Montag, 23. März 2015

50: El Salvador und Honduras (14.–21.03.2015)


Zu unserem Glück ist die Brücke über den Grenzfluss zwischen Guatemala und El Salvador so marode, dass dort LKW’s die Einreise verboten ist. Deshalb haben wir uns diesen Grenzübergang ausgesucht.

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Und obwohl wir am Freitag, dem 13. einreisen, hält die Brücke und unsere Einreise verläuft absolut problemlos. Eigentlich müssen wir gar nichts machen, nur warten. Der Beamte füllt handschriftlich Formular um Formular aus, denn leider ist ihm das Kohlepapier ausgegangen. Wir sitzen im Schatten und schmoren vor uns hin. Bei 37 Grad kleben uns die Hemden am Körper. Wie sie denn mit dieser Hitze zurecht kommen, fragen wir zwischendurch die herumstehenden Polizisten. Hitze? Wie? Was? Man genieße im Moment noch die frischen Temperaturen, bevor es dann warm wird. Aha! Nach einer guten Stunde ist alles vorbei, wir müssen keinen Pfennig bezahlen, das Auto wird nicht inspiziert, wir werden nicht desinfiziert – der einfachste Grenzübergang, den wir jemals erlebt haben. Etwas zu einfach, wie sich später herausstellen sollte.

Gleich nach der Grenze beginnt die Ruta de las Flores, eine traumhafte, 36 km lange und kurvenreiche Strecke mit zahlreichen Wasserfällen, bunten Kolonialstädtchen und Kaffeeplantagen soweit das Auge reicht.

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Bei Ahuachapán, gleich 16 km hinter der Grenze, quartieren wir uns bei den Thermalquellen von Alicante ein. Hier sprudeln die heißen Quellen direkt aus den Bergen, und ihre geothermische Energie versorgt ca. 15% des Landes mit Strom. Wir sind die einzigen Gäste und können uns gar nicht entscheiden, in welchem der ca. 10 verschiedenen heißen Pools wir uns zuerst entspannen sollen.

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Von hier aus machen wir auch schöne Wanderungen durch die Kaffeeplantagen und genießen dabei noch einmal einen letzten Blick auf die Vulkanlandschaft Guatemalas.

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Am nächsten Tag nehmen wir uns die Ruta de las Flores vor. Weit kommen wir nicht, denn wir wollen nur mal kurz einen Stopp im kleinen Ort Ataco einlegen, aber gleich bleiben wir hängen. Denn es gefällt uns so gut, die Menschen sind sehr herzlich, und wir bummeln durch die netten Gassen mit den bunt bemalten Hauswänden.

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Am Markt versorgen wir uns mit frischen Früchten. Unser “Obstkeller” ist leer, da wir dachten, wir dürften nichts aus Guatemala einführen.

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Außerdem können wir hier alles erledigen, was schon lange fällig ist. Zum Beispiel die Reparatur meiner Bergstiefel: durch die Wärme haben sich die Sohlen gelöst, und wir finden einen sehr patenten Schuster. Der Laden mit der Aufschrift “Schuhklinik” sieht von außen nicht sehr vertrauenerweckend aus…

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… aber der sehr professionelle Schuster klebt die Schuhe nicht nur, sondern näht sie auch gleich noch, und das ganze innerhalb 45 Minuten für 1 US Dollar pro Schuh. Dass man hier in El Salvador wieder mit US-Dollar bezahlt, kommt uns übrigens sehr entgegen. Schluss mit Kopfrechnen!

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Der Schneider um die Ecke näht Thomas’ Hose – absolute Profiarbeit für schlappe 50 Cent!

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Schon jetzt fällt uns auf, dass die Menschen hier extrem hilfsbereit und freundlich sind. Jeder begrüßt uns mit Handschlag und interessiert sich für unser Leben und unsere Reise, und wir führen interessante und nette Gespräche. Die Bevölkerung ist vom jahrelangen Krieg so gebeutelt, dass man jeden Touristen (von denen es hier im Land wirklich nicht viele gibt) mit großer Gastfreundschaft empfängt. Und dieser erste Eindruck sollte uns durch das ganze Land hindurch begleiten. Wir begegnen hier den freundlichsten Menschen unserer bisherigen Reise.

Nach Juayúa kommen wir an einem Sonntag, und das ist ein sehr guter Zufall. Denn hier findet jeden Sonntag eine Lebensmittelmesse statt, was bedeutet, dass sämtliche Gassen des kleinen Ortes mit Tischen und Stühlen und Essständen aller Art ausgestattet sind. Leider sind wir ein bisschen zu früh dran, denn mittags um 13:00 h denkt hier noch keiner an’s Mittagessen, aber wir finden trotzdem leckere Restaurants:

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Wir bummeln durch den malerischen Ort mit seinem obligatorischen Kopfsteinpflaster und seiner schönen Kirche…

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… sowie seinem Park zum Erholen (“es grünt so grün”…):

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Nach so viel Essen und Faulenzen in den heißen Pools zieht es uns nun ins Hochland zum Bergsteigen. Was bietet sich hierfür besser an als ein Vulkan? Von denen gibt’s hier im Lande genug, und vom Nationalpark Cerro Verde auf 2.000 m Höhe aus kann man tolle Wanderungen unternehmen. Zuerst trifft uns der Schlag: der Parkplatz, auf dem wir übernachten wollen, ist hoffnungslos überfüllt. Klar – es ist Wochenende und noch dazu findet heute ein Berglauf statt. Wir quetschen uns zwischen die Autos und warten auf den Abend. Und kaum ist die Sonne untergegangen, sind wir ganz alleine und genießen einen letzten Blick über den Wolken:

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An diesem Nachmittag lernen wir hier zufällig den Sicherheitschef der deutschen Botschaft kennen, der uns mit vielen guten und wertvollen Tipps für unsere Weiterreise versorgt. Und der ein Foto mit einem sehr netten Kommentar über uns auf der Facebookseite der deutschen Botschaft veröffentlicht: Facebook Deutsche Botschaft Was übrigens zur Folge hat, dass uns eine große Schar salvadorianischer Follower mit guten Wünschen für unsere Reise überschüttet. Muchas gracias a todos!!

Die Nacht hier oben ist herrlich kühl und ruhig, außer den uns bewachenden Polizisten verirrt sich kein Mensch hierher.

Vom Cerro Verde aus kann man den Volcán Izalco besteigen, einen völlig kargen, perfekt geformten Kegel inmitten von sonst sehr fruchtbarem Land:

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Wir entscheiden uns aber für den Santa Ana, den höchsten Vulkan El Salvadors. Hierzu muss man sich einer Gruppe mit Führer und zwei Polizisten anschließen. Alleine darf man ihn aus Sicherheitsgründen nicht besteigen. Die Aufstieg beginnt jeden Tag um 11:00 h, was unserer Meinung nach viel zu spät ist. Die Sonne brennt erbarmungslos, die Gruppe besteht aus jungen durchtrainierten Leuten, und ich komme ganz schön ins Schnaufen.

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Aber nach zwei Stunden sind wir oben und angesichts des atemberaubenden Blicks vom Kraterrand auf den türkisfarbenen Kratersee sind alle Anstrengungen schnell vergessen:

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Wir können uns gar nicht satt sehen und machen ein Gipfelfoto nach dem anderen:

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Und natürlich auch ein Foto mit unserer Polizeieskorte:

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Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf den 2.000 Meter tiefer liegenden Lago di Coatepeque, einen anderen Kratersee:

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Und dieser See verlockt so zu einem Sprung ins kühle Nass, dass wir uns gleich nach dem Abstieg ins Auto setzen und uns am Lago di Coatepeque einen Platz für die Nacht suchen. Direkt am See…

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… mit einem Sundowner direkt über dem Wasser und einem sehnsüchtigen und glücklichen Blick hinauf zu “unserem” Volcán Santa Ana. Die Bergtour war wunderschön und eindeutig ein Highlight unserer ganzen Reise, einer der Momente, in denen man Gänsehautgefühl am ganzen Körper verspürt.

El Salvador dürfen wir natürlich nicht verlassen, ohne der Pazifikküste einen Besuch abzustatten. Hierzu bietet sich die Playa El Cuco bestens an. Gleich dahinter befindet sich die Tortuga Verde (grüne Schildkröte), ein Öko-Ressort mit angeschlossenem Campingplatz. Bei bisher durchweg perfekten Straßen in El Salvador empfinden wir die letzten Kilometer etwas holprig und so manches Schwein versperrt uns den Weg:

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Aber angekommen am Ziel sind wir uns einig: dies ist einer schönsten Stellplätze unserer gesamten Reise. Ganz alleine (wir haben seit unserer Ankunft in El Salvador noch immer keinen einzigen Touristen gesehen) unter Palmen im weißen Sand direkt am Meer:

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Vom Wasser aus sieht man nur Sand, Palmen und unseren einsamen Bulli:

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Und Äffchen gibt’s hier auch!?!

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Nein, das ist Pedro, der immer wieder unermüdlich “auf die Palme geht”, um die Kokosnüsse herunterzuschlagen. Denn hier muss man sich schon genau überlegen, wo man sich hinstellt. Hier gab es schon so manche Beule im Auto bzw. eine Kopfnuss für unvorsichtige Urlauber!

Wir genießen zwei wunderschöne Tage mit ausgedehnten Strandwanderungen und Radtouren am Pazifikstrand.

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Wir sind so glücklich, dass wir die vielen Horrormeldungen über El Salvador in den Wind geschlagen haben und dieses wunderschöne Land mitgenommen haben. Es wäre wirklich zu schade, aus Angst (die unserer Meinung nach völlig ungerechtfertigt ist) einen Umweg zu machen. Zu gerne würden wir noch länger bleiben, aber die Zeit drängt und wir wollen heute, am 19. März, El Salvador verlassen, schnell Honduras durchqueren und noch am selben Tag in Nicaragua einreisen. Mit zwei Grenzen an einem Tag eine Herausforderung, aber sollte alles klappen, dann müsste es zu schaffen sein.

Wir nähern uns der Grenze El Salvador – Honduras und sehen schon von weitem eine kilometerlange Schlange von LKWs.

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Aber wir machen es wie die Einheimischen, einfach Gas geben und auf ein paar Kilometer werden alle wartenden LKW’s überholt. Bereits ein paar Minuten später stehen wir vor dem Ausreiseschalter. Der Blick des Beamten wandert von unseren Pässen zu seinem PC, wieder zu den Pässen, wieder zum PC, wieder zu den Pässen, wieder zum PC etc. Als sein Schnurrbart anfängt, nervös zu zittern, wissen wir, da stimmt etwas nicht! Wann und wo wir denn eingereist wären, fragt er uns vorsichtig. Es gäbe keinerlei Informationen, dass wir uns im Lande befinden. Also ILLEGALE  EINWANDERER!! Wir!?!?! Wir hatten bei der Einreise mehrfach nach einem Einreisestempel gefragt (den es hier aber nicht gibt). Jetzt wird uns klar, wieso alles so schnell ging. Man hat einfach vergessen, uns in den Computer einzugeben!! Wir sehen uns schon bei Wasser und Brot in einer salvadorianischen Zelle dahinsiechen. Aber auch hier zeigt sich wieder die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Beamten: da wir einen Nachweis haben, dass zumindest unser Auto legal eingewandert ist, lässt er uns rückwirkend erst ein- und mit heutigem Datum wieder ausreisen. Immer wieder entschuldigt er sich und bedankt sich für unsere Geduld, dass wir so lange warten müssen. Nochmal Glück gehabt!

Die Einreise nach Honduras geht dann wieder reibungslos. Lediglich die übliche Rennerei mit den Kopien. Nach jedem Stempel wieder zum Copyshop und zurück – neuer Stempel – neue Kopie etc. Halt – noch im Laufen sehe ich aus dem Augenwinkel, dass in dem Autoeinreisepapier bei “nombre” nicht Thomas steht, sondern Matthew. Man hat die Papiere vertauscht. Schnell wieder zurück zum Schalter. Der Amerikaner mit unserem Papier ist längst über alle Berge!! Unser Papier muss neu ausgefüllt werden. Rechtzeitig gibt der Computer seinen Geist auf und alles muss nochmal neu per Hand ausgefüllt werden!! Dabei ist heute der 19. und nicht der 13.!! Aber Ende gut, alles gut, und nach insgesamt 1,5 Stunden sind wir erfolgreich und diesmal ganz legal in Honduras eingereist.

Auf der Panamericana geht’s weiter Richtung Nicaragua. Spektakulär ist die Fahrt nicht, hier gibt es den üblichen Verkehr wie in den anderen Ländern.

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Jedoch Schlaglöcher ohne Ende – man merkt, dass Honduras das ärmste Land Zentralamerikas ist.

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Aber zumindest gut markiert sind die Schlaglöcher – deshalb ist es auch so wichtig, dass man bei Tageslicht fährt.

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Drei Stunden lang schlängeln wir uns durch Hondura’s schlaglochgespickte Hügellandschaft und erreichen um 15:00 h die nächste Grenze. Die Lust auf einen erneuten Grenzübergang hält sich in Grenzen, aber wir wollen es schnell hinter uns bringen.

Der Grenzübergang nach Nicaragua befindet sich in luftigen Höhen – zumindest müssen wir hier nicht schwitzen. Diesmal geht die Ausreise blitzschnell. Ebenso die Einreise. Das Auto wird mal wieder desinfiziert, sogar von innen, was den Autoinnenraum mit einer weißen Rauchwolke erfüllt.

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Alles verläuft absolut problemlos. Nach den Erfahrungen von heute morgen fragen wir auch mehrmals nach, ob wirklich alles erledigt ist. Nach einer guten Stunde sind wir in Nicaragua – ganz offiziell, zur Abwechslung mal nicht als illegale Einwanderer…

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… und freuen uns auf dieses Land, von dem wir schon so viel Positives gehört haben.

 

Unsere Strecke von der Grenze von El Salvador zum Somoto Canyon in Nicaragua (558 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 62.077 km.

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Blog erstellt am 22.03.2015 in Estelí in Nicaragua.

Sonntag, 15. März 2015

49: Guatemala: Poptún bis Grenze El Salvador (04.03.–13.03.2015)


Die Weiterfahrt nach Río Dulce führt uns durch malerische Landschaft mit viel Grün und mit vielen Hügeln. Natürlich auch mit vielen Sprunghügeln – hier in Guatemala heißen sie übrigens “túmulos”:

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Poptún ist ein typischer kleiner und etwas chaotischer Ort mit viel Verkehr und vielen Tuc-Tucs:

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Aber es gibt hier alles, was “Mann” so braucht, zum Beispiel einen Friseur, bei dem ein Haarschnitt nur umgerechnet 1,20 Euro kostet. Dafür holen wir unseren guten alten Walmart-Rasierer erst gar nicht raus! Außerdem macht Thomas in letzter Zeit immer wieder Andeutungen, er bräuchte mal wieder einen richtigen, guten Schnitt… na ja, jetzt ist er erst mal wieder schön!

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Oft sehen wir Hügel, unter denen ganz offensichtlich eine Pyramide schlummert.

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Wir erfahren von einem Farmer, dass es sich dabei sehr oft tatsächlich um Pyramiden handelt, man aber tunlichst vermeidet, dies kundzutun, denn ist das Grundstück erst mal offiziell zur archäologischen Ausgrabungsstätte erklärt, nimmt man den Bauern das Land weg, ohne dass sie dafür einen Pfennig bekommen.

Auf der Finca Ixobel treffen wir wieder auf Alex und Daniel und verbringen mit ihnen und den Kids einen netten Nachmittag. Abends gibt’s dann ein Lagerfeuer mit Stockbrot:

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Am nächsten Tag erreichen wir das nette Örtchen Río Dulce am östlichen Ende des Lago de Izabal. Eine riesige Brücke – angeblich ist dies die längste Brücke in Zentralamerika – überquert hier den Río Dulce, auf dem man von hier aus sogar Bootsfahrten bis zur Karibik machen kann.

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Von hier aus hat man einen guten Blick auf die zahlreichen vor allem US-amerikanischen Yachten, denn laut amerikanischer Küstenwache ist der See während der Hurrikan-Saison der sicherste Ort in der westlichen Karibik.

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Gerade hier in Bruno’s Marina versammeln sich nicht nur Weltumsegler, sondern auch jede Menge Backpacker und Pauschaltouristen. Wir finden, hier sieht es genauso aus wie am Starnberger See und fragen uns, wieso wir für diesen schönen Anblick so weit reisen mussten!

Und weil es hier am Starnberger See, äh, am Lago de Izabal, so schön ist (er ist übrigens der größte See Guatemalas) suchen wir uns gleich ein Plätzchen für die Nacht – direkt am See, nur ein paar Schritte vom Wasser entfernt.

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Die Zufahrt dorthin ist streckenweise ein bisschen holprig…

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… und der Weg zur Toilette auch ein bisschen mühsam…

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… aber wir genießen einen herrlichen Abend bei Vollmond am See, auch hier begleitet von den urigen Geräuschen der Brüllaffen.

Am nächsten Morgen wird es gar nicht richtig hell, ein Gewitter steht drohend über dem See, und noch bevor wir uns um 8:00 Uhr auf den Weg machen, setzt schon starker Regen ein. Macht aber nichts, denn heute ist Fahrtag – wir wollen die 330 Kilometer über Guatemala City bis Antigua in einem Stück durchfahren. Klingt eigentlich nicht so viel, zumal auch die Straße eine richtig gute sein soll. Aber über große Strecken kommen wir kaum voran. Ständig sind wir eingeklemmt zwischen Bananenlastern, die vor allem an den Steigungen den ganzen Verkehr zum Erliegen bringen.

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Irgendwann hören wir auf zu zählen, wie viele Chiquita-, Del-Monte- oder Dole-Laster wir überholen. Nach am Ende sieben Stunden anstrengender Fahrt ist uns erst mal der Appetit auf Bananen vergangen! Wobei es aber am Straßenrand auch jede Menge davon gibt:

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Pünktlich zum Freitagnachmittagsverkehr erreichen wir Guatemala City, die Hauptstadt Guatemalas, und stecken erst mal wieder fest – wie immer auch hier hinter Mister Chiquita…

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Guatemala City soll eine der gefährlichsten Hauptstädte der Welt sein. Und tatsächlich - jeder noch so kleine Laden wird von mindestens einem Polizisten bewacht. Die meisten der Geschäfte sind mit Gittern verbarrikadiert, wie diese Apotheke hier, und man kauft durch die Eisenstäbe hindurch ein:

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Auch Otto Normalverbraucher ist bis an die Zähne bewaffnet und führt seine geladene Knarre sogar auf dem Motorrad mit sich:

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Wir bemühen uns um den nötigen Sicherheitsabstand, falls sich doch mal ein ungeplanter Schuss lösen sollte.

Da unser Ziel ja Antigua ist, müssen wir Guatemala City zum Glück nur durchfahren und erreichen nach sieben Stunden Fahrt den Parque Ecológiqo Florencia kurz vor Antigua. In Antigua selbst kann man zwar kostenlos auf dem Gelände der Touristenpolizei übernachten, aber wir nutzen dieses Angebot nur für unsere Tagesausflüge. Zum Übernachten kommen wir immer wieder in den Park zurück – so gut gefällt’s uns hier:

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Vor allem der Blick von unserem Stellplatz aus auf die umliegenden Vulkane:

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Was uns vor allem gefällt, sind die Temperaturen hier. Bei unserer Fahrt vom Lago de Izabal nach Antigua haben wir so einige Höhenmeter zurückgelegt. Und mussten wir am See noch schwüle Nachttemperaturen bis an die 30 Grad ertragen, so bläst hier oben auf fast 2.000 m ein kühles Lüftchen. Zum ersten Mal seit längerer Zeit holen wir unsere warme Kleidung und unsere Schlafsäcke wieder hervor – ein tolles Gefühl!

Antigua selbst ist Liebe auf den ersten Blick! Ein Ort von seltener Schönheit. Die alte Kolonialstadt mit grobem Kopfsteinpflaster war früher die Hauptstadt des Landes, aber nach mehreren schweren Erdbeben wurde der Regierungssitz nach Guatemala City verlegt.

Über pastellfarbene Fassaden und Terrakottadächer hat man immer wieder einen schönen Blick auf die drei Vulkane, die die Stadt umgeben: den Agua (3.766 m), den Fuego (3.763 m) und den Acatenango (3.976 m).

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Der Fuego im Hintergrund ist noch recht aktiv, und ein paarmal sehen wir sogar von weitem seine Ausbrüche:

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Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. An jeder Ecke bekommt man kostenlose Stadtpläne und Antwort auf alle Fragen.

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Manche der Gebäude sind nach den heftigen Erdbeben komplett renoviert, andere wiederum liegen noch zum Teil in Ruinen, was aber den Reiz dieser Stadt ausmacht.

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Natürlich gibt es auch hier sehr schöne Gebäude und Kirchen:

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Besonders schön die Iglesia y Convento de Nuestra Senora de la Merced:

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Wir machen einen Bummel über den Kunsthandwerksmarkt, wo es massenweise Werke guatemaltekischer Kunsthandwerker gibt. Hier gibt es ein Riesensortiment an bunten Decken, Masken, Taschen und Schmuck. Nur gut, dass wir keinen Platz im Auto haben, wir wüssten gar nicht, wo wir mit Einkaufen anfangen sollten!

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Natürlich gibt es auch viele nette Kneipen, wo man sich zwischendurch stärken kann. Angetan hat’s uns diese Bodega – man muss nur genug trinken, irgendwann kostet’s dann gar nichts mehr:

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Vom Cerro de la Cruz, dem Kreuzhügel, hat man einen besonders guten Blick über die ganze Stadt und den dahinter liegenden Vulkan:

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Doch auch in den kleinen Gassen erhascht man immer wieder einen Blick auf den mächtigen Berg:

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Übrigens dreht sich hier im Moment alles um das bevorstehende Osterfest. Die Straßen sind schon feierlich in violett geschmückt, und bereits jetzt finden jeden Sonntag große Osterprozessionen mit beeindruckenden Figuren statt:

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Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Semana Santa, die Osterwoche, in der dann jeden Tag die Stadt für die Prozessionen abgesperrt ist.

Wir verbringen drei Tage in Antigua und haben am Ende jede Straße erwandert.

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Aber nicht nur spazieren gehen kann man hier. Besonders Todesmutige setzen sich auch in einen der bunten Busse, die hier Chickenbusses genannt werden. Schön anzusehen und sehr billig, aber immer überfüllt und extrem unbequem.

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Wenn sie in einem Höllentempo über das grobe Kopfsteinpflaster donnern, heißt es “rette sich wer kann”:

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Aber es geht noch unbequemer: im Steh-Cabrio à la Guatemala. Was würde nur der deutsche TÜV hierzu sagen?

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Als wir nach drei Tagen denken, wir haben wirklich alles gesehen, entdecken wir bei der Abreise noch den eigentlichen Höhepunkt: EINE BAYRISCHE KNEIPE!! Wie cool ist das denn?! Eine bayrische Kneipe mitten in Guatemala. Der müssen wir natürlich noch einen Besuch abstatten!

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Die Speisekarte mit “Würsteltraum” und “Würstelpyramide” klingt schon sehr verlockend, aber bei den Preisen bleiben wir doch lieber bei Taco & Co. und warten mit der ganzen Würstelei, bis wir wieder in Deutschland sind.

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So schön Antigua auch ist, man darf natürlich nicht vergessen, dass dies nicht das wahre Guatemala ist. Für uns eher ein Rothenburg-ob-der-Tauber in Guatemala. Nicht zu vergleichen mit dem ansonsten sehr armen Land.

Unser nächstes Ziel ist ein weiterer Höhepunkt Guatemalas: der von Vulkanen eingefasste Lago de Atitlán im Hochland auf 1.600 m.

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So sehr auch die Berge zum Besteigen locken, es ist hier leider ziemlich gefährlich und man kann nur mit Führer bzw. Polizeieskorte wandern. Dazu haben wir keine große Lust und vergnügen uns lieber in Panajachel, dem Hauptort direkt am Seeufer. Hier gibt es mal wieder alles, was das Herz begehrt. Vor allem Kirchen, Kunsthandwerksläden, Märkte, Reisebüros und Restaurants soweit das Auge reicht.

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Dank einer ausgeprägten Gringo-Kolonie bekommt man hier wirklich alles – vom leckeren französischen Baguette über echten deutschen Tomaten-Dosenfisch bis hin zu Weihnachtsplätzchen von Bahlsen. Aber zum Glück haben Expats und Touristen noch nicht komplett die einheimische Bevölkerung vertrieben, die hier genauso liebenswürdig ist wie im ganzen Land.

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Wir lernen Roland aus Nürnberg kennen, der vor 15 Jahren hierher ausgewandert ist. Er verkauft hier “salchichas alemanas” - “Nürnbercher Brodwiaschd” – aber nicht die echten, kleinen, denn dazu braucht man Ziegendarm, und Ziegen gibt’s hier nicht.

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Wir haben viel Spaß mit Roland und erfahren aus erster Hand die Höhen und Tiefen eines Auswanderers.

Vom Hafen aus starten die vielen Boote zu den verschiedensten Rundfahrten über den See…

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… aber den allerschönsten Blick hat man von unserem Stellplatz direkt am See, wo wir herrliche drei Tage verbringen:

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Der Rückweg nach Antigua führt uns über das kleine Bergdorf Sololá, von dem aus man nochmal einen schönen letzten Blick auf diesen wunderschönen See genießen kann.

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Nach vielen Serpentinen und entsprechenden Höhenmetern (es geht bis auf knapp 3.000 m hinauf) erreichen wir nach längerer Zeit mal wieder die Panamericana – die CA 1.

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Es tut gut, endlich wieder ohne Schlaglöcher und Sprunghügel einige Kilometer zurückzulegen.

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Und richtig ordentliche Tankstellen gibt es hier auch. Wir können es kaum glauben, aber wir finden sogar eine Tankstelle, die Diesel in europäischer/amerikanischer Qualität (low sulphur) verkauft. Nach vielen Verzögerungen soll dieser nun in 2015 landesweit eingeführt werden.

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Noch einmal verbringen wir eine letzte Nacht in Antigua. Am Freitag (13.3.) brechen wir früh morgens nach El Salvador auf. Von den vier Grenzübergängen, an denen man nach El Salvador einreisen kann, rät man uns zu Valle Nuevo, wo keine LKW’s einreisen dürfen. Dazu muss man leider nochmal mitten durch die Hauptstadt, was aber trotz stockendem Verkehr reibungslos verläuft.

Die letzten Kilometer bis zur Grenze sind landschaftlich sehr schön, und wir sind traurig, dass wir keine frischen Früchte importieren können, denn hier am Straßenrand gibt es alle paar Meter Stände mit den schönsten und billigsten Ananas (3 Stück für 1,20 Euro), die wir bisher gesehen haben.

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Die unglaublich süßen und aromatischen Ananasfrüchte sind übrigens schon seit Mexiko fester Bestandteil unseres täglichen Frühstücks.

Am 13.3. um 12 Uhr mittags erreichen wir die Grenze. Adiós, Guatemala, es war wunderschön. Wir haben die zwei Wochen sehr genossen, die schöne Landschaft, die sehr gastfreundlichen und liebenswürdigen Menschen. Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht, haben uns auch hier nie unwohl gefühlt und verlassen dieses schöne, leider sehr arme Land mit einem sehr guten Gefühl und ausschließlich guten Erinnerungen.

Der letzte Blick – auf der anderen Seite der Brücke ist schon El Salvador, unser nächstes Land in Zentralamerika.

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Unsere Strecke von Poptún bis zur Grenze von El Salvador (950 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 61.519 km.

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Blog erstellt am 14.03.2015 in Apaneca auf der Ruta de las Flores in El Salvador.