Nach 10 mehr oder weniger turbulenten Tagen setzt langsam die Entschleunigung ein und wir sitzen in den kanadischen Bergen bei Montréal in einem sehr schönen Schigebiet und warten auf den ersten Schnee…
Seit unserer Abreise aus München verlief bis jetzt alles wunderbar…
Trotz guter Reisevorbereitung sind wir noch lange nicht fertig, als unsere neuen Mieter bereits mit den ersten Möbeln vor der Tür stehen. Der fliegende Wechsel verläuft völlig reibungslos und harmonisch und schon sind wir auf dem Weg zum Flughafen. Unsere letzte Nacht in Deutschland verbringen wir in einem Hotel am Flughafen, um früh am nächsten Morgen frisch und voller Vorfreude unsere große Reise anzutreten.
“Good times lie ahead…” – hoffentlich hält das Motto auf Claudia’s T-Shirt, was es verspricht…
Der Flug verläuft reibungslos, ebenso die Einreise in Philadelphia. Nur die Übernahme des Mietwagens scheint eine Ewigkeit zu dauern… aber 2 Stunden nach der Landung sind wir dann auf dem Weg nach Baltimore und suchen uns ein Hotel für die erste Nacht.
Am nächsten Tag steht Washington auf dem Programm. Wir sind etwas überrascht, wie heiß und vor allem schwül es im September hier noch ist. Es fühlt sich an wie in Florida… Trotzdem machen wir uns zu Fuß auf, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen:
Der erste Stopp ist das Weiße Haus…
… und das Kapitol:
Bei 35°C ist es gut, dass es an jeder Ecke einen Wasserspender gibt!
Auch das ist Washington: Georgetown, ein malerisches Studentenviertel:
Da wir unser Auto erst am Dienstag oder Mittwoch erwarten, verbringen wir den Montag (Labor Day) in Baltimore, einer typisch amerikanischen Stadt mit einer attraktiven Waterfront:
Am Dienstag bekommen wir Gott sei Dank unser Auto, und das noch in perfektem Zustand. Schnell geben wir unseren Mietwagen zurück und schon sind wir auf dem Weg nach Norden durch Pennsylvania:
Thomas’ Highlight: eine Besichtigung des Harley Davidson Museums und der Fertigung…
… und Claudia’s Highlight: eine Besichtigung der Hershey Fabrik.
Mitten in den Wäldern Pennsylvania’s machen wir’s uns in einem Nationalpark gemütlich und räumen erst mal das Auto um, das bisher ein einziges Chaos war. Denn wie erwartet haben wir viel zu viele Dinge im Reisegepäck mitgebracht.
Als alles einigermaßen verstaut ist, machen wir die erste Wanderung. Hier stellen wir zum ersten Mal fest, dass es die Amerikaner mit den Sicherheitsanforderungen übertreiben! Den Helm beim Radfahren verstehen wir ja noch, aber eine Warnweste beim Wandern ist dann doch etwas gewöhnungsbedürftig!
Übrigens – Anmerkung der Redaktion – durch Anklicken der Bilder lassen diese sich vergrößern. Lupe ist nicht erforderlich Ganz populär in den USA sind Radtouren auf alten Eisenbahnstrecken, die zu Rad- und Wanderwegen umfunktioniert wurden, sog. Rail Trails. Wir fahren viele Kilometer am herrlichen Fluss entlang, bis wir einen General-Store erreichen. 3/4 der Fläche ist für Anglerbedarf reserviert, aber es gibt auch ein paar andere Lebensmittel, falls man nicht gerade Appetit auf Würmer hat…
Ein paar Kuriositäten fallen uns in den ersten Tagen immer wieder auf. An einem Campingplatz, wo wir übernachten wollen, werden wir wieder weggeschickt. Als wir fragen, warum wir hier nicht übernachten können – der Platz ist ganz offensichtlich geöffnet – erhalten wir folgende Antwort. “Your car is not a RV (Wohnmobil)”. Unsere Antwort: “ It is a RV. We are sleeping in it.” Nach Stirnrunzeln die finale Antwort des Campingplatz Eigentümers: “… but it is too small. Sorry you cannot stay here”
Im Nachhinein wird uns klar warum. Unser VW Bus ist so groß wie die Autos, die die Amerikaner hinter ihren RVs hinterherziehen.
Wir genießen das Outdoor Leben und haben uns schnell wieder daran gewöhnt, dass man das “Badezimmer” mit Fröschen teilt, die Abendgymnastik aus Handtuchwedeln zum Erschlagen der Mücken besteht und ein Frühstück in freier Natur selbst bei kühlen 7°C Grad besser schmeckt als im 5 Sterne Hotel:
Nachdem wir Upstate New York durchquert haben, erreichen wir eins der 10 Highlights der USA: die Niagara-Fälle.
Mit dem Fahrrad ist es einfach, die Fälle von allen Seiten zu bewundern. Außerdem ist es immer wieder lustig, mit dem Fahrrad einen Grenzübertritt zu absolvieren. Die Immigration Officer stellen immer wieder die gleichen Standard-Fragen, ob sie nun passen oder nicht. Bei der Einreise nach Kanada werden wir gefragt, wie lange wir in Kanada bleiben wollen und was wir mit uns einführen. Nach unserer Antwort “for a few hours, just to see the falls from the Canadian side” verschwindet der Officer, um mit seinem Supervisor Rücksprache zu halten. Nach 10 bangen Minuten kommt er mit der freudigen Antwort: “Welcome to Canada”!
Der “Horseshoe-Fall” auf der kanadischen Seite:
Dauerregenbogen über den amerikanischen Fällen:
Beide Fälle mit dem Ausflugsboot “Maid of the Mist”:
… und nochmal der Horseshoe Fall:
Bei der Rückreise nach USA per Fahrrad eine ähnliche Prozedur: “How long have you been in Canada? Where are you going to?” – Unsere Antwort: “Only a few hours – and now we are going to our car” erzeugt erst mal Stirnrunzeln und Sprachlosigkeit. Vielleicht war diese Antwort doch etwas zu knapp – jetzt werden wir genau unter die Lupe genommen: Hut runter, Sonnenbrille runter, detaillierte Überprüfung unserer Pässe und Visa. Nach ein paar ausführlicheren Antworten zu unseren Reiseplänen stehen wir dann gottseidank wieder auf amerikanischem Boden! Nur, um dann gleich wieder – diesmal mit dem Auto – nach Kanada einzureisen… Details hierzu ersparen wir hier dem geneigten Leser… und entschuldigen uns bei den Autos hinter uns, die eine Viertelstunde warten mussten…
Unser erster Stopp in Kanada ist eine Stadtbesichtigung von Toronto, wieder per Rad:
Die Nächte verbringen wir außerhalb der großen Städte auf idyllischen gelegenen State- oder National Park Campgrounds. Trotz endloser Weite und Wälder konnten wir bis jetzt noch nicht wild campen. Aber ganz gleich, ob im Wald oder am Fluss oder See – wo immer wir hinkommen, die Moskitos sind schon da! Wie wird das wohl erst im Sommer in Alaska werden!?!
Auf unserer Fahrt von Toronto nach Ottawa durchqueren wir die kanadische Seenplatte mit ihren Kanälen und Schleusen. Ein Paradies für Wassersportler, und ohne Kanu auf dem Autodach wird man sofort als Ausländer erkannt!
Selbst Kanada’s Hauptstadt Ottawa wird von Kanälen durchzogen, und man muss zahlreiche Schleusen passieren, wie hier gleich 8 auf einen Streich:
Ottawa’s Gebäude zeigen den starken Bezug zu England – alles “very British”:
Der Kontrast zwischen Alt und Neu ist überall präsent:
Unsere Strecke bisher von Philadelphia bis Ottawa (2.193 km):
Blog erstellt am 12.09. in Mont Tremblant, einem Schigebiet nördlich von Montréal.
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