Montag, 23. September 2013

2. Etappe: Von Québec nach New Brunswick (12.-22.09.2013)


Eigentlich wollten wir die tollen Schiberge von Mont Tremblant erwandern, aber unsere erste Tour müssen wir wegen Gewitter und Starkregen auf halber Höhe abbrechen… Dies ist dann auch der Beginn der kanadischen “Regenzeit”, die uns mittlerweile bis nach New Brunswick verfolgt…

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Nachdem die meisten Campingplätze nun schon in Winterschlaf gehen, versuchen wir es jetzt mit “Wildcampen”. Obwohl Kanada ein riesiges Land ist, gibt es nur wenige Möglichkeiten, in der Wildnis zu übernachten (entweder privat oder es fehlen die Straßen).
Eine gute Alternative ist jedoch der Walmart-Parkplatz. Hier treffen sich abends erstaunlich viele Camper. Die Morgen- und Abend-Toilette in einem Supermarkt ist auch ein ganz besonderes Erlebnis…
Aber auch eine Nacht im Fährhafen ist eine gute Alternative und schont das Reisebudget…

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Ab Québec gilt: “on parle francais” – Englisch spricht und versteht hier erstaunlicherweise kaum noch jemand – selbst der gute alte KFC wird zu PFK!

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Québec selbst ist eine wunderschöne Stadt: die älteste noch original erhaltene Innenstadt Nordamerikas mit schönen Gebäuden, Gassen, einer Festung und vielen sehr guten Straßenkünstlern. Hier können wir uns endlich körperlich betätigen und die Stadt zu Fuß erkunden.

Wahrzeichen der Stadt: das berühmte Hotel Frontenac:

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Auch interessant ist eine Führung durch eine “cabane à sucre”,  wo man die Herstellung des Ahornsirups erfährt.
Mathieu erklärt uns hier die Schritte vom Ahornbaum bis zum Gaumen…

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Jetzt genug der Großstädte. Nach Québec lassen wir die Städte hinter uns und erkunden die kanadische Wildnis. Erstes Ziel ist ein herrlicher Nationalpark nordöstlich von Québec: Les Grands Jardins.
Endlich können wir eine schöne Bergtour auf den Mont du Lac des Cygnes machen. Dieser bietet einen herrlichen Blick auf vier Vegetationszonen (Taiga, Tundra, Laub- und Nadelwald), auf den St. Lawrence Strom, sowie auf die ersten Schneeflocken…

Der Aufstieg über den Lac des Cygnes:

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Gipfelblick mit dem St. Lawrence Strom im Hintergrund – gut, dass man die Kälte im Blog nicht spüren kann!

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Immer wieder werden wir vor Bären gewarnt…

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… bisher haben wir aber nur einen Elch gesehen:

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Bei unserer Weiterreise immer am Nordufer des St. Lawrence Stroms entlang erlebt man Kanada, so wie man es sich vorstellt: unzählige einsame Seen, an denen immer nur max. 1 Haus steht, und teilweise auch das entsprechende Wasserflugzeug:

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Ab jetzt kann man im St. Lawrence Strom immer wieder vorbeiziehende Wale sehen, ganz verbreitet ist hier der weiße Beluga-Wal.

Leider sind sie sehr kamerascheu, bis auf diesen hier:

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Mit der Fähre setzen wir über den Saguenay River über, in dessen Fjord sich besonders viele Wale tummeln.

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Selbst vom Campingplatz aus haben wir einen traumhaften Blick über den Fjord:

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Immer wieder fällt uns auf, dass hier alles viel größer ist als in Europa, dies gilt nicht nur für die Cornflakes-Packungen:

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… und hier nochmal ein Größenvergleich:

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Langsam kündigt sich der Indian Summer an…

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… wir beschließen deshalb, nicht weiter nach Norden, d.h. Neufundland, zu fahren, sondern drehen ab Richtung Südosten.

Der St. Lawrence Strom ist auf Grund seiner Breite bereits seit Québec nur noch per Fähre zu überqueren und wir nehmen die letzte Möglichkeit in Godbout, um auf die Halbinsel Gaspésie überzusetzen. Hier ist der Fluss bereits 60 Kilometer breit und die Fahrt dauert 2 1/2 Stunden.

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Ankunft in Matane nach kalter und stürmischer Überfahrt:

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Die Gaspésie ist die Halbinsel, die in den St. Lawrence Golf hineinragt und der kanadische Ausläufer des Apalachen-Gebirgszuges. Wir machen eine Wanderung auf der letzten Etappe des internationalen Apalachian Trails, der über 7.500 km von Key West bis hierhin verläuft.

Auch hier werden wir vor Bären und Karibous gewarnt, doch die echte Gefahr lauert in Form eines Riesen-LKW’s:

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Ein Ausweichen ist auf Grund der dichten Vegetation nicht möglich, und nur durch einen beherzten Sprung ins Gebüsch können wir uns in Sicherheit bringen!

Auf dieser Wanderung haben wir einen schönen Blick über die Südküste der Gaspésie:

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Wir verstecken uns vor dem starken Sturm mit einem größeren Einparkmanöver in die hinterste Ecke eines Gebüsches, um einigermaßen Schutz während der Nacht zu bekommen:

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Eine Regenfront mit anhaltenden Wolkenbrüchen vertreibt uns nach Osten Richtung Halifax. Hier in New Brunswick wird wieder Englisch gesprochen und wir sind auch wieder eine Stunde näher an Europa.

Wir nutzen das schlechte Wetter, um dringende Hausarbeiten zu erledigen…

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… und unseren Blog wieder auf Stand zu bringen…

Unsere Strecke von Ottawa bis Miramichi (1.666 km):

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Blog erstellt am 23.09. in Miramichi in New Brunswick.

Donnerstag, 12. September 2013

1. Etappe: Von Philadelphia nach Ottawa (31.08.-11.09.2013)



Nach 10 mehr oder weniger turbulenten Tagen setzt langsam die Entschleunigung ein und wir sitzen in den kanadischen Bergen bei Montréal in einem sehr schönen Schigebiet und warten auf den ersten Schnee…
Seit unserer Abreise aus München verlief bis jetzt alles wunderbar…
Trotz guter Reisevorbereitung sind wir noch lange nicht fertig, als unsere neuen Mieter bereits mit den ersten Möbeln vor der Tür stehen. Der fliegende Wechsel verläuft völlig reibungslos und harmonisch und schon sind wir auf dem Weg zum Flughafen. Unsere letzte Nacht in Deutschland verbringen wir in einem Hotel am Flughafen, um früh am nächsten Morgen frisch und voller Vorfreude unsere große Reise anzutreten.
“Good times lie ahead…” – hoffentlich hält das Motto auf Claudia’s T-Shirt, was es verspricht…
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Der Flug verläuft reibungslos, ebenso die Einreise in Philadelphia. Nur die Übernahme des Mietwagens scheint eine Ewigkeit zu dauern… aber 2 Stunden nach der Landung sind wir dann auf dem Weg nach Baltimore und suchen uns ein Hotel für die erste Nacht.
Am nächsten Tag steht Washington auf dem Programm. Wir sind etwas überrascht, wie heiß und vor allem schwül es im September hier noch ist. Es fühlt sich an wie in Florida… Trotzdem machen wir uns zu Fuß auf, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen:
Der erste Stopp ist das Weiße Haus…
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… und das Kapitol:
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Bei 35°C ist es gut, dass es an jeder Ecke einen Wasserspender gibt!
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Auch das ist Washington: Georgetown, ein malerisches Studentenviertel:
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Da wir unser Auto erst am Dienstag oder Mittwoch erwarten, verbringen wir den Montag (Labor Day) in Baltimore, einer typisch amerikanischen Stadt mit einer attraktiven Waterfront:
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Am Dienstag bekommen wir Gott sei Dank unser Auto, und das noch in perfektem Zustand. Schnell geben wir unseren Mietwagen zurück und schon sind wir auf dem Weg nach Norden durch Pennsylvania:
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Thomas’ Highlight: eine Besichtigung des Harley Davidson Museums und der Fertigung…
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… und Claudia’s Highlight: eine Besichtigung der Hershey Fabrik.
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Mitten in den Wäldern Pennsylvania’s machen wir’s uns in einem Nationalpark gemütlich und räumen erst mal das Auto um, das bisher ein einziges Chaos war. Denn wie erwartet haben wir viel zu viele Dinge im Reisegepäck mitgebracht.
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Als alles einigermaßen verstaut ist, machen wir die erste Wanderung. Hier stellen wir zum ersten Mal fest, dass es die Amerikaner mit den Sicherheitsanforderungen übertreiben! Den Helm beim Radfahren verstehen wir ja noch, aber eine Warnweste beim Wandern ist dann doch etwas gewöhnungsbedürftig!
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Übrigens – Anmerkung der Redaktion – durch Anklicken der Bilder lassen diese sich vergrößern. Lupe ist nicht erforderlich Zwinkerndes Smiley
Ganz populär in den USA sind Radtouren auf alten Eisenbahnstrecken, die zu Rad- und Wanderwegen umfunktioniert wurden, sog. Rail Trails. Wir fahren viele Kilometer am herrlichen Fluss entlang, bis wir einen General-Store erreichen. 3/4 der Fläche ist für Anglerbedarf reserviert, aber es gibt auch ein paar andere Lebensmittel, falls man nicht gerade Appetit auf Würmer hat…
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Ein paar Kuriositäten fallen uns in den ersten Tagen immer wieder auf. An einem Campingplatz, wo wir übernachten wollen, werden wir wieder weggeschickt. Als wir fragen, warum wir hier nicht übernachten können – der Platz ist ganz offensichtlich geöffnet – erhalten wir folgende Antwort. “Your car is not a RV (Wohnmobil)”. Unsere Antwort: “ It is a RV. We are sleeping in it.” Nach Stirnrunzeln die finale Antwort des Campingplatz Eigentümers: “… but it is too small. Sorry you cannot stay here”
Im Nachhinein wird uns klar warum. Unser VW Bus ist so groß wie die Autos, die die Amerikaner hinter ihren RVs hinterherziehen.
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Wir genießen das Outdoor Leben und haben uns schnell wieder daran gewöhnt, dass man das “Badezimmer” mit Fröschen teilt, die Abendgymnastik aus Handtuchwedeln zum Erschlagen der Mücken besteht und ein Frühstück in freier Natur selbst bei kühlen 7°C Grad besser schmeckt als im 5 Sterne Hotel:
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Nachdem wir Upstate New York durchquert haben, erreichen wir eins der 10 Highlights der USA: die Niagara-Fälle.
Mit dem Fahrrad ist es einfach, die Fälle von allen Seiten zu bewundern. Außerdem ist es immer wieder lustig, mit dem Fahrrad einen Grenzübertritt zu absolvieren. Die Immigration Officer stellen immer wieder die gleichen Standard-Fragen, ob sie nun passen oder nicht. Bei der Einreise nach Kanada werden wir gefragt, wie lange wir in Kanada bleiben wollen und was wir mit uns einführen. Nach unserer Antwort “for a few hours, just to see the falls from the Canadian side” verschwindet der Officer, um mit seinem Supervisor Rücksprache zu halten. Nach 10 bangen Minuten kommt er mit der freudigen Antwort: “Welcome to Canada”!
Der “Horseshoe-Fall” auf der kanadischen Seite:
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Dauerregenbogen über den amerikanischen Fällen:
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Beide Fälle mit dem Ausflugsboot “Maid of the Mist”:
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… und nochmal der Horseshoe Fall:
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Bei der Rückreise nach USA per Fahrrad eine ähnliche Prozedur: “How long have you been in Canada? Where are you going to?” – Unsere Antwort: “Only a few hours – and now we are going to our car” erzeugt erst mal Stirnrunzeln und Sprachlosigkeit. Vielleicht war diese Antwort doch etwas zu knapp – jetzt werden wir genau unter die Lupe genommen: Hut runter, Sonnenbrille runter, detaillierte Überprüfung unserer Pässe und Visa. Nach ein paar ausführlicheren Antworten zu unseren Reiseplänen stehen wir dann gottseidank wieder auf amerikanischem Boden! Nur, um dann gleich wieder – diesmal mit dem Auto – nach Kanada einzureisen… Details hierzu ersparen wir hier dem geneigten Leser… und entschuldigen uns bei den Autos hinter uns, die eine Viertelstunde warten mussten…
Unser erster Stopp in Kanada ist eine Stadtbesichtigung von Toronto, wieder per Rad:
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Die Nächte verbringen wir außerhalb der großen Städte auf idyllischen gelegenen State- oder National Park Campgrounds. Trotz endloser Weite und Wälder konnten wir bis jetzt noch nicht wild campen. Aber ganz gleich, ob im Wald oder am Fluss oder See – wo immer wir hinkommen, die Moskitos sind schon da! Wie wird das wohl erst im Sommer in Alaska werden!?!
Auf unserer Fahrt von Toronto nach Ottawa durchqueren wir die kanadische Seenplatte mit ihren Kanälen und Schleusen. Ein Paradies für Wassersportler, und ohne Kanu auf dem Autodach wird man sofort als Ausländer erkannt!
Selbst Kanada’s Hauptstadt Ottawa wird von Kanälen durchzogen, und man muss zahlreiche Schleusen passieren, wie hier gleich 8 auf einen Streich:
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Ottawa’s Gebäude zeigen den starken Bezug zu England – alles “very British”:
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Der Kontrast zwischen Alt und Neu ist überall präsent:
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Unsere Strecke bisher von Philadelphia bis Ottawa (2.193 km):
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Blog erstellt am 12.09. in Mont Tremblant, einem Schigebiet nördlich von Montréal.