas Graben hier verläuft, kommt es nicht selten zu Erdstößen.

Hier auf dieser einsamen Etappe gibt es wenige offizielle Campingplätze, und so müssen wir öfter mal improvisieren. Manchmal sind es Kiesgruben, die beim Bau des Alaska Highway entstanden sind. Nicht unbedingt landschaftlich reizvoll, aber kostenlos, ruhig, und garantiert mückenfrei!

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Andere Plätze wiederum sind landschaftlich wunderschön, an Seen gelegen, aber leider gefällt es dort den Mücken auch sehr gut!

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Auch wenn der Alaska Highway DIE Straße ist, um Güter in den Norden zu transportieren, sind wir erstaunt, wie viel Wildlife hier unterwegs ist, zum Teil direkt auf der Fahrbahn. Bei diesem Schild denken wir, mal wieder eine Warnung, und dann kommt nichts.

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Doch schon ein paar Kilometer weiter trabt der erste Bison über den Highway:

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Wir haben noch nie einen Bison in freier Wildbahn gesehen und sind beeindruckt von der Größe und dem riesengroßen Kopf.

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Manchmal sieht man ganze Bisonherden am Straßenrand grasen:

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Dieser Tag ist ein Highlight in Sachen “Wildlife”. Wir hören irgendwann auf, die Bisons zu zählen, sogar Schwarzbären sehen wir immer wieder am Straßenrand und fahren einfach weiter, ohne Fotos zu machen. Auch Dallschafe und Elche grasen ganz gemütlich neben dem Highway:

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Inzwischen sind wir in den Northern Rocky Mountains angekommen, wo wir einen gemütlichen Nachmittag am Muncho Lake genießen:

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Von hier aus starten wir zu einer Radtour entlang des Sees auf dem Alaska Highway.Von wegen “Auf dem Highway ist die Hölle los”!! Autoverkehr gibt es hier erstaunlicherweise so gut wie gar nicht, dafür aber umso mehr Tiere auf der Straße, wie hier ein paar Dallschafe:

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Je weiter südlich wir kommen, desto schöner und heißer wird das Wetter. Es sieht so aus, als ob wir doch noch was vom Sommer abbekommen. Unser erster Badesee seit einem Jahr ist der Moberly Lake in British Columbia. Man fühlt sich hier wie zu Hause an einem See in den Alpen, aber ohne die Villen der Reichen. Hier sehen wir auch zum ersten Mal wieder einen Sonnenuntergang. Die Tage werden jetzt kürzer und wir trauern den langen hellen Nächten nach.

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Gleich am nächsten Tag noch ein Badesee, der Lake Lasalle, mit einem kostenlosen Campground:

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Von Prince George aus fahren wir weiter Richtung Osten und freuen uns auf den Mount Robson, kurz vor der Grenze zu Alberta.

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Hier waren wir bereits vor 17 Jahren auf unserer Kanada-Reise. Damals wie heute sind wir fast sprachlos, als sich hinter einer Kurve das Tal öffnet und sich der atemberaubende Blick auf den 3.954 m hohen Mount Robson auftut.

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Das Wetter ist wunderschön, allerdings sehr heiß. Bei über 30 Grad machen wir nur eine kleine Wanderung zu den Overlander Falls. Hier ist es durch den kühlen Fraser River und den Wasserfall noch am besten auszuhalten.

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Den Rest des Nachmittags verbringen wir “e-mailend” im Schatten auf der Aussichtsterrasse des Visitor Centers, immer mit herrlichem Blick auf den beeindruckenden Mount Robson:

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Die populärste Wanderung ist eine 5-Tagestour von 23 Kilometern zum Berg Lake, dem Basislager für die Besteigung des Mount Robson. Wir spendieren nur einen Tag und machen die Hälfte des Trails bis weit hinter den Kinney Lake, in dem sich die Berge im türkisfarbenen Wasser spiegeln.

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Auch heute ist es wieder sehr heiß (33 Grad), so dass die Flüsse vom Schmelzwasser der Gletscher randvoll sind. Oft müssen wir durch den Fluss waten, manchmal gibt es aber auch Brücken.

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Hier am Mount Robson verabschieden wir uns von British Columbia und machen uns auf den Weg nach Alberta, wo wir auf dem Icefields Parkway die Nationalparks von Kanadas Westen erkunden wollen.

 

Unsere Strecke von Whitehorse über den Alaska Highway nach Jasper (2.554 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 41.503 km.

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Blog erstellt am 03.08.2014 in Jasper, Alberta (Kanada).

1 Kommentar:

Granegger hat gesagt…

Tolle Updates, weiterhin viel Spass und Neues
LG
Christian