Freitag, 27. Dezember 2013

11. Etappe: Florida – Keys und Everglades (15.-26.12.2013)


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Für alle, die unsere Weihnachtsgrüße nicht rechtzeitig erreicht haben, auf diesem Wege nochmals

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein gesundes Jahr 2014!

Am 16. Dezember machen wir uns auf den Weg in die Keys. Jeder hatte uns gewarnt, dass es fast unmöglich sei, noch einen freien Campingplatz so kurz vor Weihnachten zu bekommen. Sollte man überhaupt einen freien Platz finden, so muss man mit ca. 80 bis 100 Dollar rechnen. Wir machen uns also auf das Schlimmste gefasst, d.h. eventuell nach Key West fahren, eine Nacht irgendwo “wild” campen und dann wieder zurückfahren. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir letztendlich – mit viel Glück – 6 Nächte in den schönsten State Parks (für 43 Dollar pro Nacht) übernachten konnten (Bahia Honda und Curry Hammock). Hier entstand dann auch unsere diesjährige Weihnachtskarte, bei deren Erstellung wir sehr viel Spaß hatten (und viele andere auch, die sich unsere Mützen ausliehen und ebenfalls Weihnachtsfotos machten).

Eines der Highlights der Keys sind die insgesamt 42 Brücken, die die einzelnen Inseln miteinander verbinden, die sich von Key Largo bis Key West über insgesamt 106 Meilen erstrecken.

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Die bekannteste und längste Brücke ist die Seven-Mile Bridge, die man (d.h. Thomas) mittlerweile sogar mit dem Rad überqueren kann. Parallel dazu verläuft die alte Seven-Mile Bridge, die zum Teil noch für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist.
James Bond Fans kennen diese Brücke sicher von einigen spektakulären Szenen, die hier gedreht wurden. Auch einige Szenen von “Mission Impossible” spielten hier:

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Die ersten vier Nächte verbringen wir im Bahia Honda State Park (37 Meilen vor Key West), der berühmt ist für den angeblich schönsten und längsten Sandstrand der Keys.

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Die Zufahrt zu unserem Stellplatz gestaltet sich allerdings sehr abenteuerlich: wir müssen unter der Highway Brücke, die nach Key West führt, hindurchfahren. Die Durchfahrt ist genauso hoch wie unser Auto ohne Fahrräder, nämlich 2 Meter! Der niedrigste Punkt ist hier die Wasserleitung nach Key West, und sollten wir diese Leitung beschädigen, legt dies die gesamte Wasserversorgung der Keys lahm! Es ist tatsächlich sehr knapp, aber wir schaffen es und werden mit einem herrlichen Zeltplatz belohnt:

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Von hier hat man einen tollen Blick auf die alte Eisenbahnbrücke, die zwischen 1908 und 1912 von Henry Flagler erbaut wurde.

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Für Thomas wird dieser Campingplatz sicher in Erinnerung bleiben: Nach einem sehr schönen Sonnenaufgang…

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… genießen wir unser Frühstück auf unserem Stellplatz unter den Bäumen. Plötzlich trifft Thomas eine heftige Dusche von oben. Nicht wissend, wie ihm geschieht, rettet er sich grade noch rechtzeitig, um weiterem Ungemach zu entkommen: direkt über uns sitzt ein riesengroßer Leguan in den Ästen, der wohl grade sein Frühstück verdaut hat! Für Thomas bedeutet dies eine intensive Dusche sowie komplette Reinigung seiner Klamotten!

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Die Leguane sind hier nicht heimisch, sondern wurden hier ausgesetzt und vermehren sich unkontrolliert, da sie keine natürlichen Feinde haben. Dies hat zur Folge, dass z.B. eine Schmetterlingsart komplett von ihnen ausgerottet wurde. Die Park Ranger sind ständig bemüht, diese Eindringlinge einzufangen. Wir treffen sie immer wieder, sogar auf Supermarktparkplätzen!

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Besonders freuen wir uns natürlich auf unseren Besuch in Key West!
Obwohl sich Key West seit unserem letzten Besuch vor 18 Jahren sehr verändert hat, hat es sich immer noch seinen besonderen Charme erhalten.

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Per Fahrrad erkunden wir die Innenstadt mit den Sehenswürdigkeiten, zu denen natürlich auch der südlichste Punkt der USA gehört. Wir amüsieren uns über die lange Schlange von Touristen, die sich anstellen, nur um ein Foto vor diesem berühmten Punkt zu machen.

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Die großen Kreuzfahrtschiffe steuern mittlerweile auch Key West an:

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Auch hier steht alles im Zeichen von Weihnachten. Selbst die Weihnachtsbäume sind hier unkonventionell. Dieser hier besteht aus Lobsterkäfig-Bojen:

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Auf keinen Fall auslassen darf man natürlich den Sonnenuntergang am Mallory Square. War dieser Platz vor 18 Jahren noch eine sehr zwielichtige und verfallene Gegend, so ist er jetzt ein professionell hergerichteter Platz, auf dem sich zum Sonnenuntergang die ganze Stadt inklusive diverser Straßenkünstler zu treffen scheint. Nichts ist, wie es war, nur der Jongleur ist noch immer derselbe wie damals (seit 21 Jahren)!!

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Nach einer Woche verlassen wir die Keys, machen noch einen kurzen Abstecher nach Süd-Miami (Coconut Grove), und von hier geht es dann wieder in die Everglades. Am Eingang des Nationalparks besuchen wir eines der sehr schönen und informativen Visitor Center. Diese Visitor Center sind zum Teil wie Museen aufbereitet und bieten – u.a. mit sehr gut gemachten Filmen und Displays – einen optimalen Einblick in die jeweilige Gegend.

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Bei der Fahrt durch die Everglades amüsieren wir uns über die spektakuläre Passhöhe von sage und schreibe 3 Fuß (= 1 Meter)!! Das passt so gar nicht in unser Bild von den USA, wo alles “das höchste …”, “das größte …” etc. ist. Wir überqueren diesen Pass aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten…

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Immer wieder hören wir, dass dieser Dezember extrem warm ist. In den Keys hatten wir immer um die 30 Grad. So richtig bewusst wird uns dies aber erst in den Everglades. Am südlichsten mit dem Auto zu erreichenden Punkt der Everglades, in Flamingo, wollen  wir eigentlich übernachten, wundern uns aber, dass der Campingplatz fast leer ist. Bei dem Versuch einer kleinen Wanderung wird uns der Grund schnell klar:

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Fluchtartig verlassen wir das moskitoverseuchte Flamingo. Wobei die Moskitos aber hier nicht das einzige Problem sind: Geier beschädigen hier die Autos, so dass man mit bereitgestellten Folien sein Auto abdecken sollte:

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Unser nächster Stopp ist Shark Valley, wo man mit dem Fahrrad mitten in die Everglades hineinfahren kann. Vom Observation Tower am südlichsten Punkt der Strecke hat man einen schier endlosen Blick über die Everglades:

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Das Fahrradfahren erweist sich hier als Slalomparcours, da immer wieder links und rechts des Weges Alligatoren in der Sonne liegen und auf Beute warten?!?

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Mittlerweile hat die Urlaubswelle Südflorida erreicht. Für uns heißt dies, dass es immer schwieriger wird, einen geeigneten und erschwinglichen Campingplatz zu finden. In den letzten 2 Tagen haben wir immer wieder einen Vorstoß nach Norden unternommen und waren am Abend wieder reumütig auf unserem Campingplatz bei Naples. Heute haben wir endlich Nägel mit Köpfen gemacht und online die nächsten Nächte in Stateparks an der Westküste reserviert.

Unsere Strecke vom/zum Collier Seminole State Park über Key West und die Everglades (1.486 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 16.356 km.

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Blog erstellt am 26.12. am Campingplatz im Collier-Seminole State Park bei Naples.

Montag, 16. Dezember 2013

10. Etappe: Zentral-Florida: Ost- und Westküste (29.11.-14.12.2013)


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Endlich sind wir in der Wärme angekommen! Je weiter südlich wir uns bewegen, desto mehr nähern sich die Temperaturen den 30 Grad, und auch das Wasser hat sommerliche 20-22 Grad! Auch wenn vom Baden abgeraten wird - auf Grund von rauer See und Quallenalarm (man-o’war) - gibt es einige wenige Tapfere:

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Bevor wir jedoch das Meer erreichen, machen wir noch einen Abstecher nach Orlando. Die großen Vergnügungsparks lassen wir diesmal aus und erkunden lediglich Orlando Downtown mit seinem wiederbelebten Zentrum, das natürlich auch schon weihnachtlich geschmückt ist:

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Da Thomas vor 20 Jahren in Florida gelebt hat, zieht es ihn immer wieder an seine alten “Tatorte” (v.a. Kneipen) zurück. In der Church Street, einem rekonstruierten Kneipenviertel mit Country- und Westernbars, hat er schon das eine oder andere Bierchen getrunken:

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Auf unserer Weiterreise durch Florida kommen wir wieder in den Genuss verschiedenartigster Campingplätze. Hier eine kleine Auswahl der letzten 14 Tage:

Kostenloser rustikaler Platz mit Plumpsklo mitten im Dschungel (DuPois) – westlich von Palm Beach:

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Bei Ed und Denise im Garten in Loxahatchee:

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Auf dem John Prince Campground in Lake Worth/Lantana Privatflughafen:

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Am Lake Okeechobee in South Bay mit Mückenalarm:

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Bei Claus in der Garageneinfahrt in Bonita Springs:

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Und hier Thomas’ Favorit: Aufwachen neben einem Budweiser-LKW auf einem Supermarkt-Parkplatz:

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Auch landschaftlich hat Zentralflorida einiges zu bieten. Wir verbringen unsere Tage mit Wandern und Radfahren, wie z.B. hier im DuPois Park:

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Wir sind hier fast alleine – FAST:

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Da radelt man doch gleich einen Gang schneller…

Von Lake Worth aus besuchen wir Thomas’ alte Wirkungsstätten zwischen Palm Beach und Miami. Alles hat sich in den letzten 20 Jahren sehr stark weiter entwickelt, meistens sehr zum Positiven. Neue Parks sind entstanden, es gibt Radwege, wo man früher auf der Schnellstraße fahren musste, und Gegenden, die damals am Verfallen waren, sind heute zu In-Gegenden geworden.

Thomas’ Wohnanlage, in der er von 1988-1993 gewohnt hat, sieht noch genauso aus, nur der Name hat sich geändert – und sicher auch der Mietpreis:

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Mit lieben Freunden aus München, die grade in Boca Raton Urlaub machen, verbringen wir einen sehr netten Tag und besuchen u.a. den Spanish River Park zwischen Atlantik und Intracoastal.

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Die Erkundung von Miami Beach bietet sich natürlich mit dem Fahrrad an, und wir sind natürlich nicht die einzigen.

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Immer wieder sehenswert: das Art Deco Viertel mit seinen perfekt renovierten bunten Häusern in South Beach:

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Bei unseren Radtouren wird uns einiges geboten, und wir sind immer hautnah dabei – wie hier bei einer Hochzeit am Strand. Besonders haben es uns die Brautjungfern angetan…

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Und hier sind wir live dabei, als in Fort Lauderdale 5 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig auslaufen. Selbst 30-stöckige Häuser erscheinen klein neben diesen Giganten der See:

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Mit einem Besuch in Palm Beach verabschieden wir uns erst mal von der Atlantikküste und fahren an die Westküste nach Bonita Springs zu Thomas’ Freund Claus aus Braunschweig, der schon seit vielen Jahren hier wohnt.

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Mit Claus verbringen wir zwei schöne Tage. Die Golfküste bietet nicht nur ruhiges, warmes Wasser und weiße karibische Strände, sondern auch herrliche Sonnenuntergänge. Auch die Lufttemperatur ist hier noch höher als am Atlantik, und bei unserer Ankunft in Bonita Springs zeigt das Thermometer rekordverdächtige 32 Grad!! Dies ist umso erstaunlicher, da die gesamten USA grade von einer heftige Kältewelle überrollt werden…

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Claus verwöhnt uns zum Abschied noch mit ein paar riesigen (Brontosaurius-?)Steaks, bevor er uns wieder in die Wildnis entlässt.

Die Wildnis – das sind die westlichen Everglades (Big Cypress National Preserve) mit ihren Myriaden von Moskitos!!! Nach der Theorie sind wir ja in der Trockenzeit, und damit sollte es keine oder nur wenige Moskitos geben. Mit Sonnenuntergang – wie auf Knopfdruck – fallen sie über uns her. Es gibt kein Entkommen, und nach kurzer Zeit hat man kaum noch Körperstellen, die nicht zerstochen sind.

Am schlimmsten trifft es uns bei unserer Wanderung durch die Sümpfe.

Vom Tamiami Trail aus machen wir im Collier-Seminole State Park eine Wanderung, die eigentlich ganz einfach klingt: 12 Kilometer mit lediglich 5 Höhenmetern durch die verschiedenen Vegetationszonen der Everglades. Klingt nach einer 2 1/2 Stunden Wanderung, endet  aber mit einem 5 Stunden-Gewaltmarsch.

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Es beginnt noch ganz gemütlich mit einem Spaziergang durch steppenartige Graslandschaft:

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Plötzlich geht die Graslandschaft in dichten Dschungel über, und auch die Anzahl der Mücken nimmt zu:

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Danach müssen wir durch zum Teil knietiefes Wasser waten.

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Wäre ja noch gar nicht so schlimm, würden nicht schon diverse Überraschungen am Wegesrand lauern!!
Hoffentlich nicht die kleine Schwester der Kreuzotter!!

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Die letzten Kilometer sind fast unbegehbar. Purer Sumpf und Matsch, manchmal versinkt man beinahe knietief im Schlamm. Ein Vorankommen ist fast unmöglich.

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Hier dachten wir, wir haben es geschafft. Der Endspurt war dann eine regelrechte Schlammschlacht.

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Trotz allem ein Erlebnis, sieht man von den vielen Kratzern, Schürfwunden, Mückenstichen und dreckigen Klamotten ab…

Inzwischen sind wir 100 Tage unterwegs und haben immer noch viel Spaß am Reisen. Das Salz in der Suppe sind die vielen kleinen und großen Abenteuer/Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, vor allem aber die Bekanntschaften und Gespräche mit so vielen interessanten Menschen.

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Unsere Strecke vom Ocala National Forest zum Collier Seminole State Park (1.671 km) – Gesamtkilometer bis jetzt: 14.870 km.

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Blog erstellt am 15.12. mitten in den Everglades auf einem Wanderparkplatz, wo wir uns für die Nacht eingerichtet haben.