Bei unserer Ankunft in Arizona werden wir von demselben schönen Wetter begrüßt, bei dem wir New Mexico verlassen haben.
Dachten wir…
Eigentlich ist das Chiricahua National Monument nicht auf unserer Liste, aber nachdem uns die Etappe bis Tucson zu weit erscheint, machen wir einen Abstecher dorthin. Gott sei Dank!
Vor zwei Tagen machte unserer Navi ja schlapp, so fahren wir nach Karte und landen prompt auf einer Offroad-Straße. Über Stock und Stein geht es also über viele Kilometer – am Fort Bowie vorbei – zum Chiricahua National Park. Einer bewaldeten Insel gleich ragt der Park aus der flachen Wüste empor. Seine Steinsäulen erinnern an Totempfähle und Fabelwesen. Wir kommen kurz vor Sonnenuntergang an und erfahren vom Ranger, dass für den kommenden Tag Regen erwartet wird (der erste seit 73 Tagen). Schnell machen wir uns auf den Weg zum Gipfel, den man per Auto erreichen kann, damit wir zumindest noch einen ersten Eindruck bei Sonne bekommen.
Schon seit einiger Zeit ist uns auf verschiedenen Plätzen ein Schweizer Expeditionsfahrzeug aufgefallen. Leider reichte es nur einmal zu einem kurzen Gespräch. Hier im Park treffen wir dann endlich in Ruhe auf Barbara und Urs, finden sie super nett und beschließen am Abend beim Lagerfeuer, am nächsten Tag zusammen zu wandern.
Und – LEIDER: Der Wetterbericht hat Recht. Am nächsten Morgen sieht es bedrohlich dunkel aus, als wir mit anderen Wanderern per Shuttle-Bus zum Gipfel aufbrechen. Von dort geht eine 12 Kilometer lange Wanderung durch den Echo-Canyon zurück zum Camping Platz. Der Regen ist aber erst für 14:00 h angekündigt, und so machen wir uns gemütlich auf den Weg nach unten, immer wieder mit Blick auf bizarre Felsformationen.
Pünktlich – kurz vor 14:00 h – spüren wir die ersten Tropfen und schaffen es gerade noch rechtzeitig “nach Hause”. Ab dann regnet es bis zum nächsten Morgen, erstaunlich für eine Gegend, die pro Jahr eigentlich nur ein paar Zentimeter Regen bekommt.
Den Nachmittag verbringen wir im Wohnmobil von zwei netten Münchnern, Christian und Jana, die mit ihrer Tochter grade Urlaub machen. Es stellt sich heraus, dass Christian und Thomas Kollegen waren und wir viele gemeinsame Bekannte und Freunde in München und Tegernsee haben. So klein ist die Welt…
Als wir am nächsten Morgen den Park verlassen, sind wir erstaunt, dass die Berggipfel weiß überzuckert sind. Aber kein Wunder, die Berge sind hier bis zu 3.000 Meter hoch. Und kalt ist’s wieder geworden…
Wir nehmen Kurs auf Tucson und quartieren uns im Catalina State Park ein. Zu unserer großen Freude kommen kurz nach uns auch Barbara und Urs, mit denen wir dann schließlich 3 sehr schöne Tage mit Wandern, Erledigungen, Besichtigungen und (viel) Essen verbringen…
Man kann direkt vom Campingplatz aus zu herrlichen Wanderungen aufbrechen. Wir entscheiden uns für den Romero Canyon Hike, der durch unbeschreibliche Kakteenhänge durch steiles Gelände zu ein paar Gumpen (Pools) hinaufführt. Nach 2 Stunden sind wir platt vom Laufen und Staunen, aber die ganz Sportlichen können von hier noch weitere 10 Kilometer bis auf 3.000 Meter weiterwandern.
Wir haben Glück, dass wir kurz nach dem Regen kommen, denn dadurch blüht und sprießt es in allen Farben. Wir haben zum ersten Mal das Gefühl, dass der Frühling Einzug hält.
Links ein “Barrel” in voller Blüte, rechts der für diese Gegend typische Saguaro Kaktus, den wir bisher nur aus Lucky Luke Comics kannten… Diese Giganten werden bis zu 15 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt! Wir können uns gar nicht satt sehen…
Nach so vielen Kakteen widmen wir uns am nächsten Tag der Technik: Wir besuchen das Pima Air and Space Museum in Tucson. Hier kann man in verschiedenen Hallen sowie im riesigen Freigelände Hunderte von Flugzeugen aus der gesamten Geschichte der Fliegerei bewundern.
Hier proben Thomas und Urs eine Landung:
Höhepunkt der Besichtigung ist allerdings eine Busfahrt zum Flugzeugfriedhof der Davis-Monthan Air Force Base. Hier lagert die Amerikanische Armee Tausende stillgelegte Militärflugzeuge ein, um sie zu verschrotten, als Ersatzteillager zu verwenden bzw. im Notfall/Krieg wieder einzusetzen. Die Gegend bietet sich hierfür an, da es selten regnet (kein Rost) und der Boden hart wie Beton ist.
Am nächsten Morgen verlassen uns Barbara und Urs, aber wir werden sie hoffentlich spätestens im Herbst in Mittelamerika wieder treffen!
Wir machen noch einen Ausflug zum Saguaro National Park, um noch mehr Kakteen zu bewundern. Es ist unglaublich, wie viel verschiedene Kakteen es gibt, und in welcher Hülle und Fülle. Vor allem immer wieder die Saguaro-Kakteen, die zum Teil wie menschliche Wesen aussehen. Die Indianer waren der Meinung, dass in den Kakteen die Seelen ihrer Vorfahren leben. Aus diesem Grund waren sie heilig und wurden verehrt.
Der schönste, aber auch der stachligste Genosse ist der Teddybear Cholla. Er sieht zwar niedlich aus, es empfiehlt sich aber nicht, ihn zu streicheln:
Und wieder sind wir froh, dass es vor ein paar Tagen geregnet hat, denn der Ocotillo blüht nur nach einem Regen. Sobald die Feuchtigkeit verdunstet ist, fallen die Blüten wieder ab:
Der Catalina State Park liegt unglaublich günstig. Auf der einen Seite mitten in den Bergen für sportliche Aktivitäten, auf der anderen Seite eine viele Kilometer lange Straße, an der es alle Geschäfte und Restaurants gibt, die man sich nur vorstellen kann.
Und Elektroläden! Hier ist Thomas nicht mehr zu halten, vor allen Dingen, weil diese Geschäfte alle sehr gut über Radwege zu erreichen sind. Am Ende haben wir u.a. ein neues Navi und einen neuen Laptop…
Um nicht noch mehr Geld auszugeben, verlassen wir schweren Herzens Tucson und machen uns auf den Weg nach Westen.
Phoenix lassen wir links liegen und fahren gleich weiter nach Parker, direkt am Colorado River, der Grenze nach Kalifornien.
In Wintersburg legen wir einen Zwischenstopp in einem RV-Park zwischen Atomkraftwerk und Tankstelle ein. Landschaftlich weniger reizvoll, hierher verirren sich auch nur ein paar Einheimische, die auf dem Campingplatz leben. Man sieht hier alles ein wenig lockerer, und wir bekommen auch unsere europäischen Gasflaschen wieder aufgefüllt. In Tucson hatten wir dies 3 Mal erfolglos versucht – es wurde aus sicherheitstechnischen Gründen abgelehnt.
Am Colorado River lassen wir uns für drei Nächte im La Paz County Park nieder. Einfach mal abhängen, unsere Erkältung auskurieren, und die Schnellboote bewundern, die den Colorado River entlangschießen. Jeder hat hier sein Spielzeug dabei: ein Motorboot, eine Harley oder ein Quad.
Der Blick aus unserem “Schlafzimmer”:
Hier können wir endlich mal wieder richtig in die Pedale treten. Hier sind weniger die Autos ein Problem, als vielmehr die Esel, die hier frei herumlaufen. Zum Glück werden wir per Verkehrszeichen darauf hingewiesen:
Von Parker folgen wir dem Colorado River – und später der Route 66 - nach Norden. Seit Mitte der Zwanziger Jahre verband die Route 66 über 3.939 Kilometer Chicago mit Los Angeles. Schon in den Fünfziger Jahren war die Route dem Verkehr nicht mehr gewachsen und wurde durch Highways ersetzt. Heute gibt es nur noch wenige Teilstrecken, die dem Originalverlauf der Straße folgen. Trotz vieler Schlaglöcher genießen wir die Fahrt durch die Wüste und durch alte Goldgräberstädte, wie z.B. Oatman.
Da wir am Wochenende in Las Vegas sein wollen, um dort Freunde zu treffen, machen wir einen letzten Stopp in Arizona am Lake Mead. Dieser große Stausee des Colorado River entstand durch den Bau des Hoover Damms im Jahre 1936. Bereits die Anfahrt zum Campingplatz “Temple Bar” ist traumhaft schön und einsam. Wir sind fast die einzigen Gäste im riesengroßen, aber fast leeren Campingplatz. Hier zahlen wir für einen wunderschönen Stellplatz nur 10 US$, an anderen Plätzen hier am See werden mittlerweile 35 US$ pro Nacht verlangt.
Heute legen wir einen Housekeeping-Tag ein: Auto putzen, Haare schneiden, Brot backen (zum ersten Mal schmeckt’s richtig gut) und Blog schreiben…
Unsere Strecke vom Rock Hound State Park bis Temple Bar (1.620 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 24.415 km.
Blog erstellt am 12.03.2014 am Lake Mead in Temple Bar, Arizona.
1 Kommentar:
Lieber Thomas,
herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Bleib fit und gesund für die nächsten Etappen Eurer tollen Reise durch die Welt.
Viele Grüße - natürlich auch an Claudia -von
Renate und Michael
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